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3.7.22
Ein paar schwer-queere, notwendig gewordene Worte
zur internationalen Kölschen Sex-Parade CSD
Die Presse hyperventiliert und jubiliert:
„Die größte CSD-Parade deutschlandweit fand wieder in Köln statt – nach Angaben der Veranstalter waren rund 1,2 Millionen Besucher“ ... und  so weiter und so fort ...
und wer immer noch behauptet, dass die Verantwortlichen dieser sexualisierten Selbstdarsteller-Orgie und v.a. die 1,2 Millionen Voyeure, Mitläufer und Partyfetischisten hätten bei dieser lächer­lichen, entpolitisierten Lappenclown-Sause irgendeinen wie auch immer gearteten politischen Gedanken in der hohlen Nuss gehabt, der kann mir mal - 'ich sag mal so' - auch ansonsten im Mondschein begegnen.
Und mehr fällt mir dazu nicht ein.
5.7.22
Wir sollen wohl wieder Hoffnung schöpfen dürfen
und mit etwas Zuversicht in die Zukunft schauen
Diese frohe Botschaft erhielten wir heute - man höre, lese und staune – indirekt durch den 'Kölner Kirchen ..., nein, durch den Kölner Stadtanzeiger‘:
„Mit Hendrik Wüst, Boris Rhein (Wer immer das auch sein soll), Daniel Günther und Michael Kretschmer bringt sich eine neue Generation in der CDU in Stellung“
So der Tenor, wie ihn die christdemokratischen Spatzen aus dem einstigen Merkel-Lager pfeifen:
„Mit dem Sieg der Ministerpräsidenten ist Merz nicht mehr die einzige Hoffnung der CDU.“
Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Fuck you! Göte
6.7.22
Tanz auf dem toten Vulkan
Die ‚Berliner Zeitung‘ mokiert sich:
„140 Gäste, Luxushotel, drei Tage Party:
So wird Lindners Hochzeit
Finanzminister Christian Lindner (FDP) und seine Lebensgefährtin Franca Lehfeldt heiraten am Donnerstag auf Sylt. Die deutsche Politik-Elite feiert mit.“
Mir ist es eher egal, wo, wie, warum und wie neoliberal dieser Lindner seine Freizeit totschlägt. Hauptsache, ich muss den Typen nicht jeden Tag in den Nachrichten sehen.
7.7.22
Wenn man vom Teufel …
Aus dem ‚Spiegel‘:
„Lindner plant drastische Kürzungen bei Leistungen für Langzeit­arbeitslose
Finanzminister Lindner will nach SPIEGEL-Informationen viele Mil­lionen bei Hartz IV einsparen, dem sozialen Arbeitsmarkt droht das Aus. CDU und Linke reagieren empört.“
Wie?! Was soll das denn heißen? „Die Linken sind empört!“ In echt? Kann doch gar nicht!
Da muss ich die mal selber fragen. Und? Wart ihr wirklich so richtig empört? Wie? Ihr habt das nicht geglaubt?! Hört mal, das hat dieser Lindler immer schon gepredigt, am Anfang, in der Mitte und am Ende all seiner Reden, und jetzt kommt ihr an und sagt: „Wir hat­ten das alles ja gar nicht geglaubt.“
Ihr solltet das ja auch nicht glauben. Ihr hättet das wissen müssen!
Na, ihr seid mir ja die richtigen. Linken.
