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1.1.22
„Ich fürchte mich nicht
vor der Rückkehr des Faschisten in der Maske des Faschisten,
sondern vor dessen Rückkehr in der Maske des Demokraten.“
Theodor W. Adorno
„Sich einfügen in die Gemeinschaft ist der Ersatz für gesittetes Benehmen“ (Wolfgang Pohrt)
Und weil man es immer wieder nötig hat, sich diesen Satz in die Birne zu bimsen, wird das neue Jahr mit einem Buchtipp eröffnet:
„Desintegriert euch!“
von Max Czollek
2.1.22
Das neue Jahr ist gerade mal 1 Tag alt,
und schon geht‘s wieder nur um ihn
Sein Freund, der Fernseh-Philosuff, Lall- und Labertünnes Peter ‚Schlotterteig‘ Sloterdijk hält ihn bekanntlich für „das seit vielen Jahren größte politische Talent, das Deutschland seit einem halben Jahrhundert hervorgebracht hat.“ Ein „außergewöhnlich guter Redner, ein Sprachgenie“ soll er obendrein noch sein, ein gar pfiffig Kerlchen, das es meisterlich verstanden hat, seine trostlose, neoli­berale Scha­luppe mit einem einzigen Wort erfolgreich durch das ewige Dick und Doof und Dünn seines Lebens zu schaluppen, mit sei­nem Zauberwort, das da heißt „Keinesteuererhöhung“.
Seit gestern aber besitzt er einen neuen Wortschatz, und auch der besteht nur aus 1 Wort: „Umfangreichesteuerentlastung“! Äh, nein, nicht ganz richtig, so is richtig: „Umfangreichesteuerentlastungen“
Und das müssen wir jetzt die nächsten 4 Jahre jeden Tag ertragen!
Umfangreichesteuerentlastungen, Umfangreichesteuerentlastungen, Umfangreichesteuerentlastungen, Umfangreichesteuerentlastungen.
Also, ich sag mal so ... oder nee, andersrum: Ich will mal so sagen:
So Demokratie, die is nicht immer schön.
Die kann ei'm auch ganz schön auf die Eier geh'n.
3.1.22
„Ich hör große Worte
Ich hör große Worte
Aber ich weiß
Da is ne Bombe in der Torte“
(Rio Reiser)
Es ist noch gar nicht so lange her, da hatten sie nicht nur den lieben Gott immer auf ihrer Seite, sondern auch einen zu all­seits & allem bereiten Staat inkl. einer bis an die Zähne bewaffneten Polente, die sich bei der Arbeit alles erlauben konnte, vom einfachen Knüppel-aus-dem-Sack über Tränengas, Pfefferspray, Wasserwerfer und Gummigeschosse bis hin zu Putativer Notwehr und dem finalen Rettungsschuss.
Dann aber kam Fukushima, und mit Fukushima die große Stunde der Angela Merkel. Alle, ausnahmslos alle, selbst die AKW-Betreiber selber, erlagen dem unentrinnbaren Charme ihrer Kanzlerin und mochten von heute auf morgen auch keine Atomkraftwerke mehr leiden.
In jener Zeit machte auch immer mehr ein neues Wort von sich reden, ein politisches Stusswort ohnegleichen, ein Begriff, dessen absolute Inhaltsleere sich mit „Vakuum“ nur äußerst unzureichend übersetzen lässt, ein Schwurbelwort, das sogar so balla-balla ist, dass man es ernsthaft weder gebrauchen noch missbrauchen kann, trotzdem neuerdings in jeden Satz mindestens 3 mal am Tag rein­geschwurbelt wird. Sie nennen es „Nachhaltigkeit“.
Zurück zur Atomkraft
Heute, wo es für die fetten Energiekonzerne, die mal eben locker konvertierten vom CO2-Fetisch zum 1A-Nachhaltigkeitsmonster - allmählich eng wird und ihre legendären Lieblinge Brokdorf und Grohnde ausgelaufen sind, lassen sie nicht wie früher die Bullen auf die Wiese, sondern wenden sich friedlich und demokratisch ans Europa-Parlament „Zur hl. Nachhaltigkeit“ - mit dem Argument, ihre AKWs seien schließlich keine CO2-Schleudern sondern quasi der Inbegriff der gebotenen Nachhaltigkeit und damit die einzige Mög­lichkeit, unseren geschundenen Planeten noch zu retten.
