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1.5.18
„Phasenweise antisemitisch“
Den folgenden Text hat sich die „Deutsche Presseagentur“ einfallen lassen:
„Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat in einer phasenweise antisemitischen Rede dem jüdischen Volk die Schuld am Holocaust gegeben, der Ermordung von 6 Millionen Juden durch die Nazis. Der Holocaust sei nicht durch Antisemitismus ausgelöst worden, sondern durch das "soziale Verhalten" der Juden, wie das Verleihen von Geld, sagte Abbas nach Angaben der Nachrichtenagentur Wafa in Ramallah.“
Okay, gut. Selber schuld am Holocaust … da kann nun wirklich was nicht stimmen. Aber zumindest war die Rede von Onkel Abbas nur „phasenweise antisemitisch“. Gott sei Dank.
2.5.18
Morgen ist
Internationaler Tag der Pressefreiheit
Und heute? Heute präsentiert uns 'Google News' als 1. Nachricht in der Sparte 'Deutschland' ditte hier:
„Koalition einigt sich im Streit um Familiennachzug“ (Zeit online)
„Koalition einigt sich bei Familiennachzug“ (tagesschau.de)
„Koalition erzielt Einigung beim Familiennachzug“ (Handelsblatt)
„Regierungskoalition findet Kompromiss beim Familiennachzug“ (Deutsche Welle)
„Groko erzielt Kompromiss beim Familiennachzug“ (Spiegel online)
Usw.usw. - bei den andern sieht es wohl kaum anders aus.
Dass und warum das alles, meine Damen und Herren, so ähnlich klingt, als wäre es ähm … oder anders … ich versuch's mal etwas anders … wenn ich nicht hundertprozentig wüsste, dass wir hier in einem durch und durch demo­kratischen Syst ähm … also dass hier Pressefunkundfernsehn vollkommen d.h. prinzipiell und von der Idee her absolut frei und autonom, ungerührt äh unberührt von irgend­welchen Zwängen und Be­vormundungen etwa durch einen nicht-autorisierten Propaganda­minister zum Beispiel, gleichsam gleichge­schaltet, wie mancheiner ... nein, nein, um Gottes Willen, ich will hier nicht, aber das is ja auch wohl selbstverständ… ich wollt nur darauf hin­weisen, nein, ich möchte gern an dieser Stelle, ähm, was wollt' ich eigentlich an dieser Stelle, ach ja, ich wollte gar nix mehr fragen, ich wollte nur noch mal eben kurz sagen:
Wenn das alles da gleichklingt, wenn alle dasselbe schreiben, den­ken, sagen & senden, wenn Pressefunk&fernsehen in Deutschland also so aussehen, wie Karl-Theodor von&zu Guttenberg seinerzeit seine Doktorarbeit zusammengeschmiert hat, wenn das alles genau so ist, sollte der Flüchtling hier auch besser seinen im Dreck sitzen­den Angehörigen mitteilen, dass sich endlich die Große deutsche Regierungs­koalition im Streit um den Familiennachzug auf einen Kompromiss geeinigt hat, und zwar auf den, dass man sich in die­sem Fall und allen andern künftig und sowieso nach den bewährten „traditionellen Werten des christ­lichen Abendlandes“ (Seehofer) richten wird. (Und jetzt kann ich nur noch hoffen, dass ich auch richtig missverstanden worden bin.)
3.5.18
Ein Arschloch in Klamotten
Der Mann ist mir unbekannt. 'Die Zeit' hat die obere Hälfte der 1. Seite ihrer heutigen Ausgabe mit einem Farbfoto von dem Typen vollgemacht. Also muss er wohl wichtig sein. Und dazu die fol­gende Aufmacher-Prosa da reingedrückt:
„Dieser Mann wird immer reicher
Unternehmer wie Christoph Gröner
haben es ganz nach oben geschafft.
Heute fragt er sich: Warum bleiben
so viele andere arm?“
Und ich frage mich: Warum sollte ich eine solche Scheiße lesen?
Nee, Quatsch!
Werte 'Zeit'-Redaktion! Das war jetzt Quatsch.
Denn erstens frag ich mich das nicht. Und zweitens hab ich noch nie im Leben so was gelesen.
Jedenfalls nicht freiwillig. (Wenn Sie wissen, was ich meine.)
4.5.18
Heimatpost vom Ganzjahresirren
Lange nix mehr vom Franz Josef, vom Franz Josef Wagner, unserm virilen Ganzjahresirren & Gagschreiber von Europas größter Dreck­zeitung, zitiert. Wird höchste Eisenbahn:

