Alle Tagebucheinträge im Archiv

1.11.22
„Wissings Armutszeugnis“
Fünf Tage vor dem Klimagipfel in Bonn wurden die Armutszeugnisse verteilt. Und so haben wir und die da es nun schwarz auf weiß: Mister VW, äh Volker Wissing und sein EfffdededePeeeh-Fliehwatüt-Ministerium sehen sogesehen da mit absolutem Abstand am ältesten aus.
Für jeden mit zwei halbwegs funktionierenden Augen war das natür­lich vorher schon klar. Nur für so‘n Fachblatt wie den ‚Kölner Stadt­anzeiger‘ mit seinem Sonder-Fachexperten Andreas Niesmann war das Rennen wohl offen gewesen und das Ergebnis offenbar nicht ab­sehbar.
Denn in der parlamentarischen Theater-Szene herrscht nu mal nach wie vor der seltsame Glaube, das Primat der Politik hätte „Hallo, Herr Verkehrsminister!“ Vorfahrt vor der Wirtschaft und könne doch diese diversen anta­gonistischen Interessen (Puh! Nur anders geht‘s halt nicht.) irgend­wie was miteinander machen...aber was die dann da irgendwie miteinander machen können sollten, wissen die dann auch wieder nicht.
Und wer das wiederum nicht glaubt, kann ja mal n Blick in Wissings WikiPedia-Vita googeln. Da können se so lange nach den Wörtern „Umweltschutz, Klima und Zukunft“ Ausschau halten, bis se illiberal werden.
(Und was dann danach kommen sollte, weiß ich jetzt – ähm, ehrlich gesagt - wiederum auch nicht. So genau.)
((Und wo blieb der versprochene Witz?
Ja, wo blieb der Witz?
Auf der Strecke?))
2.11.22
„Wer sagt denn so was?“
Das postpostpostmoderne Ratespiel für die ganze Familie
Here we go!
„Nach meinem Empfinden habe ich in der Politik nix mehr zu su­chen. Nein, ich kehre nicht mehr in die Politik zurück. Ich glaube wirklich nicht, dass mich noch einer in der Politik braucht.“
Und? Wie sieht‘s aus, meine lieben Leser(hicks)Innen? Hat schon jemand ‘ne Vorstellung, um wen es sich handelt? Gesucht wird ein gern politisierender Vollidiot, der neuerdings einen starken Hang zum Fernsehen verspürt. Okay, nächster Satz:
„Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich mir die neue Rolle als TV-Mode­rator zutraue.“
Oh wei, jetzt geht das schon wieder los. Paß mal auf, du salbadern­der Knallknilch, du! Entweder heißt es: ‚Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich die Rolle als TV-Mode­rator annehmen soll.‘ Oder es heißt: ‚Ich habe lange überlegt, ob ich den Job eines TV-Mode­rators ausüben kann.‘ Doch alles durch einanderzuschmeißen, geht gar nicht und darf höchstens der Lilalaunebär. Aber selbst für so‘n Lilalaunebär sind Sie zu … na, ich will nicht zu viel verraten. Egal. Warum haben Sie denn so lange gezögert oder so lange mit sich gerungen?
„Der Grund dafür sind meine Erfahrungen mit der Öffentlichkeit.“
Wie? Das verstehen wir aber nicht: Sie und Ihre Erfahrungen mit der Öffentlichkeit – Wenn Sie die vielen, vielen Menschen, die an Ihren Lippen hingen, hier schon mit dem anonymen Begriff Öffentlichkeit meinen abkanzeln zu müssen, gut, okay, meinen Segen hamse – aber die waren doch monatelang voll auf Ihrer Seite. Die hätten sich für Sie kreuzigen lassen, Sie undankbares A… ber lassen wir das. Zurück zu Ihrem verzögerten Comeback usw., also: warum zögerten Sie?
„Ich sehe doch schon die Fragen: Enttäuschte Eitelkeit? Zurück­drängen ins Scheinwerferlicht? Nie versiegende Gier nach Aufmerk­samkeit?“
Ja, und wir hier sehen nur Kraut und Rüben, Äpfel und Bananen! Da hamse ja schon wieder alles durcheinander geschmissen. Was zum Teufel ist denn ‚enttäuschte Eitelkeit‘? Wie soll das denn gehen? Da passt doch nix zusammen. Und schon gar mit diesem Scheinwerfer­licht. Nur mit Ihrer ‚nie versiegenden Gier nach Aufmerksamkeit‘, da könnten wir was mit anfangen ...
