Es war wie immer - alles etwas anders. 17Uhr Einlass, 18Uhr sollte es mit der Vorgruppe losgehen, tat’s aber nicht. Die kam erst gar nicht. Stattdessen 3 Stunden lang (!) von 17 bis 20Uhr immer wieder dieselbe Platte von Band, wohl 4 mal hintereinander, keine Ahnung, wer da auf der Gitarre rumschrammelte, nervtötende Kaufhausfahrstuhlmusik eines zu Recht vergessenen Kaufhausfahrstuhlmusikers, ich weiß es nicht. Drei Stunden!! In fuckin' praller Sonne!!
Als ich schon längst nicht mehr sitzen konnte und mein Hintern bereits rebellierte, Punkt 20Uhr, da kam ER dann endlich, der wahre Erlöser, der letzte Mohikaner, der letzte selbstkritische Hippie und Godfather of Grunge, the last incorruptible Rock’n’Roller, lässig auf die Bühne getapert, und Onkel Neil sagte so was wie „Hello, Guys, what are you doing here“, griff in die Saiten und begann mit „Ambulance Blues“, einem Stück von der LP „On the beach“ aus dem Jahr 1974, das die meisten wohl nicht oder nicht mehr aufm Schirm hatten, alles in allem ein Hammer-Konzert, das allein durch die Songs überzeugte.
Viele Leute – so schätze ich – hatten ja 'nen Sack voll Anti-Trump-Tiraden erwartet, zumal zwei der übelsten Ausgeburten menschlicher Hybris nur ein paar Steinwürfe entfernt zu einem Kurzbesuch geradezu einluden – das Hambacher Loch von RWE und die Unkrautvernichter von Bayer/Monsanto-Leverkusen.
Doch statt Eulen nach Athen zu tragen, war der Band wahrscheinlich wichtiger, mal die Trösterin der Traurigen und Betrübten zu geben. Und Onkel Neil konnte mit Sicherheit davon ausgehen, seinem Publikum nicht mit dieser Art Agitprop die Laune vermiesen zu dürfen. Zumal Bruce Springsteen zwei Wochen vorher das Notwendige zu den USA schon erzählt hatte.
Und am Ende um 22Uhr, als die scheiß erbarmungslose Sonne endlich untergegangen war, hieß es dann ja auch:
„My my, hey hey
Rock and roll is here to stay
It's better to burn out
than to fade away
My my, hey hey“
Das Tagebuch
6.7.25
Hey hey my my
Rock’n’Roll can never die
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Neil Young and the chrome hearts
in Mönchengladbach
Rock’n’Roll can never die
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Neil Young and the chrome hearts
in Mönchengladbach