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13.9.18
„Post von Wagner“
Franz Josef Wagner, Springers wichtigster Schmierlappen in Sprin­gers wichtigsten Schmierlappengeschäft, wahrscheinlich nicht nur in seiner Funktion als BILD-Zeitungsbriefetipper ein veritabler Ganz­jahresidiot, ein Zeilenschänder, ehrlich, praktisch, gut, ein Sonder-Poet aus der etwas anderen Welt, hat heute folgendes erbrochen:

„Lieber Hambacher Forst,
woran erinnert sich ein Baum? Woran eine Eule, wenn es keine Äste mehr gibt, wo sie ihre Rufe durch die Nacht schickt? Wohin flattert die seltene Bechsteinfledermaus, wenn sie keine Heimat mehr hat? Im Hambacher Forst sollen bald 350 Jahre alte Eichen und Buchen gefällt werden, weil Kohle abgebaut werden muss.
Umweltaktivisten ketten sich an die Bäume. 16 Meter hoch sind die Bäume im Hambacher Forst. Mein Herz ist bei den Baumrettern. Aber da kommen die Bösen, die Gewaltbereiten. Hauptsache Bullen auf die Fresse. Die schwarzen Maskentypen, die Molotowcocktails werfen. Denen geht es nicht um Bäume, denen geht es ums In-die-Fresse-Schlagen.
Woran erinnert sich ein Baum? Ein Baum ist ein Lebewesen. Ein Baum wird sich erinnern, dass ein Mensch ihn umarmt hat.
Herzlichst
Ihr" (siehe oben)

Und ich finde:
Das musste mal gesagt werden!
14.9.18
3mal Schwarzer Kater
3mal Kölner Stadtanzeiger
Zum Ersten -
Woelki erzählt einen Witz:
Der mit allen Weih- und sonstigen Wassern gewaschene Kölner Oberkatholiker, Opus-Dei- und Rapunzel-Mann Rainer Maria Woelki hat dem Kölner Stadtanzeiger einen Witz erzählt. Der aber hat ihn nicht verstanden, und so wird aus einem wirklich guten Witz eine ganz normale Meldung und damit ein ganz normaler Artikel auf der 1. Seite:
„Katholische Kirche
Kardinal Woelki schämt sich für Missbrauch
Köln. Der Kölner Kardinal Rainer Woelki schämt sich wegen der vielen Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern für seine Kirche. 'Es ist schrecklich. Ich bin persönlich zutiefst getroffen, und ich schäme mich an dieser Stelle für meine Kirche.' Die Kirche habe zugelassen, dass Missbrauch geschehen konnte, und sie habe ihn teilweise sogar vertuscht. 'Ich dulde in unserem Erzbistum keinerlei Vertuschung.' Als Erzbischof sei er zudem dafür verantwortlich, das sexueller Missbrauch nie mehr vorkomme.“
Wie gesagt: Man könnte diesen Artikel ja auch als Satire lesen.
Der Witz aber ist: Es ist ein ganz normaler des Kölner Stadt­anzei­gers von Seite 1.
15.9.18
3mal Schwarzer Kater
3mal Kölner Stadtanzeiger
Zum Zweiten -
Noch'n Witz? Noch'n Witz!
Selbe Seite derselben Wochenendausgabe des Kölner Stadtanzei­gers. Vier Spalten geht’s über den bevorstehenden sog. „Erdogan-Besuch in Köln“. Und der Artikel beginnt so:
„Köln. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kommt wäh­rend seines zweitägigen Staatsbesuchs in Deutschland am 29. Sep­tember nach Köln. Das teilte das Bundeskriminalamt am Freitag der Kölner Polizei mit.“
Versteckter Humor? Untergrundironie? Flüsterwitz? Nee, nee. Ganz normale, alltägliche Stadtanzeiger-Ernsthaftigkeit.
16.9.18
3mal Schwarzer Kater
3mal Kölner Stadtanzeiger
Zum Dritten -
Selbe Nummer, aber diesmal eine komplette Seite und zwar im Kulturteil!
„Eine Jacht macht nicht glücklicher“ (Thomas Middelhoff)
„Der frühere Top-Manager Thomas Middelhoff im Gespräch über seinen Absturz, über seine Schuld, über Suchtverhalten und den Versuch, ein besserer Mensch zu werden.“
Zu welcher Sorte Erzgauner dieser ehemalige Bertelsmann- und Karstadt-Quelle-Top-Finsterling gehört, kann ich mir hier – glaub' ich – sparen. Und das geistige Niveau der Fragen und Antworten auf dieser Stadtanzeiger-Seite erscheint nebenbei nicht immer aus einem Guss. So tendieren der Gauner und seine beiden Spürnasen mal zu „Frau im Spiegel“, mal imitieren sie gekonnt die „Gala“. Mal spricht zu uns ein extrem abgewichster Pfarrer Sommerauer, mal ein durchaus sympathischer Jürgen-Fliege-Klon. Oder war's umgekehrt.
Egal. Was ist der Punkt? Wie geht die Pointe?
Wie schon in der seinerzeit völlig verlogenen Saga der Saulus-Paulus-Nummer blitzt die Wahrheit jedenfalls, meine Damen und Herren, auch hier nur ein einziges Mal kurz auf - in dem flüchtigen Augenblick, als der schlecht zum Gutmenschen konvertierte uns Normal-Ottos weismachen will, dass auch er nur ein Opfer war und wie der furchtbar schreckliche Arbeitsstress eines von sich selbst und dem Rest der Welt umjubelten spätkapitalistischen Erzgauners eben diesen auch fertig machen kann, und dass das ständige Gere­de von Luxus und Lotterleben eben nur Gere­de sei. Zitat:
„Zum Beispiel der berühmte Business-Jet: Man redet mit nieman­dem, arbeitet den ganzen Flug über und wird von A nach B ge­bracht. Das ist doch kein Luxus! Es ist ja nicht so, dass man Nutten an Bord hätte oder der Champagner in Strömen flösse.“
Eine Jacht macht nicht glücklicher, sagt er. Aber also nach wie vor:
Wenn Nutten und Champagner fliessen ...
Tja, so sei es nicht! Und so wird’s wohl sein.
Sei's drum.
Wir aber haben trotzdem und alledem dafür die Erkenntnis: Arschkrampe bleibt nun mal Arschkrampe! Da hilft auch kein Lebenslänglich.

