Das Tagebuch

18.4.24
„Köln und Kultur“ -
Wie passt das zusammen?
Ich selbst wäre von allein gar nicht auf die Idee gekommen, diese beiden Begriffe mit einem „und“ zu verbinden. Der ‚Kölner Stadt-Anzeiger‘ aber hat damit offensichtlich keine Probleme.
In der heutigen Ausgabe mit dem 1. Teil seiner Selbstbeweihräu­cherungs-Doku „Wir feiern die Kultur“ - selbstverständlich selbstlos unterstützt von den altruistischen, obligaten üblichen Kölner Kultur-Verdächtigen - beginnt das Trauerspiel schon mit den ersten zwei Sätzen des Vorwortes.
„Je schwerer die Zeiten, umso wichtiger die Kultur: Zum Glück ist die Kulturszene nirgendwo in NRW so vielfältig wie in dieser Region.“
Im Normalfalle liest man so einen Faux-pas einfach irgendwie weg. Das kulturalistische Grundgesetz 'Bevor man sich selbst in den Himmel lobt, muss man als Lokalpatriot all die, die man nicht mag oder kennt oder nich kennenlernen will und die nicht direkt umme Ecke wohnen, erst mal theoretisch zu armseligen Höllenbewohnern degradieren. Mit anderen Worten:
„Zum Glück ist die Kulturszene nirgendwo in NRW so vielfältig wie in dieser Region.“
Muss man jetzt die armen Menschen, die das Pech haben, in Biele­feld, in Osnabrück oder horribele dictu in Bocholt hängengeblieben zu sein, wegen ihres schlimmen Schicksals beweinen? Der Dichter und Überschriften-Schriftsteller vom Stadtanzeiger hat es bestimmt nicht so böse gemeint, wie er es geschrieben hat. Dass die Kultur-Situation in anderen Regionen, im Nicht-Rheinischen, im Schnitt noch beschissener ist als in Köln, das setzt der Gefühl-Kölner, ohne Fakten-Wissen, einfach voraus.
Da kann der Planet drumherum unbewohnbar werden wie der Mond, der Kölner (wie auch sein Stadtanzeiger) würden entgeistert entgeg­nen: damit wolle man Menschen, die nicht schunkeln können, in keinster Weise beleidigen. Man kön­ne mit denen ganz einfach nur nix anfangen. Und: Die ge­hörten ja auch sowieso nicht nach Köln. So einfach sei das.
Ach ja, und was das alles mit Volksverhetzung und Quasi-Rassismus zu tun haben soll, hätten se in der Szene noch nie verstanden. Hauptsache in ihrem Veedel.
zum Tagebuch