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16.7.23
Europa und Tunesien machen klar Schiff
‚ntv‘ berichtet:
„Vertreter der EU und der Präsident Tunesiens erzielen eine Über­einkunft: Das nordafrikanische Land will gegen Schlepper vorgehen und die Überfahrten von Menschen nach Europa reduzieren. Die EU zahlt im Gegenzug Hunderte Millionen Euro.
Angesichts steigender Zahlen von Migranten und ihrer lebensgefähr­lichen Fahrten über das Mittelmeer haben die EU und Tunesien eine noch stärkere Zusammenarbeit bei dem Thema beschlossen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Christdemokratin, die Regierungschefs der Niederlande (Christdemokrat) und Italiens (Faschistin) sowie Tunesiens Präsident Kais Saied (?) verkündeten in Tunis die Unterzeichnung eine entsprechende Ab­sichtserklärung. Damit kann die EU-Kommission für das wirtschaft­lich schwer ange­schlagenen Land in Nordafrika Finanzhilfen in Höhe von bis zu 900 Millionen Euro auf den Weg bringen.“
Allerspätestens mit dem heutigen Tag ist für Afrika sonnenklar, wohin die Reise wohl geht.
Nein, nein, ich bin nicht enttäuscht, entsetzt oder irgendwas in dieser Richtung. Ich kriege meinen Kopf nur nicht mehr aus der Kloschüssel.
17.7.23
Bevor hier jetzt jemand auf falsche Gedanken kommt ...
Und wenn Deutschland auch z.Z. das europäische Land mit den wenigsten Faschowählern ist, dann heißt das überhaupt nichts.
Die intensivste und nachhaltigste Erfahrung mit Rassismus, ethni­schen Säuberungen, Völkermord und Totschlag hat nun mal bis auf weiteres das - wie es sich selber gerne sieht - Volk der Germanen. Dass das Prinzip Demokratie und die Idee des Parlamentarismus überall und nicht nur in diesem Lande sich mit Verve vom Acker trollt, ist zwar nicht zu übersehen, die Goldmedaille in Sachen Zivilisations­bruch gebürt jedoch ohne jeden Zweifel dem deutschen Volke und seinen jeweiligen Führern.
Und weil man vor solchen Spitzenleistungen im Nachhinein gerne Augen und Ohren verschließt, heute noch mal ein Büchertipp wider das Vergessen und Verdrängen:
„Unser Nationalsozialismus – Reden in der deutschen Gegenwart“ von Götz Aly
18.7.23
Aus der Serie
„Wir kriegen den Weltuntergang schon irgendwie geregelt“
Langsam habense aber wirklich alle einen neben sich laufen. Dpa meldet:
„Ärzte empfehlen Siesta in Deutschland“
19.7.23
Barbarei im Mädchenzimmer
‚Kölner Stadtanzeiger 1. Seite:
„Barbie-Film
Ein pinker Alptraum?
Seit Barbie im Jahre 1959 auf den Markt kam, scheiden sich an ihr die Geister. Nun kommt der lang erwartete Spielfilm mit Margot Robbie und Ryan Gösling in die Kinos. Aber passt diese Puppe noch in unsere Zeit?“
Was für eine Frage? Und was für Geister sollen das bitt'schön sein? Ihr seid doch auch nicht mehr ganz bei Trost.
20.7.23
Unsere historische Rätselspaßecke
heute:
Was war und in welchem Jahr denn noch mal an diesem 20. Juli?
Die ‚Wikipedia-Liste der Gedenk- und Aktionstage‘ erzählt uns folgenden Schwank:
„Gedenktag zum Attentat vom 20. Juli 1944 / Staatliche Gedenk­feiern der BRD ab 1952 in Berlin mit Grundsteinlegung für ein Mahnmal“
Und mit dem ersten Satz „Das Attentat vom 20. Juli 1944 war der bedeutendste Umsturz­ver­such des militärischen Widerstandes in der Zeit des Nationalsozialismus“ beginnt das bis heute gültige, staats­raisonable, wunderbar armselige Märchen vom bedeutendsten Um­sturzver­such des militärischen Widerstandes in der Zeit des Natio­nal­sozia­lismus.
Die Realität jedoch war eine andere. Bis 1952 waren die beteiligten Männer für die feine bundesrepublikanische Gesellschaft wie für Hitler nur kriminelle Vaterlandsverräter, die zu Recht erschossen wurden. Die Amateurtruppe um den Grafen Stauffenberg war eine bunte Mischung aus reaktionären, monarchistischen, von ihrem geliebten Führer schwer enttäuschten Nazi- und Kommissköppen, mehrheitlich einfach nur kriegsstrategisch etwas anderer Meinung, Antidemokraten durch&durch, "Wir wollen unsern Kaiser Wilhelm wieder haben"-Hofsängerknaben und eingeborene Judenhasser vom Scheitel bis zur Sohle. Selbst der eine einsame Sozialdemokrat war nur ein Papp­kamerad.
