Alle Tagebucheinträge im Archiv

11.1.20
„You don't need a weatherman
to know, which way the wind blows“
Bob Dylan
Siemens-Konzernchef Joe Kaeser hat der Klima-Aktivistin Luisa Neubauer angesichts von Protesten über die Lieferung einer Zug­signalanlage für ein Kohlebergwerk in Australien einen Platz im Aufsichtsgremium des künftigen Unternehmens Siemens Energy angeboten.
"Ich möchte, dass die Jugend aktiv sich beteiligen kann. Der Konflikt zwischen Jung und Alt muss gelöst werden," so der freundliche Herr Kaeser.
Früher gab's von Vater Staat im Auftrage der Herren Knüppel-aus-de-Sack & Tränengas, heute von beiden eher faule Witze, Geld & gute Worte. Und - völlig umsonst - dazu noch, äh, dingens: Respekt.
Times they are a-changin'. Wer will oder auch nicht anders kann, darf sich übergeben.
12.1.20
Menschen mit schweren Meisen, Macken und Marotten -
heute: Thilo Sarrazin
Die SPD mag ihn einfach nicht mehr. Und das Ausschlussverfahren läuft und läuft und läuft von einer Instanz zur nächsten; geht gleich­sam seinen sozialdemokratischen Gang. Und was flüstert man so hinter vorgehaltener Hand? Wird er nu ausgeschlossen oder wird er nicht ausgeschlossen? Auf jeden Fall zieht sich die Sache noch was hin und nicht ausgeschlossen ist, dass er die Menschheit noch aus seinem Sarg heraus weiter belästigen wird.
Dabei geht’s schon lang' nicht mehr um die Frage, ob dieser typisch deut­sche Blöd- und Büroklammermann ein Rassist ist. Dass er einer ist, hat er ja selber in akribischer Korinthenkackermanier und bislang 3 Werken auf ins­gesamt übern Daumen 750 bräsigen Seiten luzide, lang und breit nach­gewiesen.
Darum geht’s gar nicht. Die SPD muss sich als Partei der sozialen Dingsbums, äh, Gerächtigkeit im Falle der Trennung von diesem komischen Vogel darüber im Klaren sein, will sie denn nur ein klein wenig Gerechtigkeit walten lassen, dass sie sich auch von allen andern Rassisten in der SPD wird verabschieden müsste. Lange Rede, kurzer Sinn: Mangels Mitglieder und Wähler käm se dann nach Adam Riese ja erst gar nicht mehr über die 5 Prozent und in den Bundestag!
Tja, dumm gelaufen mit Meise Sarrazin.
Aber vielleicht geht’s ja auch anders. Fragt den Mann doch einfach mal, warum er überhaupt in der SPD bleiben will. Und wenn er da keinen triftigen Grund für angeben kann, dann hat er bei euch doch nun wirklich nix zu suchen.
14.1.20
Zur neuen Agrarverkotungsverordnung
Wer die dicksten Kartoffeln hat, muss nach einer uralten Bauern­regel nicht unbedingt mit den Gesetzmäßigkeiten des Spätkapita­lismus heutzutage so vertraut sein wie früher mit seinen Mägden.
Nicht nur deswegen ist es auch verständlich, wenn die Landwirte seit Wochen zu Hunderten mit ihren Treckern durch die Städte gurken, um aussichtslos gegen die drohende Arbeitslosigkeit und die neue Agrarver­kotungsverordnung anzustinken.
Dass erstere für die meisten von euch, werte Bauern, irgendwann unwei­gerlich umme Ecke aufn Hof getreckert kommt, ist so logisch wie eben die Gesetzmäßigkeiten des Spätkapi­talismus und so sicher wie das dann folgende Amen in eurer Dorfkapelle. Es gibt ja auch heute keine Kesselflicker mehr, keine Köhler, Harzer und Hader­lumpen. Und da kräht auch hinterher kein Hahn nach.
Und was die Verkotung betrifft: Der liebe Gott hat seinerzeit gesagt, ihr sollt euch die Erde untertan machen. Von zuscheissen steht nix in der Bibel.
Danke.
15.1.20
Die Kranken bitten zur Kasse
Die mit viel lautem Tamtam angekündigte Homöopathie-Klimbim-Kommission der Grünen ist, wie nicht anders an zwei Fingern ab­zuzählen war, bereits vor dem Start bravourös und final gegen die Wand gefahren. Dabei hätte es eine Lösung geben können! Jawoll ja.
Da unsere esoterischen Mitbürger erklärtermaßen nun mal auf alle Wissenschaften pfeifen und natürlich vice versa, hätten sich beide Fraktionen ja als Grundlage für einen Kompromiss vielleicht auf den omnipraktikablen Leitspruch verständigen können, den sich Papst Pius IV. als sein Grundgesetz auserkoren hatte, Pius IV., der spät­mittelalterliche große Bruder im Aberglauben einerseits, der sich andererseits sein Leben lang eine bemerkenswert klare Sicht auf die Realitäten des Irdischen bewahrt hatte. Der große Pius IV. war näm­lich der festen Überzeugung, ja, und als aller Christen Oberhaupt handelte er auch immer danach:
„Mundus vult decipi, ergo decipiatur.“ Will heißen:
Die Welt will beschissen werden; also bescheissen wir sie.
Amen.
16.1.20
Si tacuisses …
Nee, dann auch nicht! Till Schweiger im Kölner Stadtanzeiger:
„Schauspielen kann man nicht lernen. Dazu gehört vor allem Talent. Und damit wird man geboren – oder eben nicht.“
Mensch Junge, da sagste was.
17.1.20
Die gute Nachricht der Woche
Man sollte es nicht für möglich halten, aber es gibt sie hin & wieder doch noch – die guten Nachrichten:
Da ist uns' Uschi vdL grade wegelobt nach Brüssel, da wird sie auch schon wieder von ihrer heißgeliebten Vergangenheit als Soldaten­else eingeholt inkl. mächtig unangenehmer Bedrängnis, weil sie alle Bundeswehrberateraffären-Untersuchungsausschuss-relevanten Mails von ihrem „privaten“ Diensthandy gelöscht hatte. Einfach so. In Tateinheit mit exklusiver, in solchen Fällen gern zugegebener boden­loser Ahnungslosigkeit. Und ich hatte befürchtet, wir würden sie nie wieder sehen.