„Was meine Eitelkeit angeht, habe ich eine sehr ungesunde Über­dosis schon gehabt. Das braucht man nicht noch mal.“
Na, dann ist das hier auch kein Argument. Außerdem: Wer wäre denn in diesem kranken Laden wohl nicht eitel. Eitelkeit ist doch neben der breit gestreuten Universalverblödung die Grundvoraus­set­zung für absolut jeden Job hier. Egal. Und dann erklärte er noch:
„Ich mag viel versemmelt haben, aber der öffentliche Auftritt war meistens irgendwie gelungen.“
Und so geht das bei diesem salbadernden Knallknilch von morgens bis abends. Der Knallknilch kann zwar flüssig reden, schmeisst aber alles durchein­ander - und nichts davon macht Sinn. Es ist die pure Sinnsimulation. Nur bei seinem Namen vertut er sich nicht, der feine Herr, der liegt ihm im Blute, ihm, Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Buhl-Freiherr von und zu Guttenberg.
3.11.22
Es ist Wahlkampf im Land der unbegrenzten Möglichkeiten
Da bricht ein ganz normaler, durchgeknallter Trump-Wähler nachts in das Haus von Nancy Pelosi ein, der Sprecherin der US-Demokra­ten, „um eine kleine Unterredung mit ihr zu haben", trifft aber, weil sie z.Z. in Washington arbeitet, nur ihren Ehemann an und schlägt ihm mit einem Hammer den Schädel ein.
Keiner der führenden Republikaner konnte sich bisher zu einer Verurteilung des Anschlags durchringen und Donald Trump Junior, der älteste Sohn des Ex-Präsidenten, postete ein Foto von einer Unterhose und einem Hammer und schrieb dazu:
„Ich habe mein Paul-Pelosi-Halloween-Kostüm bereitgelegt.“
Es ist Wahlkampf im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
4.11.22
Der November scheint ja ein interessanter Monat zu werden
Die aktuelle Bundesinnenministerin (wiehiessenochgleich) Nancy Faeser (SPD) sprach gestern von einer „sehr traurigen Nachricht“ und verurteilte die Aktionen der Klimaaktivisten scharf:
„All das hat mit einer demokratischen Auseinandersetzung über­haupt nichts zu tun. Die Straftäter müssen schnell und konsequent verfolgt werden. Die Polizei hat meine vollste Unterstützung, wenn sie durchgreift gegen diese selbsternannten Klimaaktivisten, die seit Wochen mit völlig inakzeptablen Aktionen andere Menschen in Gefahr bringen. (…) Wer Rettungswege versperrt, setzt Menschen­leben aufs Spiel. Das haben wir in dieser Woche in Berlin auf furcht­bare Weise gesehen. Und der Rechtsstaat läßt sich nicht auf der Nase herumtanzen.“
Ach, du liebe Scheiße! Was war denn da schon wieder los? Haben wir eine neue, ‘ne Rotgrüne Armee Fraktion? Gibt's bald ein nettes Wiedersehn mit dem Kleinen Krisenstab? Kriegen wa nen heißen Terrorherbst? Schlagen die Bullen wieder zu? Hängen bald wieder überall diese "Dead or alive"-Plakate bei Aldi, Lidl, Edeka plus REWE und in allen Polizeidienststellen rum, auf denen man die Terror­fratzen sauber durchkreuzen kann? Droht unsre feine Gesellschaft wieder wegen paar Männekes wie damals in die Luft zu fliegen? Was zum Kuckuck is denn über­haupt passiert?
Nun, ein Betonmischer hatte einen dicken Unfall gebaut - mitten in einem Stau, der wohl durch eine Straßenblockade der FFF-Aktivis­ten entstanden war. Und dabei ist eine Radfahrerin lebensgefährlich verletzt worden.
Und dann haben Aktivisten von der „Letzten Generation“ - man glaubt es kaum - in nem Museum noch die Schutz-Glasscheiben von wertvollen Bildern mit Kinderbrei bekleckert. Also die typischen, gewaltfreien, menschenverachtenden Gewaltexzesse, wie man sie von diesen Terroristen eben so kennt.
So, und jetzt zu Ihnen, liebe Nancy Faeser!
Ach, nee. Komm, gehen se besser brav nach Haus und quatschen se Ihren gesammelten Mist in die Hutablage oder ins Wohnzimmersofa. Dann ist das wenig­stens aus der Welt.
