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5.12.18
Gute Idee, Forsa!
In dem Trendbarometer der handelsüblichen Forschungsinstitute wird gerne nach so was wie „Führungsstärke“, „Wirtschaftskom­petenz“ und „Modernität“ gefragt. Und auch danach, für wie „glaubwürdig“, „bodenständig“ und „sympathisch“ die jeweiligen Politiker respektive Politikerinnen gehalten werden.
Jetzt hatte Forsa im Auftrag von ntv-rtl bezügl. Merzspahnund­karrenbauer wohl zusätzlich eine interessante neue Kategorie mit reingenommen, so dass ein Ergebnis dann hieß:
„31 Prozent empfinden Merz als 'unangenehm'.“
UNANGENEHM ! Verstehense? UNANGENEHM …
Wörter wie „glaubwürdig“ bzw. „unglaubwürdig“ ist man in dem Zusammenhang ja gewohnt. Genauso wie „sympathisch“ und „unsympathisch“. Aber „UNANGENEHM“? Bei dem Ausdruck „unangenehm“, schwingt da nicht irgendwas mit, irgendwas sehr Unangenehmes? Zum Beispiel so was Unangenehmes „wie ein Splitter im Hintern“ oder „ein Pickel am Arsch“ …
Und so bin ich dem Forschungsinstitut Forsa heute mal sehr dank­bar für diese sprachliche Innovation. Mich wundert nur, dass beim Merz nur 31 Prozent dieses Gefühl haben. (Bei Karrenbauer waren's übrigens 8 Prozent. Und nach Spahn ist erst gar nicht gefragt wor­den.)
6.12.18
Nikolaus, komm in unser Haus
In den Stiefel!
Vanessa Paradis „Les sources“
Zaz „Effet miroir“
Mark Knopfler „Down the road wherever“
7.12.18
Es ist kurz nach 12 Uhr mittags
Merkel hat fertig. Wer kommt danach?
Bis dahin, bis zum Untergang der Welt, wie wir sie bisher kannten, hör ich mir noch n paar mal die neue Platte von „The Good, The Bad & The Queen“ an:
„Merrie Land“.

Es ist 17 Uhr 00
Fürs Archiv:
The winner is … Madame Kramp-Karrenbauer!

