Das Tagebuch

6.2.24
Die Welt ohne Will und Verstellung
Caren Miosga ist und bleibt, auch wenn bei ihr sich alles um Politik dreht, ein wirklich niedlicher Unterhaltungs-Lori.*) In ihrer 2. Ausgabe der Politseifenoper „Caren Miosga“ hatte sie den Robert Habeck zu Gast. Und Robert Habeck – das wollte ich an diesem Orte immer schon mal ausplaudern - ist (für mich) der absolut einzige Politiker, der im Gegensatz zu allen anderen garantiert nie eine Schauspiel­schule besucht hat. (Und das ist das größte Kompliment, das ich einem Politiker überhaupt verabreichen kann. Moral hin und Moral her.

*)
Wer die Loris nicht kennt, und trotzdem nicht nachgoogeln will, biddeschön:
„Die Loris (Lorisidae oder Loridae), auch Faulaffen, sind eine Primatenfamilie aus der Gruppe der Feuchtnasenaffen (früher den „Halbaffen“ zugeordnet).“ Sie haben riesige, kreisrunde Knopfaugen und wenn die einen angucken, hast du eine unruhige Nacht. „Es sind nachtaktive, baumbewohnende, in Afrika und Asien lebende Tiere, die eine unter Primaten einzigartige, langsame Fortbewegungsweise entwickelt haben.“
5.2.24
„Was hilft gegen die extrem Rechten:
zuhören, demonstrieren oder verbieten?“
(Louis Klamroth)
Das Wochenende gehörte ein weiteres Mal in Folge den Hundert­tausenden Anti-AfD-Demonstranten. Ein gutes Zeichen, könnte man meinen, sich auf die Schulter kloppen und beruhigt zurücklehnen.
Am Montagabend dann „Hart aber fair“, und das Fernsehstudio soll „gebrodelt“ haben. Alle Diskutanten und Onkel einschließlich des „Moderatoren“ waren nicht gerade Freunde des ebenso eingelade­nen AfD-Mannes Leif Eric Holm und das demokratische Gemetzel nahm seinen Lauf. Ein gutes Zeichen, könnte man meinen, sich auf die Schulter kloppen und beruhigt zurücklehnen.
Doch leider kann man sich für diese Zeichen keinen Pfifferling kau­fen. Denn morgen sieht’s schon wieder anders aus. Dafür verwette ich alle meine Omas.
Es war einmal vor nicht einmal langer Zeit, da latschten sich diese Subjekte der Begierde noch jeden Montag in den trostlosen, ost­zona­len Einkaufsmeilen ihre Pegida-Lauflernschuhe platt, „verunsicher­te Bürger und Bürgerinnen mit ihren berechtigten Ängsten, Sorgen und Nöten“, da waren’s noch die armen, von Rattenfängern verführten Ratten, ja, Ratten zwar, aber eben verführte, „Protestwähler“ halt, die man wieder heim ins demokratische Reich holen wollte. Denn – so sagte man sich – in der Mehrheit waren die nicht rechtsradi­kal gewe­sen, das hätte nur so ausgesehen.
Und jetzt? Jetzt hamma den Salat. Jetzt hammas amtlich: Rechtsradikal sind se, bis in ihre letzte, tote Hirnverschwurbelung. Und jetzt fängt alles wieder von vorne an: Zuhören, demonstrieren oder verbieten? Ich bin mir nicht sicher. Aber bevor ich mir darauf eine Antwort zusammenschraube, sind hier noch flotti zwei Fragen zu klären.
1.: Wenn ein sog. Protestwähler der Regierung einen sog. Denkzettel verpassen will und zielgenau und wohlüberlegt die Faschisten wählt, dann muss es doch eine relativ breite Überein­stimmung mit dem Fascho-Pack geben. Sonst könnte der ja auch den Zeugen Jehovas sein Kreuz vermachen. Oder den Sonstigen. Aber von so ’nem Fall hab ich noch nie gehört.
2.: Das ganze absurde Theater um die Resozialisierung der AfD-Wähler dürfte hiermit also erledigt sein. Was bleibt, ist der uralte Aufruf der Christdemokratie:
„Liebe Faschisten, seid so nett und kommt zu uns. Wir fressen euch nicht!“ Verbunden mit der Forderung von Franz Josef Söder-Strauß:
„Rechts von uns darf es keinen Platz für eine demokratische Partei geben.“
Fazit:
Schwarz ist die einzige Farbe, die braun zuverlässig verdeckt.
4.2.24
Rauche, staune, gute Laune
Die schwer seriöse ‚Wirtschaftswoche‘ berichtet:
„Cannabis wird zum 1. April legalisiert.“
Dabei ist das Datum schon der 1. Witz. Und alles andere das klas­sische Endprodukt jahrelanger Massenverblödung durch bezahlte Fachkräfte in Sachen Spiesserstuss, Dummdriss und Hosenschiss.
Andererseits: Besser als nix. Oder wie Mick Jagger immer schon abwiegelte: „You can’t always get what you want“. Deshalb zum Schluss „Das wahre Wort zum Sonntag“, verkündet von wirklichen Experten, Herr Lauterbach:

Homegrown’s all right with me
Homegrown is the way it should be
Homegrown is a good thing
Plant that bell and let it ring
---- (Neil Young) ----

***
Well, they'll stone you when you walk all alone
They'll stone you when you are walking home
They'll stone you and then say you are brave
They'll stone you when you are set down in your grave
But I would not feel so all alone
Everybody must get stoned
---- (Bob Dylan) ----

***
'Declaration of Independence'
She will just do nothing at all
She will just sit there in the noonday sun

And when they speak to her
She will not answer them
Because she does not wish to
And when they tell her to eat her dinner
She will just laugh at them
And she will not take her nap
Because she does not care to

She will just sit there in the noonday sun
She will go away and play with the panda

And when they come to look for her
She will stick them with spears
And throw them in the garbage
And put the cover on
She will not go out in the fresh air
Nor eat her vegetables
And she will grow thin as a marble
You might also like

She would just do nothing at all
She will just sit there in the noonday sun
---- (Jefferson Airplane/Paul Kantner) ----

***
Nimm einen Joint, mein Freund,
That spends all dei' Freud', mein Freund,
Some people say: Hasch makes lasch!
But give me the Joint.
---- (Witthüser&Westrupp) ----
3.2.24
Ach, Baerbock, ach!
Was schreibt denn heut' der ‚Kölner Stadtanzeiger‘ so? Nun, der ‚Kölner Stadtanzeiger‘ schreibt heut' so was hier:
„Baerbock kritisiert Israels Pläne-
Ministerin warnt vor Militäreinsatz im Süden des Gazastreifens“
Mal davon ab, dass wir beide, Annalena, du & ich, doch bestimmt darin übereinstimmen, dass ein Deutscher wohl der allerletzte sein wird, auf dessen gute Ratschläge die Iraelis grad noch gewartet haben ... oder anders:
Angenommen, du meckerst über Israels Verteidigungskrieg nur, um zu Hause innenpolitisch von unseren volkseigenen Antisemiten ein paar Stimmen abzugreifen - dann machet meinetwegen in Gottes Namen. Aber, sach ma, hasse denn nich noch so’n schönen, schi­cken, knappen, geilen 5-Punkte-Plan auf Lager? Wie vor ’ner Woche für ’n Sudan?
Und, apropos, ‚Stadtanzeiger’! Man ist ja inzwischen so einiges von dir gewohnt. Aber die Seite 2 unter der Überschrift „Es geht nur mit Kompromissen“ completti complotti vollzumachen nur mit unserer Weltaussenministerin und davon ein gutes Drittel ‘ne Fotostrecke wie aus 'nem Model-Bewerbungs-Dingsda für die ‚Cosmopolitan‘ – ist das nicht ’ne kleine Idee zu dick aufgetragen?
Ja, gut, okay, es geht halt nur mit Kompromissen.
2.2.24
Worauf man bei der leidigen AfD-Verbotsdiskussion
unbedingt wenigstens achten sollte
Wenn man die Thüringer zur Abwechselung mal nicht fragen würde, was sie, wenn am nächsten Sonntag Wahlen wären, wählen würden, sondern wer besser aussieht: Hitler oder Höcke, dann würde man mit dem Ergebnis zwar auch nichts anfangen können, aber die Thüringer würden sich wenigstens malendlichernstgenommenfühlen. Glaubich.
Nur mal so als kleiner Tipp. Von wegen Demokratie und so.
1.2.24
Noch ne neue Spaßpartei
Auf Geheiß des bekannten türkischen Großmoguls, Ziegenzüchters und echt sympathischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan wird gerade an einer neuen interessanten Partei für Deutschland rum­gebastelt. Nach allem, was man bisher hat läuten hörn, soll das eine kämpferische, moderne, muselmanische Volkspartei werden, die sich auf einen einzigen Programmpunkt konzentrieren will. Und soll:
