Das Tagebuch

21.2.25
Eins, zwei, drei …
Der unermüdliche Großfuton der Verharmlosung und Vernebelung gesellschftlicher Verhältnisse, unser lieber ‚Kölner Stadtanzeiger', das rheinische Bollwerk der unabhängigen Überparteilichkeit und Meinungsfreiheit, meint zum Beispiel heute im ersten Satz:
„Die Fernseh-Debatten mit den Spitzenkandidaten waren beliebt beim Publikum – und bereichernd.“
Eins, zwei, drei, vier, fünf Fragen hätt ich da: Was für „Debatten“? Der Austausch allseits bekannter, nervender Propagandaparolen? Und alle „SpitzenkandidatEN“? War denn die eine SpitzenkandidatIN gar nicht dabei? Und „beliebt“? Ja, beliebt bei wem? Und welches „Publikum“? Das, welches jeweils vorher nach sämtlichen Regeln der Unterhaltungsindustrie aus- und durchgesiebt wurde? Und last not least noch „bereichernd“? Bereichernd für wen denn?
Und die Überschrift hieß:
„Gegengewicht zur Hetzte im Netz“
Also, da kann ich auch gut&gerne drauf verzichten.
19.2.25
Wie geht’s uns denn so?
Bei einer Online-Umfrage unter mehr als 80000 Lesern zu der Frage nach ihrer Zufriedenheit mit der Demokratie gaben an, wie der ‚Köl­ner Stadtanzeiger‘ unter der Überschrift „Unzufrieden mit der Demo­kratie“ lang und breit berichtet, „25 Prozent ‚überhaupt nicht zufrie­den‘ und weitere 29 Prozent ‚weniger zufrieden‘ zu sein. Knapp 40 Prozent zeigten sich ‚ziemlich zufrieden‘ und nur 6 Prozent ‚sehr zufrieden‘.“
Für sich gesehen mögen die Zahlen ja stimmen, nur kann man sich diese komplette Zahlenhuberei auch schenken, an den Hut stecken oder wegen des nutz­losen Erkenntnisgewinns in die Restmülltonne kloppen. Denn so­lange man bei der Frage nach der Demokratie nicht die möglichen Alternativen aufzeigt wie z.B. Aristokratie, Bürokratie, Gerontokratie oder Neopatri­monialismus (Is dat denn?), Matriachat, Patriachat oder Kleptokratie, Monarchie, Pornokratie (Ah, kenn ich), Diktatur und Pöbelherrschaft, Volksdemokratie und Tyrannei, Auto­kratie, Oligarchie, Anarchie und Theokratie (Kenn ich auch!) oder eben Phantasialand *), kann man nur feststellen, welche Laus dem jeweiligen Fragebogen­ausfüller gerade am längsten, am meis­ten, am häufigsten oder sonst wie über die Leber laufen tut. Alles andre ist auch hierbei für de Katz.
Man darf sich aber fra­gen, was dieser unglaublich un­seriöse Um­frage-Stuss, lang und breit­gewalzt über eine Dreiviertel Seite, im ‚Kölner Stadtanzeiger‘ zu suchen hat.
Und ich hätte, wenn Sie so wollen, schon eine provisorische Antwort parat. Es ist das bewusste oder auch unbewusste Bedürfnis der Re­daktion, nach einer weiteren „Machtergreifung“ der ‚Arschlö­cher für Deutschland’ diesmal nicht zu spät gekommen zu sein und damit ei­nen gut dokumentierten Nachweis in der Hinterhand halten zu kön­nen, sich schon im Vorfeld in der protofaschistischen, neuen Denke der neuen Zeit, die überall aktuell gewaltig auf dem Vormarsch ist, eingerichtet zu haben. Mit deutschem Gruß.

P.s.:
Es sieht finster aus. Wir werden wohl, um für den nächsten Welt­bürgerkrieg gewappnet zu sein, um Selbstverteidigungskurse nicht drumrum kommen. Gottseidank bin ich schon zu alt dafür.

*)
Puuuuh! Das war jetzt aber ne echte Fleißarbeit. Mannmannmann!