P.s.:
Normalerweise ist mir das schnurzenpiepenhagen, wer sich bei der CDU da an der Spitze was zusammenregiert, Aber diesmal war es etwas anders:
10000 Kreuze!
Gott sei Dank, ich bin noch ganz ergriffen,
gelobt sei er, getrommelt und gepfiffen,
dass wir jeden Tag dies Merz-Gesicht
all die nächsten Jahre einfach nicht
nein, viel, viel besser: nie mehr sehen müssen!
8.12.18
Und zacki, zacki,
weg war er
Er kam, sah und … wollte mal eben - über den Umweg CDU-Oberguru - den Kanzler geben.
Aber dann hieß es: „Vertan, vertan,“ sprach der Igel und stieg vom Kaktus. Und so schreibt nun 'ntv':
„Ob er künftig überhaupt noch eine Rolle in der Partei spielen wird - und wenn ja, welche - ließ Merz völlig offen. Eine Kandidatur fürs Präsidium oder als CDU-Vize schloss er sofort aus. Unter seinen Anhängern stieß er damit auf reichlich Unverständnis. Immerhin hatte der 63-Jährige in seiner Rede angekündigt, er wolle auch im Falle einer Niederlage Verantwortung übernehmen. Nun sind die Befürchtungen bei seinen Anhängern groß, dass Merz einfach zurück in die Wirtschaft gehen könnte. Mancher beobachtete schon mit Unmut, wie der Unterlegene nach der Wahl den Saal verließ - und wertete es als Omen für eine Zukunft ohne Merz' Einfluss auf die Parteispitze.“
Tja, ihr lieben Merz-Anhänger, ihr lustigen Sauerländer! Da seid ihr jetzt aber ganz schön sauer, ne? traurig & enttäuscht, woll? Tja, ihr seid halt nur Anhänger! Dumme Anhänger! Stumme Anhängsel. Die immer irgendwo dran und rumhängen. Sprachloser Zierrat quasi. Pseudo-demokratischer Folklore-Klimbim. Fußvolk, Stimmvieh, Herde, Horde, Abnicker-Kollektiv. Arme, kleine Sauerländer- oder wahlweise abgelaufene Deutschländer-Würstchen in den geistlosen Grenzen von!
Alle andern wussten, dass der Heimkehrer-Fritze, dieser falsche Fuffziger nicht der Heil­land ist und war; konnte das doch schon jeder Analphabet erfühlen, der in Merz seinem sagenhaften Machwerk „Mehr Kapitalismus wagen – Wege zu einer gerechten Gesellschaft“ auch nur einen Satz gelesen hatte. Und dass dieses homophobe Macho-Männeken, diese Null­nummer aus dem abgehobenen Mittel­stand, diese heilige Dreifaltigkeit aus Geldgier, Größenwahn und Dudelsack nur König von Deutschland werden wollte, sich ansonsten in eurer feinen Gemeinschaft einen Scheissdreck engagieren und bei der nächsten Nieder­lage wiederum stante pede winki-winki machen und die Kurve kratzen würde … Und ihr seid - wie es heißt - nunmehr „sehr enttäuscht“, enttäuscht von diesem Prototypen einer kranken, egomanen Arschkrampe?!
Also, ich kenn' jetzt nicht alle Kriterien, aber wie doof darf man als CDU-Mitglied eigentlich sein?
9.12.18
Kleiner Nachtrag zum Hamburger CDU-Parteitag
Und also rief Merz-Freund und Unionsfraktionsvize Carsten Linne­mann verzweifelt in den Saal:
„Lieber Friedrich, bleib' bitte bei uns. Wir brauchen Dich vor allem im kommenden Jahr, nicht nur bei der Europawahl, sondern auch bei den anstehenden Landtagswahlen. Wir brauchen alle, wir müssen den Laden zusammenhalten, verdammt nochmal!“
Haha haha ha.
Aber da war der liebe Friedrich mit dem diskreten Charme der Bour­goisie schon längst durche Tür, am Steuereumel seines 2-motorigen SuperPrivatJets hockend, unterwegs über den Wolken nach Berlin zu Preisverleihung und Gala-Dinner einer Wat-weiß-der-Teufel-Gesellschaft.