„Hoch lebe die Türkei!“
und
„Hoch lebe Recep Tayyip Erdogan,
Allahs mächtigster Mann jenseits der Dschehenna!“
Der Name der Partei wird lauten
"DAVA - Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch".
Und damit hat Erdogan jetzt schon bereits einen Weltrekord hinge­legt, von dem noch zu sprechen sein wird,
eine Partei mit 5 faust­dicken Lügen allein im Namen:
DAVA - Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch.
Eine Partei mit 5 faustdicken Lügen allein im Namen.
Amen
Viel Spaß.
31.1.24
Und so geht das schon seit ewigen Zeiten
Wenn der ‚Kölner Stadtanzeiger‘ etwas Offensichtliches nicht fassen kann, dann formuliert er das um in eine Frage:
„Terrorhelfer beim UN-Hilfswerk?“
Und als Leser setzt man automatisch hinzu:
„Wie? Terrorhelfer beim UN-Hilfswerk ... Kann ja gar nicht sein!“
Und wenn er dann weiter liest:
„10 Prozent der 12000 UNRWA-Mitarbeiter sind laut Israels Geheim­dienst für die Hamas aktiv“,
dann hört er sich sagen: „Ja, ja, alles klar, der Mossad.“
Dass man den ‚Stadtanzeiger‘ mit Vorsicht genießen muss wie auch generell die ARD-Berichterstattung (mit Ausnahme der Beiträge, so weit ich das überblicken kann, von Richard Chaim Schneider), gehört zu einer kritischen Lektüre. Und trotzdem läuft das immer so ab. Das nur vorweg. Weiter im Stadtanzeiger-Artikel:
„Das Problem der UNRWA sind nicht nur ein paar faule Äpfel, die in das Massaker vom 7. Oktober verwickelt waren, zitierte das ‚Wall Street Journal‘ (Ja, ja, Wallstreet, logo) einen hohen israelischen Regierungsbeamten. (Und? Hat der auch 'en Namen? Is ja seltsam.) „Die Institution als Ganzes ist ein Hort für die radikale Ideologie der Hamas.“ (Was heißt denn hier’ Die Institution als Ganzes’?) „UNRWA steckt schon seit langem mit den Terroristen der Hamas unter einer Decke.“ (Und die Beweise? Wo sind denn die Beweise?) sagte Isra­els Botschafter in Deutschland, Ron Prosor. dem ‚Tagesspiegel‘. (Was soll der als Botschafter schon anderes sagen?) Schon die Attentäter des Müncheners Olympia-Massakers von 1972 seien Absolventen von Schulen des Hilfswerks gewesen.“ (Ach was! Da gab’s die Hamas ja noch gar nicht.)
Tja, manchmal reicht es nicht mal, immer schön zwischen den Zeilen zu lesen. Da ist nämlich auch schon der Wurm drin.
30.1.24
Huhuhuhuuh,
es geht schon wieder ein Gespenst um in Germany
Nee, nich' ganz! Es sind sogar mehrere Gespenster unterwegs. Nur diesmal keine kommunistischen, sondern welche mit nem mehr oder weniger schweren Naziknall. Zu den lustigerweise mittlerweile schon gut etablierten Arschlöchern für Deutschland haben sich noch zwei weitere halbseidene Trüppchen aufgemacht, dieses Land zu ruinie­ren:
Zum einen die frischfrommfröhliche Gemeinschaft der Scheinheiligen formerly known as Werteunionisten, abtrünnige Christen unter der Führung eines waschechten, veritablen Verfassungsschützers, kurz: die „Abtrünnigen“, und zum anderen die neo-nationalen Korinthen­picker von der Partei „Ne schöne Frau anna Spitze ist bereits die halbe Miete; ansonsten nehmen wir alles, was kommt, nur keine selbsternannten, durchgebrannten Vollidioten“, was einzuhalten wohl mit einigen Schwierigkeiten ver­bunden sein wird.