Hier von Umsturzversuch zu fabulieren verbot sich also schon von daher. Die blinde Aktion im Führerhauptquartier aber als die „be­deutendste des militärischen Widerstandes“ zu bezeichnen kommt der historischen Wahrheit insofern recht nah, als es einen militäri­schen Wider­stand einzig & allein nur im Ausland gab.
Und weil selbst heute noch diese unappetitliche Räuberpistole an jedem 20. Juli mit Pauken und Trompeten im Bendlerblock und seit 2008 auch auf den Reichstagswiesen durchgezogen wird, sollte man sich entweder das aktuelle Kriegsgeschrei der Neoimperialisten in Ost & West etwas genauer be­trachten oder jetzt schon mal über die Asylbedingungen anderer Länder informieren. Auf jeden Fall aber einen unauffälligen Um­zugskoffer bereithalten.
21.7.23
Da kommt aber Freude auf!
„Die Union wird künftig zeigen, dass sie eine 'Alternative für Deutschland mit Substanz' ist.“
Hätte diesen Spruch irgendein vorwitziger Knallfrosch der Berliner Ham­pel­mannregierung von sich gegeben, um dem Merz eine reinzu­würgen, hätte die CDU bundesweit einen Beleidigungsklagen­tsunami losgetreten, von dem sich der regierende Heimatverein nie mehr erholt hätte. Doch so war es nicht. (Hätte, hätte - hätte, hätte, Fahrrad­kette.) Sondern so:
Der ungeheure Vorteil von Friedrich, dem größten Sch...Merz aller Zeiten, ist eben ohne Zweifel seine bravouröse Fähigkeit, sich sel­ber irre­parabel ins Knie zu schießen. Als er am letzten Mitt­woch auf der Klausurtagung der CSU im Kloster Andechs sich selbst also als „Arschloch für Deutschland mit Substanz“ bezeichnete, entrüstete sich keiner der versammelten CSU-Figuren. Entweder ging es ihnen simpel am bräsigen Hinterteil vorbei, da sie, wenn sie als Horde auftreten, ja noch schwerer von Kapee sind als der Herr Merz. Oder weil sie sowieso mit ihm auf der gleichen geistreichen Wellenlänge liegen. Wer will‘s wissen.
Dank Twitter (Ja, der Scheissladen hat auch seine positiven Seiten!) aber donnert nun ein Hohn-Getwitter über Merz zusammen, das ihn aber­mals wohl wieder ein paar Schritte flotter ins verdiente Sauer­ländi­sche Aus zurückschicken wird. Und von der CDU hörte man bis dato dazu – alle andern sprechen von unvorstellbarer Entgleisung - keinen Mucks. Wir wünschen gute Reise.
(Das Dumme ist nur – und so sieht‘s aus: ohne Merz wird uns die CDU mit Sicherheit den nächsten Kanzler bescheren.)
22.7.23
In nicht nur eigener Sache
Liebe Leute,
in letzter Zeit musste ich die Texte hier wg Unverständlichkeit und groben Unfugs doch mehrmals überarbeiten. Wenn euch also ab und zu was Spanisch vorkam, wär‘s ganz sinnvoll, dass ihr auch noch mal drübergehen tätet. Bitteschön. Dankeschön.
23.7.23
„Deutsch auf fröhliche Art“ *)
So, dann wollnwamal.
Was hat er denn nu gesagt, der Merz? Wortwörtlich hat er gesagt, der Merz:
„… und damit auch deutlich machen, dass wir wirklich eine Alter­native zu Deutschland mit Substanz sind.“
So. Da er aber praktisch jedes Wort besonders betont hat, weiß man am Ende dann überhaupt nicht, was er denn wirklich sagen wollte: „wir“ und nicht die andern? „wirklich“, also die wahren und damit die einzi­gen? „eine“ Alternative, wieviele gibt‘s denn? Und dann noch mit „Substanz“, mit was? Ich dachte, danach sucht ihr grad! Ja, wat denn nu?
Is aber auch völlig wurscht, denn der wirkliche Hammer ist, dass Merz nicht "für" sondern Alternative "zu" Deutschland gesagt hat. Das heißt: Wenn die Merz-Version Schule macht, und es künftig nicht mehr „Deutschland“ oder was auch immer heißt sondern nur noch „CDU“, dann hat die CDU die AfD heute schon meilenweit rechts überholt.
Aber das kann er doch, unser Friedrich der Große, nicht (wirklich) gemeint haben … Oder doch?