Kotztüte geht wieder in die Wirtschaft.
Kotztüte wird nicht Bundeskanzler.
Der Kelch ist an uns vorbei
Am Tunnelende brennt noch ein Licht
10.12.18
„Mensch Heino!
Der Sänger und die Deutschen“
So heißt die „Heino-Doku“, mit der uns das ZDF morgen Abend erfreuen möchte. Wer es etwas seriöser mag, dem empfehle ich meine Rezension seiner Autobiographie „Und sie lieben mich doch“ mit dem Titel „Rot-grün ist die Haselnuss“.
(Hier auf der Website unter „NEU! Best of Bestsellerfressen“)
11.12.18
DAS IS JA DER HAMMER !!
DAS DARF JA WOHL NICHT WAHR SEIN !!
Okay, die 'BILD-Zeitung' ist seit längerem dafür bekannt, dass sie schon mal ein wenig übertreibt. Oder – wenn es ihr sinnvoll erscheint – das Eine oder Andere auch erfindet. Dass sie – nicht immer, aber - fast immer lügt wie gedruckt, hat sich ebenso rumgesprochen wie der Umstand, dass man in jeder Ausgabe außer dem Datum kaum eine Meldung findet, die der Wahrheit entspricht. Hetze gegen miss­liebige Minderheiten, immer wieder widerliche Kampagnen gegen einzelne Personen, die ihr nicht in den Kram passen, gehören zu den wichtigsten Tagesordnungspunkten jeder Redaktionssitzung. Den Begriff „shitstorm“ gibt es natürlich erst seit dem Massenmiss­brauch durch das Internet. Aber den „Scheissesturm“ in Form einer sog. „Zeitung“ mit einer täglich gedruckten Auflage in Millionenhöhe gab es schon lange vorher. (Von wegen: Früher war alles besser.)
Kommen wir zur heutigen Ausgabe.
Die besticht allerdings diesmal eher durch eine etwas andere Auf­merksamkeit heischende Methode, nämlich die, auf Seite 1 eine Angelegenheit von unwahrscheinlich erschreckender Belanglosigkeit mit einer solch irren Lautstärke und durchgeknalltem Pathos zu verkünden inklusive großen, mit rotem Balken unterstrichenen Druckbuchstaben auf schwarzem Grund, dass man unwillkürlich denkt:
„DAS IS JA DER HAMMER !!
DAS DARF JA WOHL NICHT WAHR SEIN !!“
Da der handelsübliche Bildzeitungskonsument Herr Otto Normal ist, dessen Leben und Alltag sich durch eine kollossale, nicht einge­standene Stinklangweiligkeit auszeichnet, ist er süchtig nach einer täglichen Dosis Realitätsverdoppelung, mindestens, was man schon, normalerweise, rein äußerlich erkennen kann: Die schielen nämlich. Alle.
Und damit eine stinknormale Angelegenheit dann vom schielenden Bildzeitungsjunkie nicht als stinknormal angesehen wird, sondern als Neuigkeit, die sein Leben ein wenig interessanter machen, veredeln oder auch nur versüßen soll, knallt der Headzeilen-Literat die obere Hälfte der 1. Seite heute zum Beispiel mit folgendem Buchstabenbrei voll:
„ALS KGB-SPION IN DRESDEN
PUTINS GEHEIMER STASI-AUSWEIS ENTDECKT !
Diese Enthüllung ist eine Sensation! Russlands Präsident Wladimir Putin (66) war bis zur Wende auch Stasi-Mann in Dresden“

P.s.:
Ich hatte eigentlich im weiteren Verlauf des innovativen Artikels zumindest noch den Satz erwartet:
„Putin hatte schon damals zwei Augen, zwei Arme, zwei Beine, zwei Eier und diese eine Nase ...“, aber als geübter Bildzeitungsleser kann man sich den auch selber hinten dran setzen.
12.12.18
Wie das so abläuft -
Am Beispiel Frankreich
Das gab's noch nie! Da rennen sich die unzufriedenen Massen monatelang in Paris die Füße platt (siehe auch „Protest“) und geht auch schon mal 'ne Scheibe inzwei oder ein Auto perdu (siehe auch „verschärfter Protest“), und dann passiert das „in the politics“ gera­dezu Undenkbare, das Unglaubliche, ja, das frivole Extraordinaire:
Die Regierung gibt klein bei, geht auf die frommen Wünsche der Protestler ein, leiht sogar den Militanten ab und an ein Ohr, rudert unter großem medialen Tam-Tam mit ihren sog. „Reformen“ ein Stück weit zurück und verspricht in Büßerseligkeit und erschüttern­der Selbstkritik, für das geliebte Volk nun umgehend einen Riesen­haufen Kohle zu verjubeln, nicht ohne dabei innigst zu beteuern, sie hätte sich die teuren Moneten unter Schmerzen aus den eigenen Rippen geleiert. Und niemand müsste künftig darben.
Und Mensch Meier, ja Mensch Meier ist ob dieser singulären Fran­zosennummer völlig von den Socken und stottert revolutionsgerührt: Mann, das gab's noch nie! Es geht voran! Geschichte wird gemacht! Und: Hurra, wir sind die ersten!
Was natürlich – wenn zumindest die Bibel recht hat – alles Mumpitz ist oder aber eben ungut ausgeht. Denn so steht's geschrieben:
Die Ersten werden die Letzten sein.
M.a.W., Mensch Meier:
Die Asche, die die Herrschaften euch vor die Plattfüße schaufeln wollen, die gammelt ja nicht zinsvoll abholbreit irgendwo auf 'ner Parkbank rum, sondern ist aktuell noch Zukunftsmusik und wird 2. erst beizeiten rest- und gnadenlos wiederum und ausschließlich nur aus euren mühsam mühsam erjobbten Steuerpenunzen zusammen­geklaut werden. Wenn hier also irgendwas neu sein sollte, dann ist es höchstens die Kackfrechheit eurer herrschenden Klasse. Und da hab' ich persönlich un petit peu den Eindruck, oh la la, dass die mir doch schon mal irgendwo begegnet ist.
13.12.18
Weil heute den ganzen Tag nix los war...
... weil ich mir aber auch nix aus den Fingern saugen wollte,
weil ich mich aber auch nicht ewig wiederholen sollte,
weil, weil, weil,
(weitere Weils werden wohl irgendwann wahrscheinlich ...)
weil ...weil ...weil...
weil mir - ganz banal
kein Witz einfal,
aber auch nun wirklich überhaupt nix los war,
hab ich mir überlegt - formal:
Mensch, tippste in die Lücke mal
einfach, schlicht und oberfein
eins der schönsten Liebeslieder
des Berliner Liebeslieder-
macher Danny Dziuk da rein.
Biddeschön!