Tja, und wer wollte jetzt noch behaupten, dass deren Sondermüll mit einer Halbwertzeit von 1 Million Jahren nicht nachhaltig wäre.
4.1.22
Du lieber Himmel!
Der jetzt auch noch!
Ein internes Dokument der katholischen Kirche belastet nach einem Bericht der Wochenzeitung „Die Zeit“ den emeritierten Papst Bene­dikt XVI. Die Internet-Zeitung „Tag 24“ schreibt weiter:
„In dem betreffenden Fall geht es um den Priester H. aus Gelsenkir­chen, der vielfach minderjährige Jungen missbraucht haben soll. 1980 wechselte der Geistliche aus dem Bistum Essen in das Erzbis­tum München und Freising. An dessen Spitze stand damals Erzbi­schof Joseph Ratzinger (94) - der spätere Papst Benedikt.“
Wenn sich herausstellen sollte, dass der liebe Ratzinger in seiner wahrlich ehrenamtlichen Funktion als Chefvertuscher auch einen anständigen bzw. unanständigen Batzen Dreck am Stecken ange­sammelt hat, dann verheißt das für die Zukunft nichts Gutes, dann wird es wohl letztendlich heißen – und die Spatzen tschilpen das ja schon seit Jahren von Dächern der Kapellen:
„Ja, also, wenn selbst der spätere Stellvertreter Gottes … ich mein ... wenn selbst der Papst … also, vielleicht sollte man diese ganze unangenehme Angelegenheit doch mehr aus der Sicht himmlischer Gnadenerweisungen …“ usw.usf.
Na, wie auch immer, es wird auf jeden Fall, da bin ich mir sicher, so mancher Christenmensch mit seinem Kirchenlatein irgendwann am Ende sein. Irgendwann.
5.1.22
Differenzieren,
wo‘s nix zu differenzieren gibt
Sie wurden nicht von einem schlimmen Diktator gleichgeschaltet, sie wurden nicht von clandestinen, militanten Mächten gezwungen, sie wurden auch nicht von irgendwelchen Juden erpresst und sie standen auch nicht unter Drogen, die ihnen von apokryphen Dunkel­männern im Schlaf verabreicht wurden, nein, sie sind ganz einfach nur alle einer Meinung.
Und wenn in allen Zeitungen heute auch dasselbe steht - wie z.B. im ‚Kölner Stadtanzeiger‘: „Experten warnen vor einer Vereinnah­mung des Protests durch Extremisten,“ dann sind auch diese Jour­nalisten nicht gleichgeschaltet, gezwungen, erpresst oder sonst was worden – nee nee, dann sind sie eben auch alle nur einer Meinung. Einer Meinung, die sie nachgeplappert haben. Einer Meinung, ohne nachgedacht zu haben. Einer Meinung, die an jeder Straßenecke umsonst zu haben ist. Und für so ne billige Gratis-Meinung, finde ich, brauch ich auch keine Zeitung, die ich zudem noch bezahlen soll.