„Lieber Heimat-Minister Seehofer,
wenn etwas Heimat ist, dann ist es Ellwangen. Ein kleines Städtchen an der Jagst, dem Fluss. Viel Wald. Eine Basilika. Ein Schloss. 27000 Einwohner, liebliche Gassen, man spricht schwäbisch. Schön ist es hier. Die Kirchenglocken läuten zum Mittag.
Ja, so war es. Die Heimat, die die Ellwanger hatten, gibt es nicht mehr. Flüchtlinge griffen Ellwanger Polizeibeamte an. Aus Angst vor Aggression der Flüchtlinge händigten die Polizisten die Schlüssel für die Handschellen des Gefesselten aus, der abgeschoben werden sollte.
Wie erträgt eine Stadt, dass die Polizei erst Tage später Ordnung schafft? Was fühlen die Menschen hinter den Fenstern? Die Vor­hänge in den Schlafzimmern werden zugezogen. Ellwangen war einmal Heimat. Alle Menschen grüßten sich beim Bäcker, in den schönen Gassen.
Lieber Horst Seehofer, machen Sie Ellwangen wieder zur Heimat.
Herzlichst
Ihr F.J.Wagner“

Man kann das jetzt so stehen lassen. Man kann auch drüber dis­kutieren. Man kann dies und man kann das. Man kann auch sagen: „Tja, so isser halt.“ Ja, man kann so vieles. Ich kann zum Beispiel sehr gut: Erst mal eine Runde kotzen gehen.
5.5.18
Et is nix, aber auch gar nix los!
Ja, is denn schon …
… Sommerloch?
6.5.18
Okay, heute war wenigstens ...
„Welttag der geistlichen Berufungen“!
Nur weiß der Himmel, was das schon wieder sein soll.
7.5.18
Und heute war wieder nix
Rein gar nix! Kein Internationaler, kein Nationaler, kein Lokaler, kein Außerirdischer, kein Stadtteil-, Veedel-, Kiez- und auch kein Sack­gassentag.
8.5.18
Aber was war am 8. Mai noch mal?
Ja, was war noch mal am 8. Mai?
So viel ich sehe, habense noch alle Joker beisammen. Wollense das Publikum befragen, fifty-fifty, einen intelligenten Freund anrufen oder einen ganz besonders intelligenten hier aus dem Saal befragen? Oder wissen se das zufällig sogar selber?
9.5.18
Zur deutschen Willkommenskultur
Seit genau 8 Tagen steht bei 'Google News' in der Sparte 'Deutsch­land' an der ersten Stelle, quasi an vorderster Front unverändert der besonders extrem ausgewogene 'BILD-Aufklärungs-Artikel
„150 Asylbewerber verjagen Polizei“
(s. auch 4.5. Ellwangen, Heimatpost vom Ganzjahresirren)
Nicht, dass Sie auf die unwahrscheinliche Idee kommen, die 'Google News' seien einfach nur die 'Google-news'.
Das ist wie bei der FAZ. Dahinter steckt immer ein kluger Kopf. Im Fall der 'Google News' sind's sogar mehrere.
Danke!
Bitte.

P.s.:
Apropos Internationaler oder Nationaler Sonstwat!
Heute vor 42 Jahren wurde Ulrike Marie Meinhof in ihrer Zelle von Stuttgart-Stammheim tot aufgefunden. Dafür gibt’s allerdings keinen offiziellen Gedenk- und Erinnerungstag. Wär' wahrscheinlich von diesem Staat bzw. dieser sog. Völkergemeinschaft wohl auch ein wenig zu viel verlangt.
10.5.18
Erste Hilfe
Wenn man nicht mehr so recht und richtig blickt, wo es lang geht, hilft schon mal 'Die Welt'. Die weiß es nämlich:
„Die Mehrheit der Deutschen befürwortet die Kürzung der Entwick­lungshilfe für Staaten, die bei der Rückführung ausreisepflich­tiger Migranten nicht genügend kooperieren.“ Sowie Seehofers Konzen­trationsla... äh „Ankerzentren für Asylbewerber. Der Innenminister legt stark an Beliebtheit zu.“