Alle Tagebucheinträge im Archiv

1.10.20
Vom Zusammengehören und Zusammenwachsen – Teil I
Früher, als es noch schöner war, als es noch Maikäfer gab, hätte man gesagt. „Unmöglich! Kann nicht sein! Gibt‘s doch gar nicht!“. Heute ist es aber so und mittlerweile völlig normal:
Und es sprach Oskar Lafontaine, der Sozialist mit der nationalen Schlagseite, in trauter Vereinigung mit Gauweiler und Sarrazin bei der Präsentation des neuesten sarrazinischen Kampfpamphlets „Der Staat an seinen Grenzen – Über Wirkung von Einwanderung in Geschichte und Gegenwart“ - Zitat:
„Ein unbegleitetes Flüchtlingskind kostet rund 5000 Euro im Monat und das kann ich einer deutschen Sozialrentnerin nicht erklären.“
Das Nationale und der Sozialismus! Es war ja nur ‘ne Frage der Zeit, wann auch bei Lafontaine auch das noch zusammenwachsen würde. Nur noch zu trennen durch einen Gedankenstrich.
2.10.20
Vom Zusammengehören und Zusammenwachsen – Teil II
Trump hat sich den Virus eingefangen.
Und so wächst auch bei dem zusammen, was zusammengehört.
3.10.20
Vom Zusammengehören und Zusammenwachsen – Teil III
„Wir sind das Volk!“
„Wir sind ein Volk!“
30 Jahre „Tag der Deutschen Einheit“!
Schade.
Schön, schön, schön war die Zeit,
als es noch Maikäfer gab.
4.10.20
Röttgen, Merz und Laschet ...
t-online tickert:
„Neben der Corona-Krise läuft auch noch der Wettbewerb um den Vorsitz der CDU. In Köln trafen mit Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen nun die drei Bewerber direkt aufeinander . Und es hatte streckenweise etwas von ‚Deutschland sucht den Superstar‘.“
Das wäre ja noch annehmbar.
5.10.20
Noch mal kurz zurück zum 3. Oktober
Bei der zentralen Propagandashow zum 30. Jahrestag der sog. Deutschen Einheit, die die politische Kaste in der Potsdamer Gebetsmühle St. Peter und Paul mit corona-bedingtem Minimal-Tamtam beging, hielt der für solche Zwecke erfundene Frank-Walter Steinmeier eine, ja, eine Rede und rief dabei zu einer sog. „kriti­schen Auseinandersetzung mit dem Vereinigungsprozess“ auf. Ziemlich wörtlich hieß es also aus dem berufenen Munde des Bundesdingsda:
„Dazu gehört auch, dass wir offen über Fehler und Ungerechtig­keiten sprechen. 30 Jahre nach der Wiedervereinigung ist Deutsch­land noch längst nicht so weit, wie es sein sollte.“ Ach was! Und weiter? Und so weiter sprach unser gesamtdeutsches Sandmänn­chen:
„Der Umbruch hat die Menschen im Osten ungleich härter als im Westen getroffen. Es gibt noch immer zu viele Geschichten zer­störter Biografien ...“ An der Stelle sah man da in der ehrwürdigen Gebetsmühle zu Potsdam die ersten Äuglein sich ver­feuchten. Und vom eigenen Sermon ergriffen fuhr der empathische Nebelkerzen­werfer fort:
„Geschichten entwerteter Qualifikationen, von Orten, in denen ganze Generationen fehlten, weil die Jungen dort keine Zukunft gesehen haben und weggegangen waren.“ Angesichts solcherart gesalbten Worte gab‘s dann auch kein Halten mehr. Sturzbächen gleich gingen der andächtigen Gemeinde die Tränen nun massen­haft auf Reisen. Ihr Präsident aber bohrte weiter unverdrossen in den offenen Wunden, erinnerte daran,
„dass sich viele Ostdeutsche abgehängt fühlen. Wenn Menschen sich dauerhaft zurückgesetzt fühlen, wenn ihre Sichtweise nicht vor­kommt in der politischen Debatte, wenn ...“ Fühlen, fühlen, fühlen! Was heisst denn hier 'Fühlen'? Auf welchem Mond lebst du denn, du Steinmeier!?, brüllte ich tonlos dazwischen. Doch der Präsident war nicht mehr zu stoppen:
„Wenn sie den Glauben an die eigene Gestaltungsmacht verlieren, dann ..." Ja was dann?! „dann darf uns das eben nicht kalt lassen!" Ach so! So das Staatoberhaupt und 1. Heizdeckenschamane der Nation:
„Dann bröckelt der Zusammenhalt, dann steigt das Misstrauen in Politik, dann ...“, ja dann, dann, dann „wächst der Nährboden für Populismus und extremistische Parteien.“
Ja, und dann … dann hörte man, wie sich draussen ein gewaltiges Un­wetter zusammenbraute. Immer bedrohlicher trommelte der Regen aufs Dach und Gemüt, Donner, Blitze, Hagelsturm und Wolkenbruch ohne Unter­laß. Und plötzlich verfinsterte sich der Himmel, die Erde tat sich auf und die heilige Gebetsmühle zu Potsdam stürzte mitsamt ihrem gläubigen Inhalt in die unendliche Tiefe der brodelnden Finsternis ...
Und in der apokalyptischen Stille, die sich fortan ausbreitete, hörte ich die Stimme von Judith Rakers:
„Und nun das Wetter von morgen.“ Ich zuckte zusammen. Ich war wohl eingeschlafen. Bei der Tagesschau. Tag der Einheit, Stein­meier, Potsdam, Nährboden für Extremismus … war das alles nur ein böser Traum?
Oder fake …
Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht mehr.
