Das Tagebuch

14.5.25
Das kann ja lustig werden
Die meisten, die ihn nicht als Kanzler haben wollten, allein um später nicht für die Inthronisierung eines enervierenden, unerträglichen Schreihalses mitverantwortlich gemacht werden zu können, dürfen sich nach seiner heutigen, ersten Regierungserklärung wieder ganz beruhigt zurück in den Fernsehsessel begraben.
In der Zwischenzeit hatte er sich wohl diverse Ratschläge von Heer­scharen gutmeinender Verhaltenstherapeuten irgendwie in seinen Hypothalamus reinbimsen lassen mit dem Ziel, versöhnlicher und netter daher zu kommen und von Leuten wie Angela Merkel, Johan­nes Rau und Jürgen Fliege nicht mehr unterschieden werden zu können.
Und so habe ich mich heute - am helllichten Tage - vor die Glotze postiert und mir seine Regierungserklärung antun wollen. Nach 10 Minuten war ich, wupp, weg, eingepennt. Dafür aber wissen wir jetzt, wie tödliche Langeweile hergestellt wird.
(Tödliche Langeweile - eine neue Massenvernichtungswaffe? Wir bleiben dran.)

P.s.:
Aber ein Satz aus seiner Regierungsverklärung muss denn doch noch zitiert werden.
Nach der etwas über 1 Stunde dauernden Zusammenballung von uninspiriertem Parteiprogrammgequatsche, christdemokratischen Gesellschaftsträumen der Fünfziger Jahre und unvermeidlichen Anklängen an von der Leine gelassenen, nationalem Größenwahn konnte man sich zwar getrost wieder sinnvolleren Dingen zuwenden wie Zähneputzen, Kartenlegen und ne Liste erstellen für den nächs­ten Wochenend-Einkauf bei Lidl. (Weil: Lidl lohnt sich!)
Aber als Bundeskanzler musste er ja wenigstens einen verschim­melten Spruch aus der Knall- und Überraschungstüte parlamentari­scher Standardlügen zum Besten geben. Und also sprach der Herr Gesangsverein:
„Der Staat, das sind wir alle!“
Danach hab ich in die Kiste getreten und die Fernbedienung aus dem Fenster geworfen. Denn wenn ich eins nicht sein will, dann ein Teil dieses Staates. Urkomisch nur, dass ausgerechnet der neoliberalisti­sche Dauerschwätzer Friedrich Merz … Oh, pardon! Ich glaub’, ich wieder­hol mich.
Aber dann wissen se ja auch, was uns demnächst blüht. Die Natur jedenfalls nicht.
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