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8.6.24
Nachrichten aus der Parallelgesellschaft
Der ‚Kölner Stadtanzeiger‘ schreibt:
„Neuer Ärger für Woelki“
Ach, in echt?! Ich wollt’ schon sagen, mir fehlte doch irgendwie was in letzter Zeit. Genau, Woelki!
Nur haben sich in die kurze Überschrift leider Gottes 4 Fehler ein­geschlichen, werter Stadtanzeiger!
1. Nach der Lektüre des Artikels muss man erst mal feststellen: Neu ist da gar nix, erst recht nicht für Woelki.
2. Ärger kennt der Mann ja nun erfahrungsgemäß überhaupt nicht. Alles was der tut, geschieht im Dienste Gottes. Da kennt man keinen Ärger und kein Pardon, da freut man sich nur noch auf sagenwamal Feedback von oben.
3. Was heißt denn hier „für Woelki“? „Gegen Woelki“ träfe die Sache doch wohl eher, oder wie siehst du das, Woelki?
Und 4.: Man muss ja nicht mit diesem angeblichen Homo sapiens vollkommen identisch sein, aber selbst eine schräge Orgelpfeife wie Woelki hat - auch unverdientermaßen – Respekt verdient. Also in Zukunft heißt der Typ nicht mehr einfach Woelki, sondern:
Verehrter Herr Metropolit Rainer Maria Kardinalerzbischof Woelki der erste! Und wer bei der Anrede ganz auf Nummer Sicher gehen will, sagt einfach: „Hallöchen, Maria 2.sonstwat!"
9.6.24
Mit Moralin noch die eigene Realpolitik verkleistern
Wir sind die, vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben.
(Bündnis 90 - Die Grünen)
Ja, lang ist's her.

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Und noch ne Kleinigkeit:
Wenn beim Thema Migration unterm Strich übern (Herrscher)-Daumen alle dasselbe denken und reden und zwar dieserart:
„Die wolln wa nich! Die passen uns nich! Die haben doch ne ganz andere Kultur! Die solln doch in ihren Kral bleiben! Und Kriminelle sowieso! Sofort abschieben! Wenn möglich natürlich ins Heimatland, wenn nicht, dann egal wohin oder dahin, wo vielleicht noch Pfeffer wächst. Hier habense jedenfalls nix zu suchen, und zu finden schon mal gar nichts“,
wenn der bis heute ungebrochene Kolonialismus inkl. Rassismen aller Art für niemanden in Brüssel eine ursächliche Rolle spielt, für alle direkt Betroffenen aber, also für die Menschheit als ganze weit­aus existentieller und folgenrei­cher wird als irgendwelche krummen Gurken oder Bananen,
wenn also der Rest der Welt in seiner Not erkennen muss, dass auf Europa in jedem Fall geschissen ist,
warum sollte man dann überhaupt wählen gehen? Und vor allem wen?
1. Ich weiß es nicht, und 2. geh ich trotzdem.
Vielleicht fällt mir ja kurz vor der Kreuzabgabe doch noch 'n triftiger Grund ein. Kann ja sein. Wunder gibt es immer wieder, heute oder morgen ...
10.6.24
Das war’s dann wohl mit Europa!
Die dümmsten Kälber
wählen ihre Schlächter selber
Ein Abgesang
Der Westen wählte sich schwarz,
der Osten durchgängig braun.
Schwarz-braun ist die Haselnuss,
Schwarz-braun bist auch du,
Du Clown.