10.7.22
Noch mal Lindner? (Ja, muss)
Margot Käßmann, die evangeliche Stimme Gottes und Spitzen­kolum­nistin der ‚Bild am Sonntag, hat sich den Bundesfinanz­heiopei – wie hieß er noch gleich? Ja, genau – und dessen Journalisten-Tussi heftig zur Brust genommen, weil die sich als selbsterklärte Konfessionslose haben kirchlich trauen lassen. Es sei ihnen „nicht um christli­chen In­halt, sondern um eine Kulisse gegangen.“
Ich aber sage euch: Papperlapapp am Stil. Diese billige, populisti­sche Kritikaster- und Rumnörgelei basiert wieder mal wie üblich bei Madame Käsemann auf hartgesottenen käsemannschen Denkfehlern. Denn wenn für einen irdischen Verein wie dem evangelischen seit Jahrhunderten ein Leben in radikaler Scheinheiligkeit überhaupt als Voraussetzung einer Vereinsmitgliedschaft zu gelten hat und wenn einer wie der Lindner allein Schein und Kulissenschieberei zu sei­nem obersten Lebens­prinzip erhoben hat, dann wüsste ich nicht, was an dem ganzen verlogenen Wochenendtheater da auf Sylt falsch oder frag­würdig gewesen sein sollte.
Meinen Segen hat er jedenfalls. Seine Olle auch.
11.7.22
Es ist an der Zeit
Für den Platten-Tipp des Monats:
„Standing in the Doorway“
Chrissie Hynde sings Bob Dylan
12.7.22
Das Märchenhochzeitsresümee
Nur drei Sätze:
Die Traurede hielt ein Peter Schlotterteig, die Flasche Sekt kostete 76 Euro und die Lebensdevise, die Botschaft, die von allen anwe­senden Herrschaften an alle ging, die aus welchem Grunde auch immer nicht anwesend waren, war einer altbewährten FDP-Parole nachempfunden und lautete:
„Eure Armut kotzt uns an!“
13.7.22
Die Lesetipps für den Juli
In Zeiten, in denen sich die wackelige Welt, die einem am Abend noch so grade eben verständlich erschien, am nächsten Morgen bereits wieder neu verwackelt hat zu dem schier unerklärlichen, geheimnisumwitterten Wackelpudding, der er ist, kann man froh sein, dass es noch zwei, drei Dinge gibt, die Bestand haben, auf die man sich verlassen kann, die sich nicht so einfach mirnichtsdirnichts weg­wackeln lassen. Dazu gehören unverrückt, natür- und selbstver­ständlich der berühmte Wackeldackel, dann das ‚Kursbuch‘ und der kleine aber feine Verlag ‚Edition Tiamat‘.
Also. biddeschön:
‚Kursbuch 210‘, diesmal zum Thema „Im Vertrauen“
und
„Der Intellektuelle als Unruhestifter – Wolfgang Pohrt – Eine Biographie“ von Klaus Bittermann
Und sagen se später nicht, Sie hätten von all dem nix gewusst.
14.7.22
Trotzdem und dem und alledem
Liberté, Égalité, Fraternité
18.7.22
Die geile Layla
In der BILD-Zeitung heisst es:
„Ganz Deutschland diskutiert über den Ballermann-Hit ‚Layla‘.“
Das ist natürlich grober Unfug. Weil‘s da gar nix zu diskutieren gibt. Der dreieinhalb-Minuten-Ballermann-Mitgröhl-Dreck ist die übliche Pack-Verblödungsmusik mittlelständischer Güte-Klasse, den sich jeder 3-jährige Vollidiot auf seinem Kinder-Laptop heutzutage mit links zusammen­jodeln kann. Für den Text jedoch (1 „Strophe“, 1 Refrain) braucht man wenn dann schon die Volksschulreife.
Hinzu kommt noch, dass dieser ganze hochgejazzte Sommerloch-Syph, wie das hier die völkische Tradition so vorsieht, gar nicht denkbar ist ohne die freundliche Unterstützung, Gratismitarbeit und Genehmigung durch die BILD-Zeitung. That‘s all.
Es wäre allerdings in der Tat vielleicht gar nicht mal sooo schlecht, wenn „ganz Deutschland den Ballermann-Hit diskutierte.“ Denn dann müssten wir vielleicht nicht jeden Abend bei der Tagesschau in voller Länge die genauso haltlosen Parolen des ukrainischen Staats­präsidenten antun, des einzigen Präsidenten auf der Erde, der nur ein einziges T-Shirt besitzt.