P.s.:
Schade nur, dass der Duft der Erkenntnis an den Stadtanzeiger-Nasen wohl vorbeigerauscht ist.
17.9.18
Jensken Spahn, unser Gesundheits-Jensken
Auf den Münchener „Merkur“ kann man sich eigentlich immer verlassen. An sich guck ich da ganz gerne mal rein. Doch als ich heute in dem Artikel über Jensken Spahn den Satz lesen musste „Stoiber und Schäuble sehen diesen CDU-Mann als künftigen Kanzler“, da kriegte ich denn doch das kalte Erbrechen!
WOMIT HABEN WIR DAS VERDIENT ?
18.9.18
„Post von Wagner“
(Anmerk.: Wer dieser Wagner ist – siehe: 13. September)
Und heute muss Herr Seehofer dran glauben!

„Lieber Horst Seehofer,
es ist eine Tatsache, dass Sie nicht mehr jung sind. Sie gehen auf die siebzig zu. Mit 70 beginnen die Attacken auf die Ohren, Augen, Schulter, Rücken, Magen, Kreislauf, Herz. Ich frage mich, warum Sie nicht auf Ihren Körper hören. Ihre Schritte sind langsam. Sie haben Atemnot. Ihr Körper (1,93m) wirkt müde. Als Rentner können Sie auf ein großes Leben zurückschauen. Ihr Vater war Lkw-Fahrer. Als Kind nahmen Sie ihm die Lohntüte weg, damit er sie nicht vertrank. Kein Geld für eine höhere Schule. Als Kind verteilten Sie Zeitungen. Sie wurden Ministerpräsident.
Was für ein großes Leben haben Sie gelebt! Von ganz unten nach ganz oben. Warum ist es so schwer loszulassen? Warum ist es so schwer, wieder ein ganz normaler Mensch zu sein? Ein Rentner, der mit seiner Modelleisenbahn spielt, die Rosen im Schrebergarten gießt und sich auf eine Bank setzt und in die Sonne blinzelt.
Horst Seehofer, es gibt ein Leben nach der Politik.
Herzlichst
Ihr F.J. Wagner“

