Alle Tagebucheinträge im Archiv

7.6.22
Ick bün all hier!
(Da wird sich auch nichts ändern)
Wenn man einfach nicht mehr kann – und zwar in jeder Beziehung; wenn man weiß, da kann nicht mehr viel kommen; wenn einem die Puste aus­gegangen ist - beim großen run nach den Fleischtöpfen, nach dem Ewigem Glück, nach ditt un datt oder Weißderteufelwat - meinetwegen auch nach radikaler „Gesellschaftsveränderung“ (Ähm, gibt‘s das Wort über­haupt noch?); wenn einem also partout nichts mehr einfällt und die ‚Villa Feierabend‘, dein ‚Hotel zur langen Dämmerung‘ in greifbare Nähe gerückt ist, wenn einem also so viel Gutes wird beschert, dann ist das schon (nicht nur) einen „Asbach Uralt“ wert, sondern auch bei den meisten Mitbürgern ein untrügli­ches Zeichen dafür, dass sie nach langer Irrfahrt endlich wieder zuhause bei Mama un Papa ge­landet sind.
Einer dieser glaubwürdigen Zeitgenossen ist diesertage mal wieder besonders unangenehm auffällig geworden. Dem ‚Kölner äh Stadt­anzeiger‘ hat er als einer der allerletzten Berufsjugendlichen am 30. Mai in seiner unnachahmlichen Seifenopernpunk-Attitüde die ganze Seite 11 volltiriliert, Thema „Mein langer Lauf zu mir selbst“. Nein es war nicht der Joschka, nicht Bohlen, nicht Buschido, nicht Lindenberg, Lindemann, Niedecken und nicht Heinz Rudolf Kunze, nicht Scooter, Engler, Maffay oder horribile dictu Westernhagen, nein, Campino war sein Name, seines Zeichens Rock‘n‘Roll-Beauf­tragter von D.dorf.
Mich haben diese toten Hosen nie interessiert. Das war für mich Juso-Musik, auf einer Linie mit den unerträglichen Friedenstauben-Brüdern von den Bots: „Was woll‘n wir trink'n sieben Tage lang ..“. Und spätestens, als er in den 90er Jahren voller Stolz bei Biolek rumlümmelte, strafverschärfend noch mit seiner Mama im Arm, war die dicke Luftnummer geworden, was se für mich immer schon war: Luft.
Doch er war mal wieder nicht das Ende der Geschichte. Er war nur nach Hause gekommen. Weiter nix. So wie jetzt alle andern auch. Und wir brauchen hier von der vollen Seite 11 auch nur einen Satz zu zitieren und laufen nicht einmal Gefahr, dabei irgendetwas aus dem Zusammenhang zu reißen, denn der ist so dämlich eindeutig, wie er eindeutig dämlich ist:
„Wir sind nicht mehr hier, um zu spalten. Das waren wir mal, das wollten wir. Aber heute wollen wir verbinden.“
Ja, ja, so sin‘se, die Lümmel von der ersten Bank.

P.s.:
„Campino“ übrigens – wer es noch nicht wusste: biddeschön – ist ein Lutschbonbon, klebrig und ekelig, ein Lutschbonbon halt. Der erste - und wenn ich meinen eigenen Recherchen trauen darf - auch wohl der einzige Ausrutscher von Campino ins Reich der Ironie.
8.6.22
Nur ne kurze Zwischenfrage
Wenn in allen Nachrichten und allen Kommentaren, allen Sendern und Kanälen, allen Berichten, Infos, Brennpunkten und Interviews, wenn von allen Nachrichtensprechern und innen, von allen Politi­kern und Journalisten und solchen, die es sein wollen, immer die absolut immergleiche Formulierung be­nützt wird, und nur die, z.B. „dieser brutale Angriffskrieg der Russen gegen ein freies, demokra­tisches, unabhängiges Land“ ...
wie nennt man das noch mal?
13.6.22
In eigener Sache
Nicht nur die sprichwörtlichen Zeiten werden härter.
Auch bei mir persönlich macht sich Meister Parkinson immer nerv­tötender breiter.