*) So hieß in den 70ern mal ein relativ humorvolles Deutsch-Lernbuch für angehende Klugscheißer.
24.7.23
Vorwärts in die Vergangenheit
Wir sind alleine
Und wir sind zwei
Wir haben alles, was wir brauchen, dabei
Und das ist gut, denn die Zeiten werden wilder

Wir halten durch
Wir halten aus
Wir gehen heut abend nicht mehr raus
Wir haben keine Ahnung
Wir haben Bilder

Und auf meinem bist du aber unscharf
Und du hältst eine Axt in den Händen
Und auf deinem bin ich mit einer Kerze
Und ich sag, "Leute, wo soll das enden?" *)
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„Guten Abend, meine Damen und Herren! Ich begrüße Sie zur Tagesschau
Nach den ersten Hochrechnungen der heutigen Bundestagswahl ergibt sich folgendes vorläufiges Gesamtbild: CDU/CSU 31,6%, AfD 28,7 %, SPD 6 %, Grüne 4,9%, FDP 5,1% und die „ehemalige Linke“ kommt auf 3%. Die „Partei der Religiösen“ kommt ebenfalls auf 3 % und jeweils 2 % entfallen auf die „Partei der Areligiösen“, der „Heimatlosen“, „Hammelhorden“, „Würmerzüchter“, Anonymen Alkoholiker und „Freunde der Transsibierischen Eisenbahn“. Den Rest will wohl die Partei der „Sonstigen“ übernehmen. Habense gesagt.
Der Wahlsieger und Oppositionsführer Kanzlerkandidat Friedrich Merz sagte im ersten Gespräch mit der „Tagesschau“:
„Zunächst einmal möchte ich mich bei allen Helfern und Helfer­innen ...“
Blablabla. Und dann hat er noch gesagt:
„Die Koalition mit der AfD steht doch schon längst. Moment mal, Frau äh Daubner, ich habe schon im Wahlkampf immer behauptet: Selbstverständlich bin ich offen für alle, auch für die „Arschlöcher für Deutschland“ oder wie die jetzt heißen. Die sind zweitstärkste Kraft, Frau äh Daubner. So geht das nun mal inner Demokratie hin und her. Auf Wiedersehen. Versteh'nse?“
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In unsren Augen ist immer Sand
Und unterm Pflaster liegt der Strand
Und die Welt um uns herum
Geht auf und nieder

Wir tauchen unter, wir tauchen auf
Aus unseren Mündern kommen Schall und Rauch
Wir haben keine Lösung
Wir haben Lieder

Und in meinem kommst du vor aber unscharf
Und du hältst eine Axt in den Händen
Und in deinem komm ich vor mit einer Kerze
Und ich sag, "Leute, wo soll das enden?"
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„Guten Abend, meine Damen und Herren! Ich begrüße Sie zu den Spätnachrichten der Tagesschau!
Zugeschaltet ist uns nun der Parteichef der Arschlöcher für Deutsch­land AfD, Herr Kotzkübel. Guten Abend, Herr Kotzkübel, wie sieht‘s aus, haben Sie schon mit Friedrich Merz ...“
„ Derrr...Mmmmmerz is doch … wasssollichdenn äh übs … der rr is ddochn Arschllll.müsssteman..äh..vieleha.. erschiessenlassssen.“
„Vielen Dank, Herr öh … für das aufschlussreiche Gespräch...“
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Wir sind die letzten, die noch stehen
Wir wollen immer wie es weitergeht sehen
Unsere Neugier auf das Ende
Kennt keine Grenze

Wir wollen vorwärts, wir wollen zurück
Wir sind betrübt, wir sind entzückt
Wir haben keine Tränen
Wir haben Tänze

Und in meinem tanz ich dich aber unscharf
Und du hältst eine Axt in den Händen
Und in deinem tanzt du mich mit einer Kerze
Und ich sag, "Leute, wo soll das enden?"

So. Das muss für heute reichen.
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*) „Unscharf mit Katze“ von Sven Regener / Element of Crime
25.7.23
Heute trete ich was kürzer
Anfang 1933 schrieb Karl Kraus: „Zu Hitler fällt mir nichts ein.“ Okay, man sagt, man könne Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. Aber zu Friedrich Merz fällt mir jetzt auch nix mehr ein.