Das Tagebuch

7.1.25
Et riech' nach Bürgerkriech
--- Jetzt auch noch Österreich. Und sie nennen sich "die Neos".
Als ob da irgendwas Neues dran wäre! ---*)
Et riech' nach Bürgerkriech.

Anfang ‘33 brauchte man noch Phantasie, um sich vorzustellen, wohin die Reise gehen sollte. Heute wissen wir's. Der kluge Satz von Marx „Geschichte wiederholt sich nicht, es sei denn als Farce“ klingt dummerweise irgendwie beruhigend.**) Denn daraus folgt logischer­weise nicht unbe­dingt, dass die Farce dann auch un­blutiger ausfallen würde.
Et riech' nach Bürgerkriech

Wir wissen jetzt schon, wer die ersten Opfer sind.
Wir wissen jetzt schon, wer die Täter sind.
Wir kennen jetzt schon die Namen und Adressen.
Wir kennen jetzt schon all ihre Finessen
Wir kennen auch all ihre Ausreden und Taktiken,
Wir kennen auch alle ihre Hinterzimmerpraktiken.
Wir kennen jetzt schon all die Lügen und Intrigen
und ihre sonstigen billigen Entschuldigungen.
Und ...
wir haben jetzt schon alle unsere Persilscheine parat.

Wir kennen das alles:
Wir kennen die Maßnahmen
Wir kennen die Methoden.
Wir kennen den Zweck
Und wir kennen die Mittel.
"Denn der Zwerg reinigt die Kittel." Ja, hahaha.***)
Was haben wir gelacht.
Ja, wir kennen die Menschen ...
Wir kennen das ganze menschliche Pack.

Es ist ja überall dasselbe.
Es sind überall dieselben.
Die diese Welt zerbröseln.
Wir brauchen dafür keinen Trump
Und keinen Putin-Köter von der Leine. ****)
Wir können das alles auch!
Alleine!*****)
Et riech' nach Bürgerkriech

Und erst wenn die letzte Sackgasse dichtgemacht hat,
die letzte Autobahn im Hochwasser weggesoffen ist
und die letzte Eisenbahn schon lange weg,
wenn die letzte Einbahnstraße und die hinterletzte Nebenstrecke,
der letzte Rumpel-Feld-Wald-und Wiesenweg ... verschwunden ist!
Wenn selbst der allerletzte Holzweg, Trampelpfad und Ausweg … weg ist! Und sogar noch der letzte Geheimweg - der letzte Flucht-und Fußweg, Irrweg, Sandweg, Mehrweg, Pilgerweg, Seeweg, Kreuzweg, Heim- & Rückweg und der allerletzte Heiler-, Ab- & Umweg versperrt ist - wenn das alles weg ist, und uns nur noch der kollektive Weg ab durch die Mitte, durch Himmel und Hölle bleibt ...
wenn also gar nichts mehr geht, Schluss-aus-finito und vorbei ist,
wie Hopfen & Malz verloren, nun also wirklich Matthäi am Letzten,
absolut Ende Gelände und die Apokalypse Alltag ...
... Sie aber, meine sehr verehrten Herren und Damen,
zufällig noch 'ne 2. Erde im äh Koffer­raum rumliegen haben,
ja, dann ähm,
ja dann:
Gute Nacht, Marie.
Et riech' nach Bürgerkrie
Fazit:******)
Keine schönen Aussichten.

------------------------------------------------------------------------------------

Ein paar Anmerkungen,
die aber vielleicht auch gar nicht so notwendig sind:
*) In Österreich verhandeln zur Zeit FPÖ und ÖVP über eine Regie­rungsbildung. Am Ende könnte dabei der rechtsradikale Kickl den Kanzler geben. Österreich halt.
**) Der erste Teil des Satzes stammt von Hegel, der mit der Farce sinngemäß von Marx. Nur damit hier nix durcheinander kommt.
***) „Der Zwerg reinigt die Kittel“ ist der Titel eines Romans von Anita Augustin. Und der Spruch im Original lautet - für alle, die immer noch rätseln „Der Zweck heiligt die Mittel“
****) Das mit dem Köter klärt sich in der Tagebuch-Nummer vom 6. Januar.
*****) siehe auch "Sie brauchen keinen Führer" von Udo Lindenberg
******) siehe auch „Aussichten auf den Bürgerkrieg“ von Hans Mag­nus Enzensberger aus dem Jahr 1993
zum Tagebuch