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1.10.19
So, da bin ich wieder
Kleine, aufmunternde Anekdote zum Wiedereinstieg in unsre offene Gesellschaft:
Tatort Köln, gestern 9 Uhr morgens, U-Bahnhaltestelle Severinstr.. Gehe zum Aufzug und finde noch ein Plätzchen bei den 7 bereits Anwesenden, 3 Männer ü 50, flott identifiziert als Vertreter aus dem Morgenlande, 2 nichtssagende Jugendliche mit Knopf im Ohr und eine Frau mit Kinderwagen. Da will plötzlich noch ein rüstiger, gut gekleide­ter Herr u 50, ebenfalls mit Kinderwagen, Marke stolzer Vaterschafts­urlauber, mit in den doch offensichtlich schon vollen Aufzug, drängelt und poltert an der Tür rum und schnauzt uns an:
„Machen se gefälligst Platz oder kommen se raus und nehmen se die Treppe. Sie sind ja wohl noch alle gut zu Fuß!“
Da sag ich freundlich und ein wenig Mitleid heischend:
„Ich habe aber ganz schlimmen Arschkrebs, mein Herr. Und ich ha­be nur noch drei Wochen zu leben. Lassen se mir doch die Freude, in der Zeit, die mir noch bleibt, 'n bisschen mit dem Aufzug hier zu fahren.“
Und dann traute ich meinen Ohren nicht:
„Komm da raus!" schrie mich der feine Herr an. „Ich hau dir direkt einen aufe Fresse!“
2.10.19
Ab heute alles nur noch fürs Archiv
Bisher konnte man sich immer blind darauf verlassen, dass auch sie hinter jedem Wahnsinn her marschierte und alle Paranoia auf ihre Weise liberal begleitete. Am 26. September jedoch setzte sich die Hamburger „Zeit“ an die Spitze der Bewegung zur Infantilisierung der Politik und Kultur.
Überschrieben ist der ganzseitige Artikel auf Seite 4 mit dem Wort „WUT“ und verziert mit einem Bildchen vom wodurch auch immer verzerrten Gesicht der bekanntesten Autistin des Planeten. Und der Anfang geht so:
„Woran noch mal erinnert der Auftritt von Greta Thunberg beim Klimagipfel der UN und ihre Begenung mit Angela Merkel am 23. September 2019? Genau, an ein ungleich größeres, aber doch ähnliches Ereignis, nämlich an Martin Luther vor dem Reichstag zu Worms und sein Zusammentreffen mit der weltlichen Macht in Gestalt von Kaiser Karl V. Am 17. April 1521.“
So sieht's aus.
Aber selbst Adorno - bei Gott oder wem auch immer bekannter­maßen kein praktizierender Philanthrop - schrieb einmal irgendwo:
„Die Menschen sind immer noch besser als ihre Kultur.“
Als Trost allerdings auch ungeeignet.
3.10.19
Neues aus den Parallelwelten
1. Volkstrauertag.
Und dann ist 2. auch noch Gott gestorben. (Was ein weiser Irrer schon vor ca. 137 Jahren vorausgeunkt hatte)

p.s.:
Ach, übrigens (Mein Gott! Es is schon wieder so viel passiert) :
Was macht eigentlich …
die Greta? Die Greta Thunberg?
Sie hat ja jetzt viel zu thun. Quasi 'n Berg voll Arbeit! Oder sind's die Mühen der Ebene? Na Hauptsache, sie ist erst mal vonner Staße weg und irgendwie beschäftigt. Jeder Mensch braucht halt eine Beschäftigung.
Wie is die eigentlich wieder nach hause gekommen? Mit Teppich-Airline? Angetrieben von einer - ich sag mal - Gebetsmühle?
Ach übrigens:
Ich hatte mich auch an dem internationalen Friday-Streik beteiligt. Nur hat das außer mir keiner mitgekriegt. Ich habe, und zwar des nächtens, stickum und heimlich irgendeine völlig menschenleere Stelle in der BRD mit 'ner Tüte Haribo beworfen. (Haribo, ihr wisst warum, ne?) und war dabei obendrein bis an die Zähne vermummt wie ne vollreligiöse Schleiereule. Ich bin mir tot­sicher, dass das der Bewegung noch mal son richtigen Schub gegeben hat.
Und noch mal: Ach, übrigens.
Ich bin zur Zeit in einer Stimmung, ich könnte mit diesem Scheiß das komplette Internet vollmachen. Aber wer will das dann auch noch lesen? Ihr? Nee, ne?
Schönen Gruß noch an die Greta. Und ihren Vater.
4.10.19
Manchmal komm' ich einfach nich' mehr mit
Mir persönlich ist das ja ziemlich piepenhagen, aber für die Kölner Kirchenzeit ...pardon, für den Kölner Stadtanzeiger scheint die chose doch von einiger Brisanz zu sein. Die Kölner Kirchen...äh, der Kölner Stadtanzeiger schreibt in seiner Nachrichtenspalte auf Seite 6:
„Wien. Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hält eine Priester­weihe verheirateter Männer für eine bessere Seelsorgesituation in Amazonien für denkbar.“
Hm, mal abgesehen von dem Quatsch als solchem … nur, „Seelsorgesituation in Amazonien“ … Was ist denn das schon wieder für 'ne Nummer?
5.10.19
Apropos 3. Oktober,
Deutsche Einheit pipapo
Dpa hat's gemeldet, und der Kölner Stadtanzeiger freundlicherweise ins Ostdeutsche übersetzt:
„Rostock. Experten der Feuerwehr haben in der Nähe von Tessin in Mecklenburg-Vorpommern ein entlaufendes Zebra erschossen. Das Tier war mit einem zweiten Zebra aus einem Zirkus ausgebüxt. Zeitweise trabte es über die Autobahn und sorgte für eine Kollision. Außerdem beschädigte das Tier einen Streifenwagen und verletzte einen Polizisten leicht. Auch der Zirkusdompteur konnte das Zebra nicht einfangen. Deshalb wurde es erschossen.“
Ossis halt. Auch soundsoviele Jahrzehnte danach: Mehr fällt mir dazu nicht ein. Rostock, bewaffnete Feuer­wehrmänner, Zirkus, Meckvorpom, ausbüxen und Zebra erschießen – is doch immer datselbe! Wenn da einer schon nach Afrika aus­sieht! Und der Hammer: Zebra sein und keinen Streifenwagen erkennen können … Ihr könnt mir viel erzählen!
6.10.19
Was war noch mal morgen?
Gründung der DDR am 7. Oktober 1949!