Das heißt konkret: Es dauert immer länger, bis hier eine Nummer fertig ist. Allein, weil mir mehr und mehr mein sog. Wortschatz flöten geht, und ich keine Lust habe, den ganzen Tag bzw. die ganze Nacht ohne Ergebnis über der Tastatur zu hängen.
Und da ich praktisch jedes Wochenende von April bis November in Holland verbringe und danach dann gezwungen bin nachzutragen, was sich Lustiges zugetragen, wo ich doch gar nicht so nach­tragend bin, werden sich die Auszeiten wohl oder übel häufen und ich hier irgendwann dazu übergehen werde, aktuell nur noch von Montag bis Donnerstag an der Witzefront den Weltverbesserungs-Harlekin zu geben.
Und irgendwie muss ja auch irgendwann mal Schluss sein.
So weit fürs erste.
Euer w
14.6.22
Ach, Steinmeier!
Sage keiner, er hätte da nichts von gewusst! Der Vorschlag kommt von ganz oben:
Der komplett überflüssige Bundespräsident hat die uralte, immer und immer wiedergekäute Superidee einer „sozialen Dienstpflicht für junge Menschen“ aus dem hauseigenen Müll der CDU/CSU raus­gefischt und möchte jetzt mit dieser hirn- wie geschichtslosen Nummer auf Tour gehen. Vielleicht hat er den heutigen „Inter­nationalen Blutspende­tag“ auch nur falsch verstanden. Ick, jeden­falls, hör dir trapsen, Nachtigall!
Ok, Deutschland braucht sowieso 'n paar schöne neue Autobahnen, vor allem in Richtung Osten. Der Zustand der Brücken ist mehr als ein erregter Warnhinweis auf kommende Trauerfälle. Erforderlich sind auch neue soziale Sammelunter­künfte für die zukümftigen schwarzen Massen aus Afrika, wenn die nicht vorher schon von der neuen sozi­alen Frontex-Marine im Mittel­meer ersäuft worden sind. Zudem will der soziale Bundespräsident für die nächsten Pande­mien ausreichend soziale Pflegekräfte, die sich nicht mehr einfach krank­schreiben lassen können. Die soziale Polizei braucht auch mehr Per­sonal. Ach, komm, geh mir weg! Da gäb‘s, glaub' ich, doch noch so einige soziale Betäti­gungsfelder mehr.
Und ändern müsste man nur 6 Buchstaben:
Aus Dienstpflicht würde dann Arbeitsdienst,
im Übrigen ein alter und gern benutzter Hut …
oder wennse so wollen:
Ganz alter, kalter Kaffee.
Und Raider heißt jetzt Twix.
Und Monsanto Bayer Leverkusen
15.6.22
Jetzt schlägt‘s aber Dreizehn!
Im Wirtschaftsteil der Zeitung, die es wissen muss, in der „Frank­furter Allgemeinen“, heißt es heute ganz konkret:
„Bundeswirtschaftsminister Habeck fordert die Zerschlagung der Mineralölkonzerne“
Oh, heiliger Blasius, was is‘nn hier los? Bricht morgen der Sozialis­mus über uns herein? Sind Marx & Engels von den Toten auferstan­den? Droht uns das Ende aller Zeiten? Am Ende die Revolution? Und was machen wir danach mit die­sen kriminellen Fi­nanzschweinen? Haben wir in unseren Resozialisie­rungs­häusern überhaupt genügend Stellplätze für das ganze Bonzenpack und Geldgesocks?
Na, na, jetzt mal keine Panik hier, alles halb so schlimm. Selbst unsere amerikanischen Freunde sind geübte Meister in der Zer­schlagung von Monopolkapital, Banken, Driss & Co. - das klingt immer nur so barsch. Diese ab und zu praktizierte wirtschaftsweise Wirt­schaftsweise unserer mit allen Weihwassern gewaschenen Wirt­schaftsweisen will bei Gott nicht morgen früh volks- und flächen­deckend den rot-grünen Zwangs­kollektivismus einführen, sondern im Gegenteil mit Hilfe von und für und Respekt vor Vater Staat im Namen der deutschen Bevöl­ke­rung eben dieser entgegenkommen und damit gleich etwaige Rest­bestände an Gleichheitsvisionen Ger­echtigkeitsgefühlen und Sicherheits­be­dürf­nissen mit Stumpf & Stihl ausmerzen zu können.
