Alle Tagebucheinträge im Archiv

1.12.20
Over the rainbow
Sooo, Herrschaften! Das verheißene Land von Obama hab ich durch. Und wenn ein Buch unter den Weihnachtsbaum gehört, dann is es das!
Und falls jemand noch ne Entscheidungshilfe braucht … biddeschön: Ich weiß nicht mehr auf welcher Seite die Anekdote stand, jeden­falls ging sie meiner Erinnerung nach ungefähr so.
Sasha, Obamas jüngste Tochter, hatte im Kindergarten mitgekriegt, dass in Asien über kurz oder lang ihr Lieblingstier, der Tiger, höchst wahrscheinlich aussterben wird. Als Obama dann einige Tage später mit seiner Präsidentenmaschine zu diversen asiatischen Länder auf­brach, hatte die Kleene zu ihm gesagt:
„Daddy, wenn du da bist, musst du die Tiger retten!“
Und als er nach einigen Tagen spät abends wieder zurück im Weißen Haus eintraf, meinte seine Frau Michelle, seine Tochter wolle unbe­dingt wissen, ob er denn auch an die Tiger gedacht hätte, die er doch retten sollte. Da antwortete er:
„Nun, ich glaube, ich habe mein Möglichstes getan.“
2.12.20
Otti, die Scherzkanone Gottes
Ottfried Fischer, der Pater Braun des deutschen Kabarettismus, schreibt neuerdings röm.-katholische Kolumnen für das ‚Passauer Bistumsblatt‘ und den ‚Altöttinger Liebfrauenboten‘, was nieman­den, der den Witzbold halbwegs kennt, verwundern wird.
„Das macht einen Heidenspaß“, witzelt der Otto, und so muss auch kein Kirchenknecht seine ‚Heidenspäße‘ irgendwie für voll, halbvoll oder sonst was nehmen. Hauptsache ‚Heidenspaß‘ - ich lach mich scheckig. Und wie nannte der Otti seine erste Kolumne? „Spötter­dämmerung“ - na bitte.
Und was lernen wir daraus? Nix, denn wir wussten‘s vorher schon: Einmal Pfaffe, immer Pfaffe.
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Übrigens, da fällt mir grade ein, watt n Zufall, das neue ‚Kursbuch' ist raus. Nr. 204. Titel: „Essen fassen“.
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Ach, falls irgendjemand die Zusatzmeldung für etwas despektierlich hält ... mein Religionslehrer damals pflegte immer zu sagen:
"Ceterum censeo, wir sind auf Erden, um dick und fett zu werden."
3.12.20
Lesen, was andere nicht wissen wollen
Wo wa grad schon dabei sind und sowieso zur Zeit nix los is -
'n bisschen Happi-happi für die grauen Zellen und gegen die unaufhaltsamen Kräfte der Verblödung:
„Der Tod Gottes und die Krise der Kultur“
von Terry Eagleton,
„Das Ende der Illusionen – Politik, Ökonomie und Kultur in der Spätmoderne“
von Andreas Reckwitz,
„Paris unterm Hakenkreuz – Alltag im Ausnahmezustand“
von Kersten Knipp
„Der eingebildete Rassismus“
von Pascal Bruckner
„Unterwerfung“
von Michel Houellebecq,
„Der ewige Faschismus“
von Umberto Eco,
„Das verfallene Haus des Islam - Die religiösen Ursachen von Unfreiheit, Stagnation und Gewalt“
von Ruud Koopmans
und immer wieder gut und nützlich
„Die Pest“
von Albert Camus
und
„Die Ducks – Psychogramm einer Sippe“
von Grobian Gans
Ich denke, das reicht für untern Tannenbaum.
Und nicht vergessen:
Zwischendurch immer mal wieder kurz nach draussen
wg frische Luft.
(Damit man am Ende nicht so aussieht wie ... wie, ähm, sagenwa­mal ... äh Houellebecq. Is vielleicht aber auch völlig piepegal und jedem sein eigenes Bier. Schon Camus hatte festgestellt:
„Ab 40 ist man für sein Gesicht selbst verantwortlich.“)
4.12.20
Corona-News -
Ein Prosit auf die Wissenschaft!
In Bälde kann die Impferei losgehen! Millionen und Abermillionen Impfdosen stehen piecksbereit – für die, die se bezahlen können. Der mittellose Rest der Weltbevölkering darf wie immer, aber das sind se ja ge­wohnt, leider, leider Gottes in die Röhre gucken.
