Das Tagebuch

30.1.25
„In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod“
Damit hatte nun wohl wirklich keiner gerechnet:
Als wäre die gesamte unsägliche Reichstagsdebatte von gestern als ’ne Art Probe aufs Exempel gedacht gewesen, hat sich durch die normative Kraft des Faktischen hintenrum wunderbar bewahrheitet und bewiesen, was die Theorie zwar schon immer gewusst hat­te, aber niemand, obwohl alle eine Nase zum Riechen, 2 Augen zum Sehen und obendrein noch zwei Ohren zum Hören besitzen, wahr­haben wollte:
Der Extremismus kommt aus der Mitte. Punkt.
Nicht die tatsächlich Erniedrigten und Beleidigten, die Überflüssigen, Nutzlosen, Abgehängten und Depravierten, nicht die, welche schon längst ihr Leben am Rande, im Elend, im Nichts fristen, in Ghettos, vollkommen trost­losen Gegenden, so unbewohnbar wie der Mond, sondern diejeni­gen, die nur befürchten, über kurz oder lang dort zu landen, in der Mehrheit relativ gut situierte, die halt nur ahnen, ähm … was wollt ich noch mal sagen? Oh, Überblick, oh, Überblick! Wo wollt ich hin? Wo war ich denn? Ach ja, da! Also:
... ähm, die halt nur ahnen, eventuell die nächsten zu sein, die wie unerwünschte Ausländer in die 'Walachei' abgeschoben oder wie wertloser Müll entsorgt zu werden, weggerissen aus ihrer geliebten Überfluss- und Wegwerfgesellschaft, das sind die impertinenten fleißigen Betreiber des nationalen und inter­nationalen Faschismus. Und es gibt sie in allen Staaten Europas, es sind die viel­zitierten Besorgten und Ver­unsicherten mit ihren Ängsten, Nöten und therapie-resistenten Ressentiments, die Wutbürger und -bür­gerinnen, die mit ihren Denk­zetteln, Kinderwagen und Pegida-Demonstrationen die eigenen Einkaufstraßen verstopfen und tote Wörter erfinden wie
„ZUSTROMBEGRENZUNGSGESETZ“.
(Na ja, erfinden jetzt nicht gerade. Dafür sindse denn doch zu simpel strukturiert.)
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