Das Tagebuch

28.4.25
So, Urlaub vorbei, bin wieder da
Tatort Petersdom, hundertausende abergläubisch Geichgeschaltete drängeln sich wohlgeordnet um die sterblichen Überreste des ehe­maligen Barmherzigen, dann geschieht plötzlich etwas, was es in den letzten Jahrtausenden nicht annähernd gegeben hat. *) Mitten im gerade noch überbevölkerten Petersdom wird eine größere Fläche blitzschnell wie von Geisterhand frei geräumt, zack! zack! zack! zwei goldverzierte, mit feinstem Tuche ausstaffierte Stühlchen werden, weil kein Ding bei Gott unmöglich ist, hokuspokus herbei gekarrt, in die Mitte des Raumes improvisiert, und, voilà, Platz nehmen dürfen der Ukrainer Selenskyj und der US-Präsident Trump, der amtierende Weltmeister in Sachen "Sachen kaputt machen". Und einen Augen­blick später rast schon ein Foto rund um die Welt, welches be­weisen soll … ja, was soll das Foto eigentlich be­weisen? Yo, was soll das schon – außer der ewigen Wahrheit, dass Fotos vor allem und in 1. Linie lügen können – beweisen? Nun, der ‚Kölner Stadtanzeiger‘ weiß es jeden­falls und titelt zusammen mit dem Foto:
„Bild der Hoffnung im Petersdom
US-Präsident Trump trifft den ukrainischen Kollegen Selenskyj in Rom. Das nährt die Zuversicht für einen Waffenstillstand“
Man könnte jetzt mit den Achseln zucken und sagen „Wat sollet!? Kennt man doch! Selbst vor einer so dreisten, billigen Instrumen­talisierung unseres Herrgotts schrecken so Typen wie Trump nicht zurück.“
Man könnte aber auch eine Bildbetrachtung ins Auge fassen, und da könnte auch Folgendes bei rauskommen:
Ein großer, beeindruckender Mann beugt sich, einem mitfühlendem, verzeihendem Vater gleich, zu seinem missratenem Sohn runter, der sich wahrscheinlich wieder in die Unterbuchse genässt hat und nun, da er es gewohnt ist, eine „anständige Tracht Prügel“ und so weiter usf. - so Geschichten kennt man ja. Der erwachsene Mann ist einen Kopf größer als der Jüngere, was erwiesenermaßen nicht am Inhalt liegt, und es ist auf dem Foto noch nicht erkennbar, wie das alles enden wird: ob mit zwei, drei Backpfeifen oder mit einem feuchten ekligen Händedruck, einem "Deal" und lebenslanger, tödlicher Ab­hängigkeit.
Zum jetzigen Zeitpunkt weiß es die Welt noch nicht. Aber die Presse. Zum Beispiel der unabhängige, überparteiliche, kreuz­kritische 'Kölner Stadtanzeiger'. (siehe oben).
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Pardon, liebe Leser, auch wenn Ihnen diese merkwürdigen Theater­stadl-Geschichten Lichtjahre am heidnischem Gesäß vorbei­gehen, wir können nicht - gerade in Zeiten wie diesen - die Mehrhei­tsmei­nung der Weltbevöl­kerung einfach arrogant und ignorant zu Papper­lapapp verklären! Wenn wir Frieden wollen, kann man so mit den Menschen nicht umgehen.
Immer wieder das alte Lied.
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