Hey, und was machense sich wegen der neuen die Hosen voll, unsere alteingesessenen Altvorderen! Okay, gut, ich hab mich auch schon mal ver­tan und verdacht. Da hab ich zu Anfang angenommen, keine Panik, dieser AfD-Faschospuk ist bald vorbei, spätestens dann, wenn se sich, wie's bei Nazis zu Hause so usus ist, gegenseitig „als Verräter an die Wand stellen und abknallen.“
Doch irgendwie bin ich in letzter Zeit etwas vorsichtiger ge­worden mit meinen lockeren Prognosen. Zwar sind die strukturellen Grundfesten der parlamentarischen democracy einigermaßen sicher, das Dumme ist nur, dass das Volk zu dem Spiel irgendwie dazuge­hört. Und das ist leider, leider nicht zu vermeiden. Oder zu umgehen.
Na, woll'n wa ma hoffen, dass es auch Gespenster bleiben.

P.s.:
Ohweia, da is mir ja wieder eine erstaunlich witzefreie Nummer ge­lungen! Das sollten wir uns hier aber nicht zur Gewohnheit machen, oder?
29.1.24
Über den Mühen der Ebene
DIE Obernachricht heute in Deutschland:
„Landratswahl im Saale-Orla-Kreis in Thüringen
CDU-Mann Herrgott gewinnt Stichwahl gegen AfD-Kandidaten“
So meldet sich heute der ‚Spiegel‘. Und für alle, die das für’n Fake halten, sendet er noch n paar Details hinterher:
„Das Ergebnis fällt äußerst knapp aus: Bei der Landratswahl im ostthüringischen Saale-Orla-Kreis hat sich CDU-Kandidat Christian Herrgott gegen AfD-Mann Uwe Thrum durchgesetzt – mit rund 52 Prozent der Stimmen.“
Christian Herrgott … tz tz tz. Fehlt nur noch, dass der Typ Pfarrer ist. Und vielleicht noch Papst werden will. Oder Gegenpapst.
Nee, laut Wikipedia, ist der nur ein harmloser Zeitsoldat. Und sitzt als Generalsekretär der CDU im Thüringer Landtag.
Also, ich bin ja weder gläubig noch abergläubisch, aber ich glaube, ich spinne! Ab heute muss man in diesem Thüringen drüben in der Zone absolut alles für möglich halten. Da denkt man morgens noch, AfD ante portas, Thüringen reitet in Gestalt von Uwe Thrum Deuts­chland mit Pauken, Thrum (jaa, das musste sein.) und Trompeten voran in den Untergang … und was passiert am Abend? Der Herr­gott, ja, der liebe Herrgott lässt seinen christdemokratischen Sohn Christian Herrgott mit 52 Prozent die Landratswahl gewinnen.
Kein Wunder, dass die Knilche der AfD jetzt von Wahlmanipulation schwafeln.
Typisch AfD – zu doof, um aus ’m Bus zu gucken.