Und trotzdem ist Ihr Blatt, werter ‚Stadtanzeiger‘ lesenswert und wichtiger denn je! Weil man nämlich dort durch simple Lektüre er­kennen könnte, was hier eigentlich so los ist, wenn man die simple Lektüre etwas genauer betrachten würde und in der Lage wäre, ab und zu das Unbewusste zwischen den Zeilen zu lesen. Im Kontext mit den sog. „Spa­ziergängen der Querdenker“ steht bei Ihnen heute also zum Beispiel geschrieben:
„Experten warnen vor einer Vereinnahmung des Protests durch Ex­tremisten.“
Und da hätt ich dann aber doch noch so einige Fragen:
Wer sind denn schon wieder diese Experten? Und wofür braucht man überhaupt Exper­ten, wenn doch jeder Blödmann auf den 1. Blick sieht, dass keiner von diesen „Spa­ziergängern“ was dagegen hätte, wenn er denn von einem an­deren Spaziergänger „vereinnahmt“ würde? Sie gehen offen­sicht­lich bei Ihrer 'Warnung vor Vereinnah­mung' davon aus, dass es sich bei den Spa­ziergängern um 2 grund­verschiedene Gruppen handelt: einmal die „Extremisten“ (= böse) und zum anderen die, die „pro­testieren“ (= ernst zu nehmende). Und geh ich wirklich recht in der Annahme, dass Sie die Ansichten derer, die Sie vor der Vereinnahmung durch Rechtsextremisten warnen möchten, wenn auch nicht gerade supi oder dufte finden, aber doch als ernstzuneh­mende ansehen, so interessante Ansichten wie „Lügenpresse, halt die Fresse!“ oder „Merkel an den Galgen!“ Meine Fragen:
Sind Ihnen solche Ansichten noch nicht extremistisch genug? Was sind denn Ihrer Ansicht nach die Absichten der Extremisten? Sie betonen an anderer Stelle immer wieder, dass Sie die sog. Ernstzu­nehmen­den unbedingt in Ihre alte, übliche, etablierte Ordnung zurückholen möchten. Wenn es aber gar keinen erkennbaren Unter­schied zwischen den beiden Gruppierungen gibt, warum bemühen Sie sich dann nicht auch um die Sympathien der „Extremisten“? Dann hätten se se doch alle!
Ich könnt‘ es Ihnen, wenn ich wollte, explizieren, aber es würde vermutlich sehr, sehr lange dauern, sehr lange, und dann würden Sie ja doch am Schluss wieder Ihren alten Stiefel …
… ach, wissen se was? Vorschlag zur Güte: Schießen se sich doch simpel auf die dunkle Seite des Mondes. Da brauchen se auch keine lästigen Fragen zu be­antworten.
(Nur bezahlt Sie da niemand. Wär manchmal zumindest von Vorteil ...)
6.1.22
Ca ira!
Ich mach‘s heute kurz, lustig und schmerzfrei.
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat versprochen, er „werde die Impfverweigerer zwar nicht zwangsimpfen lassen oder in den Knast stecken.“ Aber er wolle sie piesacken, nerven und „emmerder“, was auf deutsch so viel heißt wie „zuscheißen“.
Frankreich ist irgendwie mein Land.
7.1.22
„Amerika, du hast es besser“
Johann W. Goethe
„Und im Anschluss an diese ‚Tagesthemen‘ nun der sehr sehens­werte Dokumentarfilm ‚Der Sturm auf das Kapitol‘.“ (Ingo Zam­peroni)
Und wenn man so freundlich gebeten wird, dann will man dem ja auch gerne folgen. Also biddeschön:
90 Minuten aneinandergeklöppeltes, „teils bisher unveröffentlichtes Material“, private Videoschnipsel und O-Töne von einem hirnlosen, primitiven, patriotischen, durchgeknallten, (quasi)-religiösen, wei­ßen Lynchmob und Dumpfbackenpack, das seit der letzten Wahl objektiv als die mit knapp 50 Prozent ausgewiesene dunkle Seite Amerikas gelten kann, zwischendurch vereinzelte Kommentare von traumatisierten, zu Tode verängstigten Zeugen der Gegenseite, dazu praktisch kaum Analysen des Dokumentaristen, dafür aber permanente, vielsagende Untermalung mit dramatischer Musik, übrigens eine mittlerweile schon alltäglich angewandte, nervtöten­de Funk- und Fernsehmarotte, damit auch der allerletzte kulturin­dustrielle TV-Vollidiot merkt: Hallo, jetzt wird‘s noch spannen­der bzw. noch schlimmer oder noch ekliger, je nach individueller Ge­schmacksrichtung, auf jeden Fall: Dranbleiben! .
Dass „Der Sturm auf das Kapitol“ unter Trump-Liebhabern ein rasen­der Dauer-Blockbuster werden wird, kann man sich ja an zwei aus­gestreckten Mittelfingern ausrechnen.