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So ungefähr hatt ' ich mir die Wiedervereinigung auch vorgestellt. Für's Archiv:
CDU/CSU: 30%
SPD: 13,9%
Grüne: 11,9%
FDP: 5,2%
AfD: 15,9%
BündnisSW: 6,6%
Die Linke: 2,7%
11.6.24
Das allerletzte Gefecht
Ein gutes, erhellendes, ein humorvolles, selbstkritisches, d.h. ein für alle, die noch viele Fragen zu ihrer eigenen Vergangenheit haben, quasi unverzichtbares Buch, ja, ein solches will ich heute hier ein weiteres Mal anpreisen:
„Das allerletzte Gefecht
Über den universellen Kapitalismus, den Kommunismus als Episode und die Menschheit als Amöbe“
von Wolfgang Pohrt
Edition Tiamat, Berlin, 2013
(Jaja, 2013. Schon elf Jahre alt, und gesehen als Geschichtsbuch, heute noch unvergänglich.)
12.6.24
Warum ist die Zone immer noch so ostig?
Alle, mit Ausnahme der Ossis, schütteln sich, wenn sie sich die Europawahl-Ergebnisse in Mitteldeutschland vor Augen halten. (Wieso heißt die Gegend da eigentlich ‚Mitteldeutschland‘? Hinter Frankfurt/Oder fängt doch schon Polen an! Oder?)
Okay, egal. Nach dem 1. Weltgemetzel („Auf geht’s! Weihnachten simmer wieder zu Hause!“), nach 14 Jahren Weimarer Republik („Wat heisst denn hier 'Republik? Da durften wir ja auch nix sagen!“), nach 12 Jahren mitm größten Führer aller Zeiten („Das ging ja noch. Bis auf die letzten 4 Monate.“), nach 40 Jahren Ulbricht und Hon­ecker („Und da war auch nicht alles schlecht!“) und schließlich dann „jahrelang diese Scheiss-Wessis mit ihrer Scheiss-Besserwisserei“ – wann hätten wir Ossis denn lernen können, wie so 'ne Demokratie über­haupt geht? Jetzt hamma uns das Wort mal übersetzen lassen und die Volksherrschaft für bare Münze genommen, nu is dat auch wieder alles falsch.?! Oder wie, oder wat?
Ja, so sieht’s aus. Über 100 Jahre Einsamkeit! Über 100 Jahre immer nur Beschiss! Immer nur der letzte Arsch! Ihr werdet schon noch sehen, was dabei 'rauskommt. Wir lassen uns doch nicht ewig verarschen.
(Doch.)
13.6.24
De mortuis nihil …
… nisi bene. Wenn sich jemand aus seinem wie auch immer erfüllten Leben davonschleicht in die ewigen Jagdgründe, weil nur die Wurst hat zwei, ist es unter Zivilisier­ten durchaus usus, über den Verbliche­nen nur Gutes zu erzählen - abgesehen von einigen eindeutigen Ausnahmen wie staatl. an­erkannten Schwerstkriminellen. Richtige Probleme tre­ten da eigentlich nur bei intranspa­renten Fällen auf wie z.B. bei unauffälligen Volksvertretern der 3. Garnitur. Doch man­ches Mal geraten auch völlig harmlose Politiker in den Geruch der unernsten Zwielichtigkeit.
Und so einer war eben auch der nette Klaus Töpfer, von Haus aus eher Nervensäge und Spassbremse in Personalunion.

***
Als 1986 das russische AKW bei Tschernobyl in die Luft flog, dachte der damalige Kandesbunzler Birne Kohl, dass er einen zusätz­lichen Minister zur Abwehr dämlicher Fragen gut gebrauchen könnte. Gedacht – gemacht und fertig war der neue „Bundesminister für Un­kraut, ähm, nee, äh Umwelt, Naturschutz und (!) Reaktorsicherheit“ nach dem Motto "Wir töpfern uns die Umwelt, so wie es uns gefällt".
Und als dann 1987, nur ein Jahr nach Tschernobyl, beim Pharma-Riesen Sandoz 10 bis 15000 Kubikme­ter mit Chemikalien verseuch­tes Löschwasser auf ungeklärte Weise in den Rhein gelangte und das folgende Fische­sterben zu einem massiven Einsatz zur Sanie­rung des Flusses vom Schweizer Oberlauf bis zur Mündung ge­führt hatte, hüppte unser tunichguter Umwelt-Heiopei Töpfer, ange­tan mit einem schicken Neo­prenanzug, im Rahmen – wie Wikipedia frech behauptet – „einer medienwirksamen Aktion“ kopfüber mit 'nem Hechtsprung ohne Not vom Polizeiboot aus in den Rhein rein, um zu bewei­sen, dass in der Kloake wieder alles in Ordnung sei und außer ihm noch diverse andere Hechte fröhlich ihr Un­wesen trieben. Und Birne war zufrie­den. Ein noch belämmerte­ren Na­turschutzheiligen war auf die Schnelle aber auch nicht aufzutrei­ben gewesen.
Die letzten Jahre flog der Klaus im hohen Auftrag der UN nur noch von Gip­fel zu Gipfel, im Schnitt 10.000 Meilen von Kohl entfernt und außer­halb jeder nachprüfbaren Wirksamkeit für die geschundene Natur.
Ach, und dann hat er noch den 'Gelben Sack' erfunden.
Nun ja. C'est ca. Anyway.