5.11.22
Kurzer sachlicher Nachtrag zu gestern
Die von einem Betonmischer überrollte Radfahrerin ist gestern an den Verletzungen gestorben. Was traurig genug ist. Aber dass die Mitglieder der „letzten Generation“ schuld am Tod der Radfahrerin gewesen seien, ihn in Kauf genommen oder gar bezweckt hätten, hat die Feuerwehr nicht bestätigt, da die Notärztin schon vor Ort entschieden hatte, dass das im Stau steckende Spezialfahrzeug gar nicht benötigt worden war! Außerdem lagen alle Aktionsorte etli­che Kilometer vom Unfallort entfernt!

P.s.:
Und so läuft das hier seit ewigen Zeiten, und die BILD-Zeitung, das erfolgreichste Drecksorgan Europas, vorne weg.
Erfahrungsgesättigt darf ich vielleicht noch hinzufügen: Wenn auf der gegenüberliegenden Seite der Erde irgendwo ein Vulkan ausge­brochen und in Berlin dasselbe passiert wäre wie vorgestern, wäre das reaktionäre Reaktions­theater genauso abgelaufen.
(Morgen wieder Witze.)
6.11.22
Von wegen Witze!
Hach! Ich hatte ganz vergessen, dass ich heute ja witzefrei habe.
7.11.22
Ein recht Offener Brief an das Außenministerium
Werte Frau Baerbock,
neulich musste ich richtig doll lachen. Ich hätt mich sogar fast tot­gelacht. Und Sie fragen jetzt sicherlich: Warum?
Nun, der Herr Klitschko und all die anderen Herren da in der Ukra­ine brauchen doch für die an sie ausgelieferten Gepard-Panzer der Bundeswehr auch, wenn der Krieg weitergehen soll, einen ordent­lichen Sack voll Patronen, die aber nur die Schweiz liefern kann, weil nur die Schweiz die Patrönchen herstellt und nach überall und sonstwohin verhökert. Jetzt hat die Schweiz aber gesagt, sie dürfe so was wie ihre Patrönchen, wie es heißt, „nicht an kriegführende Staaten“ vertickern und sie könne das auch wegen ihrer Neutra­litätsnummer irgendwie nicht.
Und an der Stelle musste ich eben so doll lachen. Weil…weil doch Deutschland, wenn mein Gedächtnis mich nicht total veräppeln will, auch immer gesagt hat, dass es dieses ganze Totmacherzeugs nicht an so „kriegführende Staaten“ usw. Die Frau Strack von der FDP fand das, glaub ich, immer schon doof. Dann aber hat irgend­jemand in den Nachrichten gesagt – ich weiß gar nicht mehr, wer – dass die Zeiten sich geändert haben und die deutsche Regierung jetzt feministische Außen­politik machen würde. Und die würde dann auch anders laufen als früher.
Finden Sie das auch so urkomisch?
So, das war‘s von meiner Seite
Alles Gute und
schönentachnoch
8.11.22
Unterm Strich:
Die ewige Wiederkehr des Immergleichen
Der soundsovielte Umweltgipfel, diesmal im beschaulichen Scharm el Scheich, war noch nicht eröffnet, da hatten sich bereits praktisch alle Teilnehmer von den wichtigsten Zielen verabschiedet, jegliche Hoff­nung, dass dabei irgendetwas rumkommt, fahren gelassen und in den Wüstenwind geblasen.
Und zu hause hatte die CDU/CSU nichts besseres zu tun, als härtere Strafen für sog „Klimachaoten und Museumsrandalierer“ zu fordern. Im Gespräch sind für zivilen Ungehorsam und gewaltfreien Wider­stand mittlerweile bis zu 5 Jahre Knast.
Wenn man sich aber auf eines verlassen kann in dieser wechselhaf­ten und vielfältigen, unfassbar bunten und rätselhaft überraschen­den Welt, dann ist es das ewiggleiche, reaktionäre, widerwärtige Pack in der CDU/CSU. Aber in einer Demokratie muss man halt auch mit ekelhaften äh Menschen wie Alexander Dobrindt leben.
Das tut mir auch weh, is aber so.
9.11.22
Let‘s talk about Beleidigung
(Das, was gestern nur quasi als Fußnote zu der Dobrindt-Nummer gedacht war, nahm im Laufe der Nacht immer mehr an Umfang zu, so dass ich erst heute damit fertig wurde.)
Doch worum geht‘s?
Nun, im Rahmen meiner automatischen, permanenten freiwilligen Selbstkontrolle war mir aufgefallen, dass der eine oder andere Tagebuchkonsument die Dobrindt-Stellen möglicherweise wieder als übelste Beleidigung anders gearteter Menschen empfinden könnte. „Immer diese Verbalinjurien!“ heißt es dann. „Das geht doch nach hinten los! Damit tust du dir keinen Gefallen. Die Leser lesen dann einfach nicht weiter! Das Florett solltest du bedienen, der Säbel schreckt nur ab. Außerdem ist das voll asi, du Arsch!“ und so weiter und so weiter.
