Alle Tagebucheinträge im Archiv

15.7.25
In eigener Sache – The point of no return
Allmählich komm ich Parkinson-bedingt immer öfter in den Grenz­bereich, wo man nicht mehr zu Entschuldigungen greifen kann wie „Das ist aber hübsch formuliert“, sondern schlicht feststellen muss:
„Da hammer aba ziemlichen Schwachsinn produziert und den pas­senden Mist dazu gebaut,“ und weil ja letzteres immer häufiger vorkommt, werde ich wohl irgendwann kurzentschlossen denn dann doch den ge­sammelten Quatsch dem finalen Klick überantworten.
Das hieße dann so gesehen mindestens dreierlei:
Erstens ein we­sentlicher Abschnitt meines Lebens, der bis hierhin relativ gut sortiert im Netz aufbewahrt war, wär für immer futsch, zweitens: auch mein Spaß bei der schriftlichen Auseinandersetzung mit Politik, Kul­tur und dem herrschenden Mumpitz wär unwiderruflich aus und vorbei,
und drittens last but not least: Freund Helmut S., der sich ohne zu murren jeden Tag meinen neuen Text zwecks notwendiger Kritik anhören musste, und dem ich zudem so manche Pointe verdanke, müsste sich nach einer Ersatz­religion umgucken. Aber noch ist es nicht so weit.
Euer w
------------------
Fortsetzung folgt
auf jeden Fall
auf jede Folge
16.7.25
Neues von Jens-chen-klein
Es fing an mit der sog. Masken-Affaire und den plötzlich irgendwie verschwun­denen Milliarden Euro, die die Nasenlappen gekostet haben sollen (Gut, kann mal vorkommen), und ging weiter mit seiner bemerkenswerten Kunst, die Aufgaben eines CDU-Fraktionschefs zu erledigen (Ok. ok., kann auch mal vorkommen). Jetzt muss Jens-chen-klein aber zudem noch 5000 vergessene Privat-Piepen in die Parteikasse nachzahlen. So was kann natürlich auch äh..., sollte aber nun wirklich nicht vorkommen. Is aber. Oder wie Jens-chen-klein erzählt:
„Das ist mir so durchgegangen.“
So, so.
- Jens-chen-klein ging allein
- in die weite Welt hinein
- Stock und Hut stehn ihm gut
- er hat frohen Mut.
Mensch, Mann, mach, dass de Land gewinnst! Du nervst.
17.7.25
Zum ewigen Kreuz mit der Kirche
Im Zusammenhang mit dem neu entfachten Kleinkrieg ums geheiligte Kreuz in Schulen und sonstigen Anstalten, also ganz in der guten, alten bayerischen Tradition, den lieben Gott immer auf ihrer Seite zu wissen und damit allen Andersdenkenden das Leben im Diesseits schon zur Hölle machen zu müssen, mischte sich nun auch der berühmte Bamberger Erzbischof Herwig Gössl ein und beklagte bitterlich in seiner viel beachteten Sonntagspredigt die aktuellen Bestrebungen, das Kreuz aus dem öffentlichen Raum zu verbannen. Er wolle, so der berühmte Erzbischof weiter, sich nicht vorstellen, „in welchen Abgrund der Intoleranz und Menschenverachtung wir gleiten, wenn die Verantwortung vor Gott immer mehr aus dem Bewusstsein der Menschen verschwindet“. Dann hätten die Schwä­cheren keine Stimme mehr, weder die Ungeborenen noch die pfle­gebedürftigen Alten, die psychisch Kranken, die sozial Schwachen und die Menschen, die sich aufgrund von Krieg und Verfolgung auf die Flucht begeben.“
Ich kann mir nicht helfen, aber da drängt sich doch die Frage auf:
Hat es auf diesem Planeten in den letzten 2000 Jahren auch nur 1 Sekunde lang in irgendeinem Flecken der Erde Ansätze einer Gesellschaft gegeben, die auch nur 1 Sekunde lang den werten Ansprüchen des berühmten Bamberger Kreuzritters und Erzbischofs Herwig Gössel entsprochen hätten?
Also so weit ich informiert bin, eher nicht.
18.7.25
Aufi geht’s zum Europäischen Migrationsgipfel
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt hatte zum „Migrations­gipfel“ auf die Zugspitze geladen und alle waren se gekommen,
die Innenminister von Frankreich, Polen, Österreich, Dänemark
und Tschechien und der EU-Innenkommissar Magnus Brunner.
Dass man von da oben, 2962 Meter überm Meeresspiegel, einen besseren Überblick über das Volk hätte, das aus Afrika und dem Nahen Osten in unsere teure Heimat einwandern will, das glaubt nicht mal Spatzenhirn Alexander Dobrindt, der ansonsten so ziemlich alles glaubt, was man ihm erzählt. Zum Beispiel die Idee, Europas Außen­grenzen lückenlos mit alten Selbstschussanlagen aus DDR-Bestän­den zu bestücken, hält er zwar für eine clevere und ohne weiteres für realisierbar, wie am Rande des Migrationsgipfel andis­kutiert wurde, aber für zur Zeit noch nicht für durchführbar, weil sie von der AfD stammt.
(Fortsetzung folgt)
20.7.25
Wiedumir
Die Aktivistengruppe „Zentrum für politische Schönheit“ hat mit mächtig viel disharmonischem Getöse das absehbar überflüssige ARD-Sommer-Interview mit Alice Weidel so nachhaltig gestört, dass es nur so eine Freude war mitzuerleben, wie dieses bis ins letzte durchorganisierte Staatstheater durch gut geölte Kehlen und ausge­reifte Akustik in die Spree baden ging.