Würdest du?
Würdest du für mich bis ans Ende der Welt gehn, würdest du?
Und würdest du für mich ganz allein an nem Rad drehn, würdest du?
Und würdest du mir nochmal so charmant imWeg stehen,würdest du
so wie damals auf einer meiner Sauftourneen, würdest du?

Dann würde ich
vielleicht sogar
in einer Mitte-Mokka-Bar
dir einen Riesen-Schokola-
den-Kuchen
buchen.

Würdest du am Ende, falls die Welt mir weh tut… würdest du
mich in die Arme nehmen, und sagen “Alles wird gut”, würdest du?
Und würdest du für mich alles liegen und stehen lassen, würdest du?
Und zur Hölle mit dem Rest, und Hoch-Die-Tassen, würdest du?

Dann brächte das
emotional
vielleicht am Ende doch noch mal
all meine schönen Winterschlaf-
Gedanken
ins Wanken.

Würdest du auf mich in der Dämmerung warten?
Mein Zeichen wär ´n Licht im Garten?
Und würdest du mit mir für ne Woche ans Meer fahren, würdest du?
Irgendwohin, wo wir nie vorher waren, würdest du?
Und dann die ersten drei Tage nicht die Kurve aus´m Bett kriegen, würdest du?
Und würdest du mir kurz mal tief in die Augen sehn, würdest du?

Dann würde ich
graduell
wenn auch vielleicht allzu schnell
am Ende doch eventuell
mal eben
schweben

Würdest du also für mich bis ans Ende der Welt gehen, würdest du?
Und würdest du für mich mal kurz auf die Uhr sehn, würdest du?
Und würdest du mir sagen, wer die kleine Blonde war, würdest du?
Mit der ich dich gestern Nacht am Kanal sah, würdest du?

Dann würde ich
generell
wenn auch vielleicht nicht ganz so schnell
am Ende doch eventuell
davon absehn
zu gehn.

(Danny Dziuk,
aus der aktuellen CD
"Wer auch immer, was auch immer, wo auch immer")
14.12.18
„Erdbeben erschüttert …
Laut BILD-Zeitung
… die katholische Kirche. Das Epizentrum – die Kurie, die höchste Etage des Vatikans. Die Nr. 4 der Kirchenhierarchie ist des Kindes­missbrauchs überführt.“
Weiter geht’s:
„Die Jury des County Court of Victoria in Australien hat den Finanz­minister von Papst Franziskus, Kardinal George Pell (77) wegen erzwungenen Oralsexes mit zwei 13-jährigen Chorknaben schuldig gesprochen.“
Bis zur Verkündigung des Strafmaßes am 4. Februar 2019 ist unser Sportsfreund aber gegen Kaution noch auf freiem Fuß, da er sich einer Knieoperation unterziehen muss. (Na, da kann er wenigstens nich' weglaufen.)
Ich hab' im Zusammenhang mit diesen doch eher unapettitlichen Geschehnissen - wie die meisten dieser Katholiken - nur eine einzige Frage:
Wie kann Gott das zulassen?