***

Auch nicht falsch:
Bittere Pille für unser Jensken, unsern Bundesoberarzt am Kranken­bett des Gesamtsystems!
Sein Organspendenvorschlag fiel mit Pauken und Trompeten in der Bundestagsdebatte durch. Headline in der 'taz':
„Kein Herz für Spahn“
Das tut doch gut.
18.1.20
Hölle, Hölle, Hölle!
„Tag des deutschen Schlagers“
Au ja, fein! Schlagt ihn, wo immer ihr ihn trefft.
19.1.20
Omm, Omm, Omm …
Da soll noch einer sagen: „Beten nützt nix!“ Kaum hat die „Woche des Gebetes“ begonnen – vom 18. bis einschließlich Samstag, den 25., gilt aber nur für Christen – da kommt auch schon dpa mit der Meldung umme Ecke:
„Missbrauchsstudie der katholischen Kirche bleibt ohne Folgen“, „Alle Verfahren eingestellt“ et cetera ex cathedra.
Und damit wäre dann auch, weil das immer so läuft, die heiße Frage beantwortet, wessen Gebete denn normalerweise immer so erhört werden. Und stante pede staunt der Laie, und der Pfaffe freut sich. Doch der neunmalkluge unter den Gläubigen ruft in die Gemeinde­runde:
„Moment, Moment! Einen Augenblick mal, bitte schön! Die Woche des Gebets is noch NICHT vorbei!“
Und so wird’s wohl weitergehen bis zum St. Nimmerleinstage! Aba dann is wat los hier, ihr Brüder und Schwestern! Das kann ich euch flüstern!
Und wenn ihr fragetet, woher ich das wüsste, so sagte ich euch, liebe Brüder und Schwestern:
„Fürchtet euch nicht! Sondern lest die neue frohe Botschaft, das 5. Evangelium: „Das Evangelium des Fliegenden Spaghetttimonsters“ vom heiligsten Apustulus Bobby Henderson! Gehet hin in alle Welt und leset darin! Und Amen. Dann is aba endlich Ruhe im Karton!"
(Das war jetzt mein Buchtipp der Woche.)
20.1.20
Megxit oder wie dat heißt
(Fragen eines lesenden Rentners)
Dass dieser Prinz das Königsbrimborium mit dem ganzen Brim­borium und allem Drum und Dran und seiner Herzogin wohl ver­lassen hat oder musste oder wollte oder weißderteufelwat ...

Ach, ach, ach,
ich weiß ja gar nicht:
Ist das alles jetzt hier ganz
von irgendeiner Relevanz,
muss man das mitgekriegt haben,
gilt man sonst als dumm

hat das irgend'ne Bedeutung,
geht das irgendwen was an,
hängt da irgendwas von ab,
steigen deshalb überall die Preise,
schmelzen aus dem Grund die Gletscher,
gibt’s deswegen auch noch Krieg

und ist auch irgendwann mal Ende
Gelände

und sowieso:
wieso, weshalb, warum,
wie, wo, wann und weswegen,
woher, wohin,
wofür, wozu,
womit, wodurch
wobei und wogegen,
woran, worin,
worauf, worunter
worein, woraus,
wovon und wie runter

und überhaupt
für was und für wen

und gesetzt den Fall,
es würd' die Firma gar nicht geben,
würd' se irgendwem denn fehlen?
Oder noch mal langsam
und von vorn:
Besitzt der Laden denn da drin
auch so etwas wie einen Sinn?

Nee, ne?
Ach so,
ja dann ...
So viele Berichte
so viele Fragen
22.1.20
Der Stadtanzeiger geht ans Eingemachte
Überschrift des letzten Artikels im Politikteil:
„Eine Milliardärin gerät in Erklärungsnot -
Isabel dos Santos, die reichste Frau Afrikas, hat ihr Vermögen wohl durch illegale Tricks erworben“
So, so. Is ja interessant. Demnach ist es also normalerweise im Re­gelfall üblicherseits und traditionell so, dass der normale Milliardär, und sei er auch der reichste Milliardär von sonstwat, sich seine Moneten beispielhaft immer nur mit ehrlicher Arbeit zusammen äh.. verdient, und nicht - wie die Gerüchte- und Verleumdungsküche zu verbreiten pflegt – im Schlafe respektive mit Diebstahl, Raub, Erpressung, Mord oder ähnlich illegalen Tricks (Sie können sich was aussuchen).
Werter Stadtanzeiger,
für wie blöde halten Sie uns eigentlich?
P.s.:
Ganz nebenbei abgesehen davon, dass ich mich irgendwie nicht erinnern kann, jemals im Stadtanzeiger gelesen zu haben, dass in so einem spektakulären Einzelfall ein weisser Mann die Titelrolle inne hatte. Das muss dann schon erstens eine Frau, zweitens eine schwarze und drittens die Brut eines Kommunisten sein.
Werter Stadtanzeiger,
für wie blöd …
ach, hatt 'ich ja schon gefragt.