Die Geschichte hat mich irgendwie an irgendwas erinnert … hm, weiß nur nicht mehr an was … ich komm aber noch drauf … einen Moment noch … ah, jetzt hab ich’s:
„Protest ist, wenn ich sage, das und das passt mir nicht. Widerstand ist, wenn ich dafür sorge, dass das, was mir nicht passt, nicht länger geschieht.“ (Ulrike Meinhof)
Aber auch CDU-Wähler und -Wählerinnen mit einem größeren Spatzenhirn als Dobrindt wissen: Schwarz ist die einzige Farbe,
die braun zuverlässig ver­deckt.
Alles braucht seine Zeit.
21.7.25
Himmel oder Hölle
Der Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz (Was es alles gibt!) hat bei Papst Leo XIV. Klage gegen Kardinal Maria Woelki erhoben. Und eigentlich bräuchte Meister Woelki sich keine Sorgen zu machen. Denn auch diesmal soll es eine rein kirchenrechtliche bleiben – d.h., weil das Gros der historischen rechtlichen Konflikte zwischen Kirche und Staat letztendlich - zumindest in diesem Land hier - immer zu Gunsten der Kirche ausging. So ist der deutsche Staat weltweit der einzige, der sich die christliche Gesellschafts­theorie – so es sie denn gäbe – auch zur eigenen Staatsraison erko­ren hat. Eine Gesellschaftstheorie, die man in einem Satz und mit 'nem kurzen Appendix hinten dran folgendermaßen zusammenfas­sen kann:
„Mein Reich ist nicht von dieser Welt“. Schluss Punkt aus. Ende der Debatte. Und der Appendix dazu lautet: … „Dabei hat der Staat dann auch im Umkehrschluss in Angelegenheiten der heiligen katholischen Kapelle nichts zu suchen.“
Da der Betroffenenbeirat seine Anklage aber mit den Erkenntnissen der Kölner Staatsanwaltschaft kombiniert hat, deren bombensichere Stringenz selbst jedem normalen Otto Normalirren ins Auge springen muss, verspricht die ganze Chose eventuell doch noch mal richtig spannend zu werden.
Aber was heißt heute schon noch „bombensicher“?
Außerdem: was soll’s!
Selbst wenn er zu irgendwas verurteilt werden würde, würde das kein Feiertag werden. Für führende Kräfte wie Woelki gibt es immer einen exit. Gut, im Himmel bräuchte er erst gar nich anzuklopfen. Ich glaub, das wär sogar dem LiebenGott zu blöd. Oderzuviel. Aber in der Hölle zum Bei­spiel, da sucht man
ständig passendes engagiertes Personal.
Es gibt viel zu tun.
Lassen wir es sein.
Ich fühl mich wohl in Lenor
Jede Revolution beginnt auf der Straße
Und der Zwerg reinigt die Kittel.
Glückauf, Maria!
In Dreiteufelsnamen
Amen.
22.7.25
Ich hab schwer den Eindruck …
Ein grässlicher, bissiger, hässlicher 90 Kilo Wels ist im bayerischen Brombachsee vorsichtshalber erschossen worden. Die Innenminister sämtlicher Staaten, die mit Deutschland ein Stück weit eine gemein­same Grenze haben, trafen sich am Wochenende auf Einladung vom Dobrindt oben auf der Zug­spitze, der höchsten Stelle Deutschlands. Von da oben hätte man alles auf einem Blick, den Nahen Osten und afrika und alles. Man muss dem Neger eben Grenzen setzen. sagte der Gastgeber am Wochenende sinngemäß. Das sei das Geheimnis unseres neuen Asylgesetzes. Rien ne va plus. Außerdem ist in China ein Sack Reis umgefallen.
Du meine Güte! Ich hab schwer den Eindruck, wieder mal bis Oberkante Unterlippe in irgend nem Sommerloch zu stecken.
23.7.25
Was macht eigentlich ...
... Christian Lindner?
/>Moment! Wer will das wissen?
24.7.25
„Erdüberlastungstag“
Die ‚tagesschau‘ berichtet, was soll sie auch anderes tun:
„Ab heute lebt die Welt auf Pump. Deutschland schon seit dem 3. Mai.“
Im absurden Ressourcenverjubeln hatten wir immer schon Welt­niveau.
25.7.25
Politik geht golfen.
Urlaub kann man das eigentlich nicht nennen. Er tut aber so. Er düst mit seiner AirForceOne für ein verlängertes Wochenende kurz mal nach Eur­opa, nach Turnberry im Südwesten Schottlands. Normal hat das Kaff 200 Einwohner, die ihn alle auf den Tod nicht ausstehen können, allein deswegen, weil er dort mitten in einem Naturschutz­gebiet einen seiner beschissenen Golfplätze hat anlegen lassen. Selbst für die paar Tage seines Kurzbesuchs hat er den Eingeborenen von Turnberry keine Funktion zugedacht, weil sie in den Massen an irregulär eingewanderten Polizisten und Polizistinnen, Spionen, Soldaten und Geheimdienstlern, Clans und Communities, Sippen und Sippschaften, Konterrevolutionären, Journalisten und Schlapp­hüte Allahart nicht mal als Statisten zu erkennen wären. Und dass dieser lächer­liche Golfplatz irgendeine wichtige strategische Funktion in seiner schmierigen Geopolitik erfüllte, würde selbst er nicht be­haupten.
Die Wahl des Ortes steht für den Stellenwert der künftigen EU, ist für ihn reine Symbolik. 200 hilflose Leute, die noch weniger als nichts zu sagen haben, sollen stellvertretend für den Rest der Welt nun auch sinnlich erfahren, wie schön es ist, in Trumps Gnadenreich leben zu dürfen.
Und wenn es doch wider Erwarten brenzlig werden sollte, wäre für die Geschichtsbücher zumindest der Name schon gegeben:
Der 3. Golfkrieg.