Hier in diesem Land dürfte der Fall etwas anders liegen. Von offizi­eller Anstaltseite heißt es gewöhnlich „In unverbrüchlicher Freund­schaft und Bündnistreue verbunden,“ was nicht zufällig schon nach vorauseilender Trauertränenarbeit beim Ableben verhasster Ver­wandten klingt. Der gewöhnliche, amerikafeindliche deutsche Fern­sehgucker aber, für den ja der armselige Streifen produziert wurde, bekommt mit ihm eine Extra-Portion Happy-Happi und ist angenehm kino-gruselig beglückt wie beim „Exorzisten“, ist entzückt zu sehen, dass „der Ami“ ja wohl noch bekloppter und so weiter ist als ge­dacht. Und schon ist das deutsche Volk 1,2,3 auf seinem doch echt schwierigen Weg der Wiedergutwerdung wieder glücklich ein paar Zentimeter weitergekommen.
Aber hat das deutsche Lamento über den Idioten Trump und seine idiotischen Anhänger nicht auch was unbedingt Komisches an sich? Oder direkt mal andersrum gefragt:
Was sind denn knapp 50 Prozent gegen praktisch 100 Prozent?
Und was 4 Jahre gegen 12?
8.1.22
„Mir Sackse, mir sin helle ...“
Der ‚MDR.de‘, der Mitteldeutsche Rundfunk schreibt …
ach, übrigens, das wollt‘ ich immer schon ähm mal gefragt haben: Mitteldeutscher Rundfunk – was heißt denn hier eigentlich ‚mittel­deutsch‘? Im Osten liegt doch Polen, dazwischen fließt nur die Oder. Oder vertu ich mich da? Ach ja und die Neiße. Also, Oder-Neiße-Grenze. Oder wollt ihr da noch mal was ändern? …
egal, also, die Mitteldeutschen schreiben:
„AfD berät über Umgang mit rechtsextremistischer Partei ‚Freie Sachsen‘“
Ja, und auch das versteh‘ ich nich‘: Was gibt‘s denn da zu beraten?
9.1.22
Was ist hier eigentlich los?
3. Teil
eines Versuchs eines Versuchs
über die kranke Post-Post-Postmoderne
Und wieder ein Wochenende mit tausenden von „Querdenkern und Querdenkerinnen“ auf den Straßen bei ihren Lieblingsbeschäftigun­gen, dem Querdenken und Spazierengehen.
Und ich denke, dass wir nach all den ernsthaften Versuchen, einen möglichen Sinn hinter den „Quer“-Gedanken dieser Leute zu finden, nun auch endlich einsehen sollten, kläglich gescheitert zu sein.
Wer hier von „Impf-Apartheit“ und „Faschismus“ spricht oder – und das müsste ja schon reichen – „Frieden! Freiheit! Keine Diktatur!“ skandiert oder was „von tausenden von Kindern erzählt, die bei Nacht und Nebel hierzulande erschossen werden, und diese Massenverbrechen von den herrschenden Eltiten vor dem Volk verheimlicht werden“ und ähnliches, kann das wegen mir auch ruhig weiterhin tun. Wir müssen uns halt nur eingestehen, dass da nix mehr zu machen ist. Es ist schwer, aber geht nicht anders.
Deshalb mein Vorschlag – und der ist, glaub ich, vom Grundgesetz sogar gedeckt: Schluss mit den Witzen! Einfach totlaufen lassen!
Und wenn sich niemand mehr für diese … (Platz für Ihre persönl. Kategoriesierung) interessiert, ist da immer noch die Biologie, die zur Lösung des Problems mit der ihr eigenen „Vernunft“ schon immer dann und irgendwann irgendwie das ihrige beigetragen hat.
Oder so.
10.1.22
(Nachtrag zu gestern)
Heute ist „Internationaler Tag der Blockflöte“. (siehe auch „Der Rattenfänger von Hameln“)
Und in dem westafrikanischen Land Benin feiert man den „Voodoo-National-Tag“. Vielleicht sind ja dort Anregungen zu finden für den Umgang mit diesen Querdenkern ...