Meistens sag ich dann flott: „Aber wat mutt, dat mutt.“ oder „Ich will auch mal was für Asis schreiben!“ Und gehe sodann zur Tages­ordnung über.
Nur, das ist gar nicht der Punkt. Der ganz normale Verbalinjurien­verächter hat bei seiner Kritik ja meist nicht die dubiosen Leute im Sinn, für die er angeblich spricht, sondern schlicht und ergreifend sich selber. Und damit können wir zwei, so meine ich, doch recht gut leben. Eine wesentliche Gruppe allerdings – und das gebe ich gerne zu - kommt in dieser simplen Rechnung gar nicht vor, und das sind die berühmten Betroffenen mit ihren berühmten Betroffen­heitsgefühlen.
Jetzt sind diese Betroffenen und ihr Gedöns für mich normalerweise ja vollkommen uninteressant. Doch heute möchte ich ihnen, den mo­dernen Beleidigten und Ernierigten vielleicht etwas Bleibendes ver­mitteln.
So höret mich an, ihr Armen im Geiste,
was ich euch zu sagen hätte!
Äh, nur noch eins vorweg: Beleidigungen im realen Leben sind auch für mich eher zwiespältig & meistens nicht besonders 'zielführend'. Beleidigungen in satirischen Texten und Zusammenhängen wie die hier im „Tagebuch“ sind – im krassen Gegensatz zu allgemeinen, privaten und öffentlichen Hasspredigten - immer, wenn nicht gerade große, dann doch wenig­stens Kleinkunst. Und was sind schon eure pisseli­gen Gefühle gegen die Freiheit der Kunst?
Also, liebe Sportsfreunde!
Die Frage, die zu klären wäre, lautet also nicht „Was ist eigentlich eine Beleidigung?“ Die staatliche Antwort gibt im Zweifelsfall spä­ter irgendein inkompetentes Gericht und das wegen mir auch im Namen dieses Volkes.
Nein, DIE Beleidigung als solche gibt‘s gar nicht; es gibt nur sehr unterschiedliche Sichtweisen. Für den einen is et ne Belei­digung, für den andern eben nich. Und dazwischen liegen noch die ganzen ebenso undefinierbaren Grautöne. Aber – und das wissen wir aus Erfahrung - es will sich der Beleidigte und Erniedrigte doch dazu un­bedingt irgendwie verhalten. Und ich hab da einige Vor­schläge:
Von mir aus können sich die Betroffenen den Umstand, dass sie hier in den inkriminierten Texten überhaupt erwähnt werden, ja auch als Orden an die Brust heften. Andere werden, können oder wollen sich nur wochenlang aufregen und schwarz ärgern. Man kann sich die ganze Nummer auch an den Hut stecken, drüber lachen oder drüber weinen, gewalttätig werden, aus Frust‘n‘Ärger die eigenen Kinder vermöbeln. Da gibt‘s so viele Sachen, die er machen könnte. Er könnte es ignorieren oder begrüßen oder einfach zugeben, dass da komischerweise auch mal die Wahrheit usw. oder in seinem bevorzugten Schmier­blatt oder Drecksaccount einen Shitstorm auslösen, wie die andern Vollidioten es auch tun. Was sie aber alle zusammen immer können is: Mir mal im Mondschein begegnen. Und auch das is mir eher egal.
Achtung!
Doch auch bei mir kann manchmal die Grenze zur Nicht-Kunst über­schritten sein. Dann wird es allerdings ernst. Dann hab ich‘s auch genau so gemeint. Aber von wem sollte der Dobrindt denn jetzt erfahren haben, dass er hier so teuflisch inne Mangel genommen wurde?
Von mir jedenfalls nicht.
Ansonsten noch viel Spaß
euer w
10.11.22
Halleluja !
Kölner Stadtanzeiger, Hauptartikel auf Seite 1:
„Staatsanwalt leitet zu Missbrauchsfall Pilz Verfahren ein"
Auf der ganzen Seite 3:
„Was wusste Woelki?"
Und auf Seite 4 der Kommentar
„Der Rechtsstaat ist am Zug“
Die FAZ berichtet:
„Missbrauchsskandal:
Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Kardinal Woelki“
Und BILD fragt:
„Muss Kardinal Woelki jetzt in den Knast?“
Also, die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.