Und dass die Großbourgeoisie sich nun wahrlich nicht in die Hose machen muss und all das unterm Strich kein Grund zum Jubeln ist, erkennt man schon daran, wie die 'FAZ' fast beiläufig fallen läßt, dass „die Idee der Zerschlagung der Mineralölkonzerne“ von na? Genau ..., von Christian Lindner stammt.
16.6.22
„Was fällt Ihnen zu Fronleichnam ein?“
Unrepräsentative Stimmen aus einer Straßenumfrage
Fronleichwat? Ach so! Diese Prozessionsspinner (Thaumetopoeae processioneae) sind wieder unterwegs. Jetzt um den 16. Juni rum, Achtung, Vorsicht! 11. Gebot: Du sollst nicht unvorsichtig sein!
Falls man sich nämlich den Scheißviechern zu sehr nähert, kratzt man sich 2 Wochen lang blutig und die Haut vom Leib. Auch nich schön.
Mehr fällt mir dazu nich ein.
20.6.22
Der kurze Parteitag der Arschlöcher für Deutschland
‚ntv‘ tickert:
„Nach Dauerstreit und Wahlpleiten hoffte die AfD mit neugewählter Spitze auf ruhiges Fahrwasser. Doch das Gegenteil war der Fall. Über eine Europa-Resolution, die Russlands Krieg in der Ukraine verschwieg, gerieten sich die Abgeordneten so heftig in die Haare, dass der Parteitag jäh endete.“
Heil Höcke! Meine Prognose: Das war‘s dann wohl mit der AfD. Und egal wie man zu Putin, Selensky und all den andern Schauspielern da drüben auch steht, so hatte dieses russisch-ukrainische Trauer­spiel doch auch sein Gutes.
21.6.22
Nur mal kurz dazwischen gesungen
Da heißt es in der ‚Welt‘ über den schon seit geraumer Zeit zum kommenden Kanzler hochgejazzten Schwerrealo & bescheidenen Liebling der Nation Robert Habeck:
„Kohle statt Gas - Industrie unterstützt Habeck-Pläne“
Hm. Müsste es nicht eigentlich heißen: „Habeck unterstützt Pläne der Industrie“?
Nein, denn nicht eigentlich doch. Schließlich soll Habeck Kanzler werden und nicht die Industrie, nicht wahr, oder vertu ich mich da wieder?
22.6.22
Thank you for travelling
Der ‚Spiegel‘ schreibt:
„Deutsche Bahn darf Personen mit nichtbinärer Identität nicht »Herr« oder »Frau« nennen“
Häh? Wie wer bitte … äh, was? ... aaach soooo:
„Die Deutsche Bahn muss ihren Online-Fahrkartenverkauf über­arbeiten – und Personen mit nichtbinärer Persönlichkeit die Mög­lichkeit schaffen, bei der Buchung weder »Herr« noch »Frau« aus­zuwählen.“
Manchmal lohnt sich selbst der Spiegel.
23.6.22
News aus ‘ner anderen Welt
‚ntv‘ war so lieb und schrieb:
„Finanzminister Christian Lindner schwört die Deutschen auf eine lange Phase der Entbehrungen ein. Grund dafür seien steigende Preise infolge des Ukraine-Kriegs. Der FDP-Chef sieht ‚eine sehr besorgniserregende Situation‘ kommen.
"Meine Sorge ist, dass wir in einigen Wochen und Monaten eine sehr besorgniserregende Situation haben könnten. Und in dieser Situation dürfen wir nicht wählerisch sein. Es geht ja um drei bis vier, vielleicht fünf Jahre der Knappheit und dafür müssen wir eine Antwort finden."
Da können wir nur froh und dankbar sein, dass wir einen so verdammt seriösen, neoliberalen Finanzminister haben.