18.2.25
„… die in weiten Teilen
als rechtsextremistisch eingestufte Partei …“
Die ‚FAZ‘ stellt fest:
„Im Ersten nichts Neues: Kurz vor der Wahl kommen die Kanzler­kandidaten einmal mehr im Talk-Format zusammen. Keiner der vier anwesenden Politiker tanzt aus der Reihe. Zumindest medial ist damit die Normalisierung der AfD abgeschlossen.“
Schluss, Punkt, aus. Sie quatschten ihren inhaltslosen Wortbrei aneinander vor­bei, als ob es das letzte Jahrhundert nicht gegeben hätte ... Aber selbst wenn man der alternativen Chefnazisse Weidel statt der drei Ober­pfeifen Merz, Scholz und Habeck einen versierten Verfassungs­schüt­zer, der weiß, wovon er spricht, gegenüber gestellt hätte, wäre das Ergebnis ebenso die offensichtliche Normalisierung gewesen. Warum sollte sich auch ein in weiten Teilen als rechtsextre­mis­tisch einzustufendes Volk, wo schon nicht von professionellen Unterhal­tungsnasen, so doch wenigstens durch harte Fakten erschüttern lassen.
17.2.25
Gerhard Baum verstorben
„Der letzte große Liberale“
Ja, alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Gerhart Baum ist verschieden. Der ‚Kölner Stadtanzeiger' onduliert:
„Der letzte große Liberale“.
Yo, mag ja sein. Aber außerdem war er noch alles mögliche andere. Vor allem ein sagenhafter Nervtöter. Wird jeder bestätigen, der ihn jemals live erlebt hat.
Was mir im Zusammenhang mit dieser Überschrift vom Stadtanzei­ger zudem bemerkenswert erscheint, ist folgendes: Wenn der Baum der letzte große Liberallala war, dann sind alle andern nach Adam Riese ja die allerletzten kleinen. Und das stimmt einen doch wieder recht optimistisch. Noch kleiner wär natürlich noch besser.
16.2.25
Normalerweise
Normalerweise sollte man ja nicht vom Äußeren auf das schließen, was im Innern alles schief gewickelt ist. Aber Leute, die mit ihrem „megakrassen Styling“ die Umwelt geradezu zwingen zu solchen Kurzschlüssen, Leute, die beispielsweise ihr pathologisches Auf­merksam­keitssyndrom zum Beruf gemacht haben, die m.a.W. es nicht auf die Reihe kriegen, mit ihren 64 Jahren ganz einfach in Würde zu altern, wie zum Beispiel diese Darstellerin Tilda Swinton, die haben es anscheinend dann auch nicht anders gewollt. Na, is ja auch eigentlich egal.
Achten wir also besser vorurteilslos auf das, was ihr so raus blubbert, wenn der Schauspielertag wat lang ward. Zum Beispiel gestern auf der Berlinale, wo diese wichtige Dame wohl noch mit dem „Ehren-bambi" nee, „Ehren-Bären“ ausgezeichnet werden soll, sich völlig losgelöst und mit sich selbst im nirwanaesken Einklang vollstolz über ihr antisemitisches Engagement für die Israelhasser vom BSD aus­gelassen hat – und zwar dieserart:
„Ich bin eine große Bewunderin von BDS und habe großen Respekt davor, und ich denke viel darüber nach.“
Tja, was soll man zu solch stumpfsinnigem Gestammel noch groß­artig sagen? Vielleicht das hier:
„Je nu, haben wir da möglicherweise sogar ein ganz klein wenig zu viel drüber nachgedacht …?
15.2.25
„Internationaler Tag des Regenwurms“
The day after … the Sicherheitskonferenz in München zitiert dpa die Rede vom US-Vize-Faschisten J.D. Vance:
„Es gibt keinen Platz für Brandmauern. Die Demokratie beruht auf dem heiligen Grundsatz, dass die Stimme des Volkes zählt.“
Und nachdem er seinen populistischen Sermon abgelassen hatte, schlenzte er rü­ber zu Spitzenarschloch Weidel zum äh, Gedanken­austausch.
Hört, hört! ‚Heilige Grundsätze‘ und ‚Stimme des Volkes‘!
Da schenken die Amis den (West)Deutschen nach WK2, Holocaust und bedingungsloser Kapitulation die Demokratie, und kaum haben die unbelehrbaren Germanen die bittere Pille „Humanismus“ ge­schluckt inkl. jahrzehntelang misslungener Entnazifizierung, da heißt es auch schon wieder:
„Aaach...tung! Und rääächts um! Vergesst das Multikulti-Gedudel und ewige Parlamentstheaterhickhack von gestern!“
Auch diesmal wird’s wohl wieder was dauern, wegen der SPD und dem und dem und alledem, doch wird der Masse der Teutonen der aberma­lige Systemwechsel weder Bauch- noch Kopfschmerzen bereiten. Alldieweil im Bauch sich nur ein 5 Meter langer Dünn- und 2,5 Meter langer Dickdarm schlängelt und im Kopf nur unbenutztes Hirn.
