Vor 10 Tagen, am 3. Februar hatte ich mittels eines zugegebenermaßen sehr verkürtzten Apercu versucht, die Unmöglichkeit politischer Bildung via Fernsehtalkshows aufzuzeigen. Vor 10 Tagen schrieb ich:
„Labersendungen, nee, pardon, TV-Gesprächsevents wie ‚Maybrit Illner‘, ‚Maischberger‘, ‚Marcus Lanz‘ oder ‚CarenMiosga‘ et cetera sind von der Strickart her entweder auf Krawall gebürstet oder dienen nur der Eitelkeit ihrer Moderatoren und der Selbstdarstellung der ewig gleichen Gäste. Sie sind Teil der gut geschmierten Unterhaltungsindustrie, kulturindustrielle Massenware, sonst nichts. Aufklärung findet nicht statt, nicht weil man sie nicht wollte, sondern weil
sie dort unmöglich ist; weil man dort im Normalfall nur Sätze ohne Nebensätze akzeptieren will, andern in den Text quatschen aber gern gesehen wird, und weil im ständigen Kampf um die Quotenmaximierung die Komplexität der Realität runtergenudelt werden muss auf Kindergartenniveau. Deswegen ist man auch hinterher nicht klüger, sondern genauso dumm wie vorher. Wenn nicht sogar noch dümmer.“ Und dümmer geht immer. Und zwar so:
Im Focus – wie man neuerdings so sagt – stehen ja bei der öffentlich-rechtlichen Erwachsenenverblödung in 1. Linie die sog. mündigen Staatsbürger. Seit gestern jedoch dürfen auch schulpflichtige Kinder im Auftrage staatspolitischer Zurichtung missbraucht werden. Der Sender sat1 - vielfach in der Vermassung widerlicher Inhalte an vorderster Front, noch vor Vox, RTL, RTL2 und QVC – zeichnet verantwortlich für eine Wahlkampfsendung, in der „Kinder den Spitzenpolitikern Friedrich Merz und Olaf Scholz ihre Fragen stellen dürfen“.
Dass diese Fragen in so einer Sendung nicht unkontrolliert und spontan aus dem Himmel in die Hirne unserer Kleinen purzeln, sondern von ausgebufften Journalisten im Vorfeld bis hinter alle Ähs und Kommata durchgecheckt werden, kann man sich ja denken. Andernfalls wäre eine solche Sendung auch gar nicht machbar. Nein, was mich wahrlich so förchterlich erschöckte, war die aufgebotene Kinderschar als solche. Eine unerträglich überkandiedelte, sonderbegabt zusammengecastete, minderjährige Klugscheisserbrigade mit frisiertem Seitenscheitel aus den Zeiten von anno tobak und Streberbrille auf dem neunmalklugen Riechkolben, aufgeblasene Blagen, denen man auf der Stelle nur zu gerne abnahm, später dann auch den Beruf des Volksvertreters ergreifen zu wollen. Und welcher Partei sich die nichtsnutzigen Nichtsnutze zur Verfügung zu stellen gedächten, stand ihnen jetzt schon bereits fett auf ihre 4 Buchstaben gepinselt.
Grauenhaft.