Und dabei sieht das ganze sogar nach einer klassischen win-win-story aus: Schätze, dass wir, die sog. Zivilisierten, jetzt also nicht nur 'n pri­ma billigen Impfstoff besitzen, sondern damit obendrein noch 'n neues proba­tes Mittelchen in der Hand haben, uns ohne viel Aufwand einen nicht geringen Teil künftiger Flüchtlingsmassen vom Hals halten zu können: einfach verrecken lassen und diesmal in aller Seelenruhe in einem christlichen Meer aus europäischen Krokodilstränen.
P.s.:
Das hab ich mir nicht grade als üble Nachrede auf Europa ausgedacht; das steht genau so auch in unserem Kölner Kirchenanzeiger – nur mit andern Wörtern.
5.12.20
Heimatkunde -
heute: Thüringen
Der Ministerpräsident von Thüringen, Bodo Ramelow, hat von der Regierungsbank aus einen Landtagsabgeordneten der Arschlöcher für Deutschland, einen Stefan Möller, als „widerlichen Drecksack“ bezeichnet, worauf der Drecksack, weil er sich als solcher beleidigt fühlte, den Bodo dann angezeigt hat.
So weit, so heutzutage normal.
Aber vielleicht wäre es einmal ausnahmsweise sinnvoll, vorweg ein paar offene Fragen zu diskutieren:
Was ist an dem Wort „widerlich“, wenn es korrekt die Wirklichkeit beschreibt, eigentlich beleidigend?
Was soll an dem Begriff „Drecksack“, wenn es sich denn tatsächlich um einen realexistierenden Drecksack handelt, dann beleidigend sein?
Was ist denn, wenn solch ein widerlicher Drecksack sich selbst und seine Funktion im Parlament eben genau so auch definiert?
Und ist es nicht eher umgekehrt ein Fall für eine Beleidigungsklage, wenn man von einem widerlichen Drecksack der Beleidigung bezich­tet wird?
Da diese delikate, nichtsdestotrotz offene Angelegenheit im Thürin­genschen verhandelt wird, sollten wir besser mit all unseren Hoff­nungen auf bessere Zeiten doch etwas sparsamer haushalten.
6.12.20
Mich nikolaust der Affe
Der Bayerische Rundfunk verkündigt vorweihnachtlich durch den Äther:
„Kardinal Marx gründet Stiftung für Missbrauchsopfer“
Ich krieg die Motten!
Der 67 jährige Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx hat sich kurz vor Toresschluss dazu entschieden, mit 500.000 Euro aus seiner privaten Möpsesammlung eine Stiftung für Missbrauchs-Opfer in der Kirche zu gründen.
Na, prima, lobet den Herrn! Ich hab mich nur gefragt, „Moment mal, wo hat der vielbesungene barocke Gottesknilch eigentlich die ganze Kohle her? Die wird ja wohl nicht während einer wundersa­men Möpsevermehrung vom Himmel hernieden herunter geklimpert sein!“
Nee, nee, da fiel‘s mir wieder ein, die kam pünktlich jeden Mo­nat vom lieben Papa Staat. Na, gut, hab ich bei mir so weiter gedacht, wat weg is, is weg. Aber wofür sollen denn dann die segensreichen 500.000 Taler gut sein? Nun, der Bayerische Rundfunk war so frisch­frommfrei:
„Die neu gegründete Stiftung trägt den lateinischen Namen "Spes et Salus", zu deutsch "Hoffnung und Heil". Um Wiedergutmachung oder Entschädigungen soll es nicht gehen. Vielmehr soll die Stiftung Betroffenen von Missbrauch einen "Weg zu Heilung und Versöhnung eröffnen".
Herr, erbarme dich! Nicht mal dann, wenn‘s nix mehr zu verlieren gibt, kriegt so ne christliche Heuchelsocke die Kurve!
q.e.d.
7.12.20
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CoronaCoronaCoronaCoronaCoronaAuchwennSieesbishierhinnichtgelesenhaben
liebeLeser,ichsagsIhentrotzdem: Ichkannesnichtmehrhören!
