Das Tagebuch

6.12.25
Talk, Talk, Talk
Das große Scheitern beim Entzaubern
Versuchen kann ich’s ja mal, hatte er sich wohl gedacht, und lud die Chefnazisse Alice Weidel zum Entzauberungstalk in sein ‚Welt-TV-Studio. Zugegeben, Moderator Jan Philip Burgard war nicht schlecht vorbereitet, und redegewand und durchsetzungsstark war er zudem noch, doch obwohl da nur 2 Leute miteinander plauderten, konnte man mehr als die Hälfte nicht verstehen, weil beide streckenweise sehr laut durcheinander plauderten.
Inhaltlich ging’s um alles, was das Naziherz begehrt, und lernen konnte man als Außenstehender vor allem, dass man im Falle einer potentiellen Kanzlerin Weidel wird wissen müssen, wie man auf die Schnelle die Koffer zu packen hat.
Dann war der amtierende Verfassungsschutz Thüringen dran in per­sona Stephan Joachim Kramer, von 2004 bis 2014 Generalsekre­tär des Zentralrats der Juden in Deutschland und Leiter des Berliner Büros des European Jewish Congress. Da packte die Alice aber richtig aus:
„Der Verfassungsschutz, diese schschmieierigen Stasi-Spitzel! Schauen Se sich doch mal diesen Verfassungsschutzpräsidenten Kramer an, diesen jü... (deutlich vernuschelt) Kramer mit diesem Bart,“ und streicht mit der Hand über ihren imaginierten Bart, „Wie der aussieht, was das für Leute sind. Der Typ ist in so einer Biker-Vereinigung, der… nein, nein, nein …“, dann folgte ein verbales Tohuwabohu und danach das schöne Thema, „dass man in diesem lustigen Deutschland nicht mehr alles sagen könne“, vor allem wenn man dabei gerade in einer Talkshow sitzt, „zum Beispiel ‚Alles für Deutschland‘!“
„Is ja auch seit dem Höcke-Urteil ein Straftatbestand“, meinte der Moderator. „Wie auch der Nazi-Leitspruch von Jugendführer Baldur von Schirach: Jugend muss von Jugend geführt werden!“
„Straftatbestand,pah! was soll das denn?! Nur weil die das damals auch gesagt haben? Pah!“
Und so weiter und so weiter. Selbst wenn der Moderator noch hin­zugefügt hätte „Genauso wie ‚Arbeit macht frei’ oder ‚Jedem das Seine‘!“ Aber dann hätte Madame Weidel wahrscheinlich gekontert:
„Jedem das Seine“ – was soll das denn? Das haben doch schon die alten Römer gesagt, ‚Suum cuique’, hieß das damals. Auch ohne Konzen­trationslager.“
Fazit:
So kommste da nicht gegen an.
(Wo bleibt sich Pointe? Ah, Pointe kommt früh genug.)
zum Tagebuch