6.10.20
Zur Abwechselung heute was Reelles
Mein Büchertipp des Monats:
„Leben mit Parkinson – Achterbahn für Fortgeschrittene“ von Dr. med. Helmut Schröder
und mein Plattentipp des Monats:
„Tuscaloosa“ von Neil Young + Stray Gators, ein Live-Mitschnitt aus dem Jahr 1973
7.10.20
Jott Fliege
Lange, lange Jahre hatte man von ihm nichts mehr gehört und gese­hen. Aus der realen Welt schien er, von vielen, v.a. vielen Frauen schmerzlich vermisst, jedenfalls irgendwie entschwunden zu sein. Vor ein, zwei Wochen war er zwar wieder kurz unter uns, auferstan­den als Redner auf der Münchener Anti-Corona-Manifestation seiner Freunde von der Querdenkerfront. Jedoch die gottferne Lügen­presse hatte kaum von ihm Notiz genommen.
Ob dieser Ignoranz nun tief und bitterlich enttäuscht, erinnerte er sich an seine hohe Kunst der christlichen Zauberei, verwandelte sich in ein allseits bekanntes Tier mit Flügeln gleichen Namens, flog über den großen Teich und nahm – während einer Live-Sendung im amerikanischen Fernsehen - Platz auf dem silbernen Haupthaar des Vizepräsidenten Mike Pence.
Doch leider hatte niemand eine Fliegenklatsche zur Hand.
8.10.20
„Bild, BamS und Glotze“
Weil der russische Blogger und anscheinend doch sehr gefährliche Kreml-Kritiker Alexey Nawalny unseren aus ganz kleinen Verhält­nissen stammenden, altehrwürdigen Altkanzler Gerhard Schröder bescheinigt hat ...
gut, man könnte auch sagen: unserem vielfach gepriesenen sozial­demokratischen Oberegomanen, gnadenlosen Proletenbescheisser und schmierigen Anti-Kriegsopportunisten vorm Herrn und seit län­gerem als international Macht und Kohle abgreifenden Lobbyisten­fritzen und, in diesem Fall nicht unwesentlich, hauptberuflich Auf­sichtsratsvorsitzenden von Russlands Nord Stream AG und Rosneft, äh, wo war ich? Ach ja ...
im Interview mit der ‚Bild‘-Zeitung bescheinigt hat, „ein Laufbur­sche von Wladimir Putin“ zu sein und „aus Moskau verdeckte Zahlungen erhalten“ zu haben, war nun Gerhard Schröder so erschüttert …
Ach wissen se: Ich hab bei diesem schönen Wetter eigentlich gar keine rechte Lust, mir meine kostbare Zeit zum 1000. Mal mit diesem Arsch zu verplempern. Mal gucken. Morgen ist ja auch noch n Tag.
9.10.20
„Bild, BamS und Glotze“ - 2. Teil
Was bisher geschah:
Nee, Quatsch, lassen wa das. Steht ja alles schon da oben.
Also, laut ‚Kölner Stadtanzeiger‘, hm, war der Herr Schröder jeden­falls „über die Worte von Herrn Nawalny sehr erschüttert.“ Diese hätten ihn tief gekränkt und weiß der Düwel noch was. Wäre dieser deutsche Ex-Kanzler noch einigermaßen normal, wäre er einer, auf dessen Wort noch irgendjemand – außer vielleicht der lupenreine Putin – einen Pfifferling geben würde, hätte ‚Bild‘, die im Übrigen und sowieso nicht mal nen verfaulten, halben Pfifferling wert ist, unter Umständen bei Herrn Schröder ja mal nachgefragt. Und weil se das eben nicht getan hat, sagt der Herr Schröder nun:
„Das Blatt hat meine Persönlichkeitsrechte auf das Schwerste ver­letzt“ und behält sich, wie das bei Prozeßhanseln halt üblich ist, juristische Schritte vor. Was wiederum mehr als sinnlos, geradezu absurd erscheint – denn wie und wo sollen Persönlichkeitsrechte verletzt sein, wenn da keine Persönlichkeit mehr existiert? Egal.
Als damals, als der Herr Schröder begann zu werden, was er wurde, und dabei sein eigenes Grundgesetz verkündete „Zum Regieren brauch ich nur Bild, BamS und Glotze, war auch das eherne Gesetz der ‚Bild‘ bereits seit langem in Stein gemeißelt:
„Wer mit uns im Aufzug hochfährt, fährt mit uns auch wieder runter.“
Und so bleibt die ewige Frage: Wie doof darf man eigentlich sein …?
10.10.20
Kleiner Tipp zum „Internationalen Tag der seelischen Gesundheit“
Wenn Sie mal wieder in nem Gespräch Gefahr laufen sollten, die Contenance zu verlieren und Ihre Hand auszurutschen droht, weil Ihr Gegenüber sich als kleiner Antisemit erweist, beenden Sie besser die sowieso sinnlose Diskussion und zwar mit einem v.a. seit Auschwitz sehr erfolgreichen jüdischen Witz. Geben Sie dem Arsch­gesicht ganz einfach Recht:
„Genau! Ganz Ihrer Meinung! Die Juden sind an allem Schuld! Die Juden und die Radfahrer!“
Der wird Sie daraufhin mit Sicherheit fragen:
„Äh, Moment, wieso denn die Radfahrer?“
Und dann fragen Sie zurück:
„Wieso denn die Juden?“
Schluss, aus, Nikolaus. Falls Ihr Gesprächspartner nicht ne vollkom­men hohle Nuss ist, haben se danach zumindest n paar Tage Ruhe.
So wie ich jetzt ne Woche Ferien.
Auf Wiedersehen, Deutschland