p.s.:
Mein Buchtipp zu dem und v.a. alledem:
„Das allerletzte Gefecht
Über den universellen Kapitalismus, den Kommunismus als Episode und die Menschheit als Amöbe“
von Wolfgang Pohrt
7.10.19
Das große Überraschungsei der Groko
t-online wie auch alle andern schreibt:
„Regierung rudert beim Klimaschutz deutlich zurück
Die Bundesregierung schwächt ihr ohnehin als zu lasch kritisiertes Klimaschutzgesetz weiter ab. Einem Bericht des "Spiegel" zufolge drängte die Unionsfraktion auf die Änderungen.“
Na, da werden die Greta und ihre Freunde aber mächtig ent ...äh überrascht sein. Denk ich mal.
8.10.19
Und jetzt singen wir
Greta, breit den Mantel aus,
Mach Schirm und Schild für uns daraus;
Laß uns darunter sicher stehn,
bis alle Stürm’ vorübergehn.
Patronin voller Güte,
uns allezeit behüte.

Wann alle Feind’ zusammenstehn,
Wann alle grimmig auf uns gehn,
Bleib du bei uns, sei du uns Schutz,
So bieten wir dem Feinde Trutz.
Patronin voller Güte,
uns allezeit behüte.
9.10.19
Was machen eigentlich …
die Grünen ...
… wenn sie wieder an den Fleischtöpfen sitzen? Außer ordentlich reinhauen wollen sie sog. „radikalen Realismus“ in den Betrieb einführen. Als ich davon erfuhr, fiel mir komischerweise sofort ein uralter Cowboy-Witz ein, den ich hier schon so einige Male verbraten habe. Wollen se den noch mal lesen? Okay, denn man tau:

Kommt 'n armer Cowboy in'n Saloon und setzt sich an den Tresen.
Sagt der Wirt:
„Hey! Wenn de 'nen Schluck aus dem Spucknapf hier nimmst, kriegste 'n Dollar von mir!“
Der arme Cowboy, arm, wie er ist, fackelt nicht lange und schlürft – gluckedigluck – den ganzen Spucknapf leer, bis auf den Grund.
„Hey! Du hätt's doch nur einen Schluck nehmen müssen“, sagt der Wirt da.
„Ja, ja, ich weiß,“ meint der Cowboy. „Aber ... aber das hat alles irgendwie so … zusammengehangen.“

So ungefähr wird's wohl wieder werden, wenn die Grünen auf die Regierungsbank müssen.
10.10.19
Wegen der lästigen ewigen Wiederkehr des Immergleichen
und damit hier kein unnötiges Missverständnis aufkommt
Das war 'ne heiße Märzenzeit
Trotz Regen, Schnee und alledem!
Nun aber, da es Blüten schneit
Nun ist es kalt, trotz alledem!
Trotz alledem und alledem –
Trotz Wien, Berlin und alledem –
Ein schnöder scharfer Winterwind
Durchfröstelt uns trotz alledem!

Die Waffen, die der Sieg uns gab
Der Sieg des Rechts, trotz alledem
Die nimmt man sacht uns wieder ab
Samt Pulver und Blei und alledem
Trotz alledem und alledem –
Trotz Parlament und alledem –
Wir werden uns're Büchsen los
Soldatenwild trotz alledem!

Heißt "Gnäd'ger Herr" das Bürschlein dort –
Man sieht's am Stolz und alledem
Und lenkt auch Hunderte sein Wort
Es bleibt ein Tropf trotz alledem
Trotz alledem und alledem
Trotz Band und Stern und alledem –
Ein Mann von unabhän'gem Sinn
Schaut zu und lacht, trotz alledem

Und wenn der Reichstag sich blamiert
Professorhaft, trotz alledem!
Und wenn der Teufel regiert
Mit Huf und Horn und alledem –
Trotz alledem und alledem
Es kommt dazu, trotz alledem
Dass rings der Mensch die Bruderhand
Dem Menschen reicht, trotz alledem!

Trotz alledem und alledem
Es kommt dazu, trotz alledem
Dass rings der Mensch die Bruderhand
Dem Menschen reicht, trotz alledem!
(Ferdinand Freiligrath)

Andererseits:
„Optimismus ist nur der Mangel an Information“
(Thomas Bernhard)

Andererseits:
„Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.“
(Theodor W. Adorno)

Andererseits ...