Lieber F.J.Wagner,
das haben wir ja wieder schön verklausoliert formuliert! Wirklich, ausgesprochen schön.
Aba getz ma' Butta bei die Fische! Sie können den Mann nicht ab, ne? Ihnen geht der auf'n Sack, ne? Genauso wie mir, ne?
Äh, wie nein? Noch schlimmer? Echt? Warum dann diese ganze Schleimdichterei? Weshalb so viele Worte? Wieso immer um den heißen Brei herum? Ein einfaches „Verpiss dich, aber zacki! Und egal wohin!“ hätte doch gereicht! Wie Ihre BILD-Zeitung es mit Vorliebe immer bei all den Menschen … aber lassen wir das heute mal.
Was? Bitte? Ach, Sie sind nur ein armer Poet und Prosaist, ein veritabler Ganzjahresidiot, ein Zeilenschänder, ehrlich, praktisch, gut, ein Pattitüdensammler aus einer etwas anderen Welt und vor allem Springers wichtigster Schmierlappen in Springers wichtigsten Schmierlappengeschäft, der BILD-Zeitung!
Ach so, ja, da mögen Sie sogar Recht haben.
Herzlichst
Ihr usw.
19.9.18
Die freie Presse ist so frei
Unsere freie Presse ist jetzt natürlich keine sog. „Lügenpresse“, wie von interessierter Arschloch-Seite immer gerne behauptet wird. Aber so ganz koscher, ihr Lieben, simma ja nu au' wieder nich', oder?
Wenn's zum Beispiel – nur jetzt so als Beispiel – um die Werte geht, um die christlichen Werte, um unser christliches Abendland, unser schönes, christliches Abendland oder (auch sehr hübsch) unser schönes christlich-jüdisch geprägtes Abendland und seine Verteidi­gung, dann beliebt es uns doch, zumeist und unisono zu vergessen, dass das Wesen des Christentums, ähm … oder sagen wa ma' so: dass das Christentum ohne genuinen Antisemitismus überhaupt nicht denkbar ist.
Und genau so frei ist die freie Presse und schaltet auch gleich, wenn sie wieder mal von den besorgten Arschlöchern für Deutschland erzählen muss.
So. Das war jetzt das Vorwort.
Lange Rede, kurz der Sinn:
Und engagiert, mutig, offen, hart, aber herzlich und mit Schaum vorm Mund schreiben sie heute alle landauf, landab von taz bis Faz wie bestellt im Chor der Entrüsteten:
„Ralf Meister, evangelischer Landesbischof von Hannover: 'AfD-Mitgliedschaft und Christsein schließen sich nicht aus.'“
Tja.
Seh ich genauso.
20.9.18
Junge, Junge!
Hier is' was los!
(Und alles wegen V-Mann Maaßen!)
BILD – wie immer als erste am Tatort:
„Kramp-Karrenbauer gibt in Rundmail zu:
Regierung stand am Abgrund“
Hm. Was heißt denn hier …
Regierung?!
21.9.18
Unser Jensken, der Bundesgesundheits-Hatschi!
Dpa meldet:
„Um dem Pflegekräftemangel in Kliniken und Heimen entgegen zu wirken, möchte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Beschäftigte zu Mehrarbeit bewegen.
'Wenn von einer Million Pflegekräften 100.000 nur drei, vier Stunden mehr pro Woche arbeiten würden, wäre schon viel gewonnen", sagte der CDU-Politiker der "Augsburger Allgemeinen."
Unser Jensken! Isser nich' süß?
22.9.18
Volksgenosse Trend?
Es geht voran. Geschichte wird gemacht. Zum 1. Mal liegt bei der hübschen Sonntagsfrage „Wenn am Sonntag usw. Wahlen wären“ die Partei der besorgten Nazis mit 18 Prozent bundesweit als zweit­stärkste vor der SPD mit ihren 17 Prozent. Bange Frage allerorten: Ja, werden denn in Oischland die Arschlöcher immer mehr?
Nun, die könnten natürlich auch vom Himmel gefallen sein. Aber das glaube ich nicht. Ich denke eher, 's waren vorher schon Arschlöcher; die wussten das nur nicht so genau. Und jetzt wissen ses halt.
That's all.
(Und ich sag Ihnen: Es gibt jede Menge, die es immer noch nicht wissen ...)