9.12.20
… in Ewigkeit Amen!“
Der ‚Kölner Kirchen-Anzeiger‘ läßt sich nicht einschüchtern und bleibt hartnäckig dran am Ball:
„Ein weiterer Fall von Vertuschung und Verharmlosung belastet die Führungsspitze des Erzbistums Köln schwer. Der Täter, der heute 73 Jahre alte Ruhestandsgeistliche H.-J.F., in der Verantwortung des früheren Erzbischofs, Kardinal Meisner und seines Generalvikars Dominik Schwaderlapp ...“
Reicht Ihnen das schon wieder oder woll‘n se doch noch ins Detail? Komm, ein Detail:
„...nicht mit Sanktionen belegt worden … obwohl der Vatikan ...“ usw. wie halt üblich.
Dann aber folgt was Neues, Achtung, das Detail:
Statt der geforderten Sanktionen „soll Meisner F. stattdessen sogar ein von diesem beantragtes Kinderbuchprojekt gestattet haben.“
Wahrscheinlich als Buße oder so. Was dann jedoch wohl nach hinten losgegangen sein muss. Denn unser geistlicher Kinderfreund gilt seitdem als „erfolgreicher Autor, u.a. einer Kinderbibel und eines Praxisbuchs für die Erstkommunionsvorbereitung.“
Aber auch nach der Veröffentlichung durch den mutigen Kölner Kirchen-Anzeiger wird sich wohl nix ändern. Höchstens dass sich die Zielgruppe für die Kinderbibel und das Praxisbuch um eine gewisse Ansammlung von Fachmännern erweitern könnte. Die Wege des Herrn sind schliesslich unergründlich.
10.12.20
Nachschlag zu gestern
Für Bruder Woelki wird‘s eng: Allein im Kölner Kirchen-Blättle heu­te erstens die Titelgeschichte „Schwere Vorwürfe gegen Woelki – Kölner Erzbischof soll sexuellen Missbrauch nicht dem Vatikan gemeldet haben“ und zusätzlich die komplette 2. und 3. Seite zum Thema Woelki „Eine unentschuldbare Verfehlung im Amt“
Quintessenz laut Kirchenrechtler Thomas Schüller so das Kölner Kirchen-Blättle:
„Nach der Beauftragung eines Missbrauchsgutachtens im Jahre 2018 hat Kardinal Woelki selbst gesagt: ‚Sollte sich herausstellen, dass man ihm eine Beteiligung an der Vertuschung von Missbrauch nachweisen könne, dann werde das Kölner Domkapitel eben einen neuen Erzbischof wählen müssen.‘ Ob dieser Moment gekommen ist, dafür möge der Kardinal sein Gewissen und die zehn Gebote zu Rate ziehen. So wie das Erzbistum selbst die Abläufe und Entscheidungen Woelkis darstelle, „war das eine unentschuldbare Verfehlung im Amt.“
Und der Kölner 'Express' fängt schon an zu dichten:
"Dunkle Wolken über Woelki"
Aber mit dem Bejubeln und Bedichten würd ich noch ein wenig warten. Denn um da mal n bisschen was klarzustellen, bevor jetzt alle ihre Heilungs­hoffnungen auf den kritischen Stellvertreter Gottes Oberpapa Franziskus richten:
Der hatte vor kurzem zwar bestimmt, das all solche unangenehmen Fälle direkt bei ihm im Vatikan zu landen haben, ähm, also nicht direkt bei ihm, sondern bei der heiligen Glaubenskongregation, also bei der Inquisition. Was das aber wiederum heißt, nun, ihr Lieben, da brauchen wir nur einen flüchtigen Blick in ein x-beliebiges Geschichtsbüchlein.
(Im Übrigen, irgendso ‘n Witzbold soll mal vor Jahr und Tag gesagt haben: „Auf dir, Petrus, will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.“)
11.12.20
Und da fiel mir noch was auf
Wenn‘s um dieses Missbrauchtum geht, hört man von den zornigen Kirchenkritikern oft den wohl richtigen Satz:
Es waren nicht einzelne schwarze Schafe, „es waren Fehler im System, die dazu führten, dass Sexualstraftäter im Klerikerstand über Jahrzehnte hinweg ihr Unwesen treiben konnten.“
Und doch deucht mir da Seltsames zwischen Zeilen: „Über Jahr­zehnte“ … wie? Über Jahrzehnte? Ist denn dieser Verein erst in den 1950er Jahren gegründet worden? Pi mal übern Daumen gepeilt – sagenwamal – ab 400 (n.u.Z.) … sind da in den vergangenen Jahr­hunderten doch mindestens ... aber, liebe Gemeinde, da drüber lassen wa dann doch lieber Weihrauch und Myrrhe wachsen. Außerdem: Wen juckt das denn?