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Vorgestern ist unser vielfach belämmerter Placebo-Politiker unter großem Hallo also von uns gegangen. Und wir wollen mal nicht so sein, sondern seinen Abgang zum Anlass nehmen, ihm auch we­nigstens 1 Träne hinterherzheulen. Ansonsten wünschen wir ihm noch alles Gute und ein feines Stück Nachhaltigkeit auf seinem Weg zurück in den Kreislauf der Natur. Ciao!
14.6.24
Zwei Bücher für den Sommer
Hab’se noch nich gelesen; hab’se grade erst gekauft; habe aber vor, diese Lücke so flott wie möglich zu schließen:
„Wie wir uns Rassismus beibringen
Eine Analyse deutscher Debatten“
von Gilda Sahebi
S.Fischer, Frankfurt /M, 2024

Und das neue Kursbuch ist raus:
Kursbuch 218 zum Thema
„Von Natur aus“
Kursbuch-Stiftung, Hamburg 2024
15.6.24
„Sänger“
Auf der ‚Panoramaseite‘, der Seite für Krimskrams, Dies und Das und links & rechts und Ex & hopp und Quatsch mit Soße, meldet unser ‚Kölner Stadtanzeiger‘ unter der Über­schrift „Sänger“:
„Die Staatsanwaltschaft Mannheim hat gegen Xavier Naidoo Anklage wegen Volksverhetzung erhoben.“
Konkret wird dem singenden Mega-Spinner die xte Holocaustver­leugnung vorgeworfen nebst per­manenter viraler Verbreitung von Antisemitismus. Den Holocaust ver­leugnet zu haben, wird der liebe Xavier natürlich wieder leugnen. Denn das gehört zum traditionellen Prozedere dieses rechtsradikalen Provokationstheaters. Und der liebe Xavier ist ja nicht total verblödet. Der weiß nur zu ge­nau, dass kein anderes Ereignis der Weltgeschichte so genau und akribisch in allen Einzelheiten dokumentiert worden ist wie der Holocaust. Deshalb kommt uns unser bestsellernde Dunkelmann auch nicht mit irgendwelchen Pseudo-Beweisen, sondern runt und raunt, orakelt, munkelt und karbunkelt sich unfassbar durchs gesam­te Sortiment aller handelsüblichen Ver­schwörungsgeschichten, die man als pro­fessioneller Antisemit halt eben so auf Lager hat, und die auch nach dem tausendsten Prozess dieser Art, als Volksmeinung quasi leit­kulturell geadelt, lustig wei­ter erzählt werden können, weil die Rede-, Meinungs- und Gesangsfrei­heit hier aus guten Gründen sehr hoch gehängt wurden.
Und weil auch dieser Prozess enden wird wie alle vergleichbaren Hornberger Schiessübungen, bleibt nur eine dämliche Frage am Ende noch offen:
„Werter Stadtanzeiger, warum müssen Sie eigentlich jeden Furz von diesem antisemitischen Knallfrosch … oder anders gefragt: Kann es villeicht sogar sein, dass ...“
Egal, die Frage kann man sich glaub ich allmählich auch selbst be­antworten...
16.6.24
Künstliche Intelligenzen beim Intelligenzgipfel in Bari
Der diesjährige G7-Gipfel im süditalienischen Bari, bei dem als Schwerpunkt auch die Künstliche Intelligenz dran glauben und kritisch behandelt werden sollte, bekam vorgestern überraschenden hohen Besuch von einer außer­irdischen Intelligenz, von Papst Fran­ziskus dem äh Ersten. Als dann der Franz seinen außerirdischen Senf dazu gequatscht hatte, hatte man eigentlich keine rechte Lust mehr, das Thema noch toter zu reiten, und ging zum gemütlichen Teil des Abends über.
17.6.24
17. Juni (ehem. Feiertag)
17. Juni … Moment, 17. Juni kommt mir irgendwie bekannt vor. Da war doch irgendwas gewesen ... Was war da noch mal gewesen? ... ah, Bundesgarten-Schau? Nein, aber so ähnlich ... Ah, ich hab’s! „Tag der blühenden Landschaften“! Oder so ähnlich.