Das Tagebuch

29.12.24
„Tag der unschuldigen Kinder“
Bei manchen Sprüchen, auch nur bei manchen Wörtern, Worten und Begriffen zuckt man unwillkürlich mit den Schultern zusammen und möchte am liebsten losschreien „Oh, nein! Das gibt’s doch gar nicht!“
Dann stellt sich raus: Das gab’s auch gar nicht. Das war wie alles andere in dem Zusammenhang auch so was wie eine alternative Faktenfabel. In deutscher Sprache fingen solche Erzählungen meist mit „Es war einmal“ an. Später nannte man das ‚Märchen‘ bzw. „fake news“. Eine Zeitlang war "Lügenpresse" auch sehr gefragt.
Unterm Strich und auf einen Nenner gebracht hieß das dann:
Unterm Tannen­baum is fast alles erstunken und erlogen, aber nicht schlecht gemacht.
Doch wofür der ganze Aufwand?
Um das Jahr 0 nach unserer Zeitrechnung hatten die Juden in Jeru­salem und Umgebung zum wiederholten Male von den Römern die Nase gestrichen voll. Man wollte seinen eigenen Kram machen. Und im Erzählen waren sie schon immer Gottes erste Garde gewesen. Aber erst 50 bis 100 Jahre nach der angeblichen Hinrichtung eines angeblich außergewöhnlichen, zauberhaften Wanderpredigers und seiner fulminanten Wiederauferstehung ka­men vier, fünf Großhumo­risten mit katastrophalen Gedächtsnis­lücken, die sich zudem nicht mal kannten, auf die Idee, über ihren charismatischen Herrn und Meister eine sog. Biographie zu erfinden. Dass sich die Schwer­punkte bei solchen Vorhaben hin und wieder ganz schön verschie­ben, kennt man auch heute noch. So wurde aus dem anfänglich harmlosen jüdischen Reformhaushippie nach meh­reren Häutungen 400 Jahre später ein antisemitischer Vorzeige-Start-Upper, der sich am besten von allen, die im Angebot waren, als stets loyaler Staats­klon & Stein­meier verkaufen ließ.
2000 Jahre lebendiges Christentum und das zumeist an vorderster Front, verursacht durch einen harm- & mittellosen jüdischen Reform­haushippie – also, ich finde, da kann man durchaus an einem Tag wie diesem, dem „Tag der unschuldigen Kinder“, an dem erfahrungs­gemäß auch sonst nix groß passiert, ruhig mal dran erinnern.
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