P.s.:
Aber die, die sicherlich den kürzer’n ziehen werden,
sind unsre Regenwürmer in seltenen Erden.
14.2.25
Noch 10 Tage und Nächte …
… müssen wir diese kranke, realpolitische Wahlkampfscheiße über uns ergehen lassen! Wie halt ich das bloß aus?!.
13.2.25
Die „Zeitenwende“-
So siehtse aus
Aus dem Gaza-Streifen will er n Ferienparadies machen, aus Europa nen Kartoffelacker und aus Afrika ne Wüste. Und was wird aus der Ukraine? Wahrscheinlich ne russische Zweigstelle vom Phantasia­land. Und wie soll das gehen? So wie eh und je:
"It’s the economy, stupid," hat Bill Clinton mal erklärt. Nur "Mit Mord und Totschlag" hinzuzufügen, hatte er vergessen.
12.2.25
Politkinder
Vor 10 Tagen, am 3. Februar hatte ich mittels eines zugegebener­maßen sehr verkürtzten Apercu versucht, die Unmöglichkeit politi­scher Bildung via Fernsehtalkshows aufzuzeigen. Vor 10 Tagen schrieb ich:
„Labersendungen, nee, pardon, TV-Gesprächsevents wie ‚Maybrit Illner‘, ‚Maischberger‘, ‚Marcus Lanz‘ oder ‚CarenMiosga‘ et cetera sind von der Strickart her entweder auf Krawall gebürstet oder dienen nur der Eitelkeit ihrer Moderatoren und der Selbstdarstellung der ewig glei­chen Gäste. Sie sind Teil der gut geschmierten Unterhal­tungsindustrie, kul­turindustrielle Massenware, sonst nichts. Aufklä­rung findet nicht statt, nicht weil man sie nicht wollte, sondern weil
sie dort unmöglich ist; weil man dort im Normalfall nur Sätze ohne Nebensätze akzeptieren will, andern in den Text quatschen aber gern gesehen wird, und weil im ständigen Kampf um die Quo­tenmaximie­rung die Komplexität der Realität runtergenudelt wer­den muss auf Kindergartenniveau. Des­wegen ist man auch hinterher nicht klüger, sondern genauso dumm wie vorher. Wenn nicht sogar noch düm­mer.“ Und dümmer geht immer. Und zwar so:
Im Focus – wie man neuerdings so sagt – stehen ja bei der öffent­lich-rechtlichen Erwachsenenverblödung in 1. Linie die sog. mündi­gen Staatsbürger. Seit gestern jedoch dürfen auch schul­pflichtige Kinder im Auftrage staatspoliti­scher Zu­richtung missbraucht werden. Der Sender sat1 - vielfach in der Vermassung widerlicher Inhalte an vorderster Front, noch vor Vox, RTL, RTL2 und QVC – zeichnet verantwortlich für eine Wahlkampf­sendung, in der „Kinder den Spitzenpolitikern Friedrich Merz und Olaf Scholz ihre Fragen stellen dürfen“. Dass diese Fragen in so einer Sen­dung nicht unkontrolliert und spontan aus dem Himmel in die Hirne unserer Kleinen purzeln, sondern von ausgebufften Journalisten im Vorfeld bis hinter alle Ähs und Kommata durchge­checkt werden, kann man sich ja denken. An­dernfalls wäre eine solche Sendung auch gar nicht machbar. Nein, was mich wahrlich so förchterlich erschöckte, war die aufgebotene Kinder­schar als solche. Eine unerträglich überkandiedelte, sonder­begabt zusammengecastete, minder­jährige Klugscheisserbrigade mit frisiertem Seitenscheitel aus den Zeiten von anno tobak und Streberbrille auf dem neunmalklugen Riechkolben, auf­geblasene Blagen, de­nen man auf der Stelle nur zu gerne abnahm, später dann auch den Beruf des Volksvertreters er­greifen zu wollen. Und welcher Partei sich die nichtsnutzigen Nichts­nutze zur Verfü­gung zu stellen gedächten, stand ihnen jetzt schon bereits fett auf ihre 4 Buchstaben gepinselt.
Grauenhaft.