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1.1.23
Das Wort zum neuen Jahr
hat Rio Reiser (Ton Steine Scherben)
Mein Name ist Mensch
Ich habe viele Väter.
Und ich habe viele Mütter,
Ich habe viele Schwestern,
und ich habe viele Brüder.
Meine Väter sind schwarz
und meine Brüder sind gelb
Meine Mütter sind rot
und meine Schwestern sind hell.

Ich bin über zehntausend Jahre alt,
und mein Name ist Mensch!
Ich bin über zehntausend Jahre alt,
und mein Name ist Mensch!

Und ich lebe von Luft,
und ich lebe von Liebe,
Ich lebe von Licht,
und ich lebe von Brot.
Ich habe zwei Augen
und kann alles sehn.
Ich habe zwei Ohren
und kann alles verstehen.

Ich bin über zehntausend Jahre alt,
und mein Name ist Mensch!
Ich bin über zehntausend Jahre alt,
und mein Name ist Mensch!

Wir haben einen Feind.
Er nimmt uns den Tag,
er lebt von unserer Arbeit,
und er lebt von unserer Kraft.
Er hat zwei Augen,
und er will nicht sehen.
Und er hat zwei Ohren
und will nicht verstehen.

Er ist über zehntausend Jahre alt
und hat viele Namen.
Er ist über zehntausend Jahre alt
und hat viele Namen.

Ich weiß, wir werden kämpfen,
ich weiß, wir werden siegen,
ich weiß, wir werden leben,
und wir werden uns lieben.
Der Planet Erde
wird uns allen gehören,
und jeder wird haben, was er braucht.

Es wird keine zehntausend Jahre mehr dauern,
denn die Zeit ist reif.
Und es wird keine zehntausend Jahre mehr dauern,
denn die Zeit ist reif.
(1971)

***
Jenseits von Eden

Heiß, heiß, kochend heiß,
heiß, heiß, hundert Grad,
heiß, heiß, glühend heiß,
heiß, heiß, blühend weiß.
Jenseits von Eden.
Euphrat und Tigris
Allah wollte es - so
Sechshundertsechsundsechzig
schütze uns vor Gestern
Eins neun dreiunddreißig
In 3D und Farbe
Dann ist Sendepause.
Das war der Wilde Westen.
Hält Gott die Zehn Gebote?
Ich will nicht,
daß du in schwarz gehst
weil ich tot bin.

Wo warst du im Krieg?
Weißt du, was ich meine?
Du warst auf der Suche,
ich war auf der Flucht.
Hörst du die Räder rollen?
Durchsichtig und klar
Irgendwann in der Nacht
In Musik gebadet
Jede Blume hat ihren Schatten
Zweitausend Lieder
Zweitausend Tode
Mamamama, warum hast du mich gebor'n
oder hat mich der Esel im Galopp verloren?

Ach ich spring ins Leere.
Halleluja Schwestern
Ich hab den Text vergessen
, ich bin mein Fragezeichen.
Doch ich komm morgen wieder,
gib mir deinen Segen.
Liebe, was ist das?
Das ist das Leben in der Stadt,
was soll daran schlecht sein?
Liebe kommt von unten.
Liebe hat schwache Worte.
Ach ich bin so müde.
Ich geh hier nicht weg,
geh zurück ins Meer,
such mir meinen Engel.
Wer ist hinterm Spiegel?
(1981)

(Rio Reiser)
2.1.23
Meine Prognose erspar ich Ihnen
Man muss das Video unbedingt gesehen haben. Man glaubt es sonst nicht. Man kann noch so sehr Neutralität, Objektivität und höfliche Zurückhaltung walten lassen – aber ohne det Video mit eidesstatt­lichem Echtheitszertifikat hielte jedermann und jedefrau diese Ge­schichte für ausgekochten fake:
Da steht unsere komische Bundesverteidigungsministerin Frau ähm Lambrecht wie bestellt und nicht abgeholt an irgend‘ner halbtoten Kreuzung im Berliner Bezirk Friedrichshain sich mutterseelenallein die Beine in den Bauch und ab und an hupt ein leeres Taxi vorbei, und ansonsten hört man vornehmlich das infernalische Gezische, Geballer und Geknaller, mit dem die Ber­liner ab Mitternacht tra­ditionell das neue Jahr beböllern. Man sieht genau, wie sich die Lippen unserer Bundes­verteidigungsministerin bewegen und hin
und wieder ver­steht man sogar, allerdings nur mit größter Mühe, Bruchstücke dessen, was die Dame da als ihre Neujahrsansprache verstanden haben will. Die FAZ schreibt, ohne auf die ihr eigene leichte Ironie zu verzichten:
„In dem Video hatte Lambrecht gesagt, das Jahr 2022 sei mit un­glaublichen Herausforderungen verbunden gewesen. ‚Mitten in Europa tobt ein Krieg. Und damit verbunden waren für mich ganz viele besondere Eindrücke, die ich gewinnen konnte, viele, viele Begegnungen mit interessanten und mit tollen Menschen. Dafür sage ich ein herzliches Dankeschön.‘ Sie dankte zudem den über Neujahr arbeitenden Einsatzkräften.“
Die CDU-“Verteidigungspolitikerin“ Serap Güler forderte Kanzler Olaf Scholz auf, Lambrecht auf der Stelle zu entlassen, von der Ampel war keiner bereit, die Verteidigungsministerin zu verteidigen und ein Sprecher ihres Mysteriums meinte:
„Die Worte von Frau Lambrecht im Video stehen für sich. Es ist nicht an mir, das zu kommentieren.“
Und in den sog. äh sozialen Medien war man, wen wundert's noch, zu über 100 Prozent dagegen ganz anderer Meinung.

P.s.:
Wir ahnten ja, dass die Frau nicht (mehr) alle Nadeln anner Tanne hat. Jetzt hammers aber schriftlich.
q.e.d.
3.1.23
Für das neue Jahr
Für das neue Jahr hatte ich mir fest vorgenommen, im ‚Tagebuch‘ ausschließlich nur noch die wichtigsten und allerwichtigsten Ereig­nisse festzuhalten. Doch schon die erste Tickermeldung des Jahres machte mich ratlos:
„Vatikan. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist heute in der Syl­vesternacht verstorben.“
Und schon befinde ich mich wieder im Grübel­modus:
Ist das jetzt von einer wie auch immer gearteten Wichtigkeit? Hat das überhaupt irgendeine Bedeutung? Berührt mich das? Oder kann uns das in toto completto schnuppi und schnurzpiepenhagen sein? Und wenn's so is, wie's ist: Muss ich's dann hier unbedingt notieren? Und wenn, für wen denn? Für dich? Für mich? Für uns? Für alle und immer und ewig? Also für nix und wieder nix? Für umsonst??! Wo uns und urbi et orbi dieser Typus ausnahmslos sein Leben lang doch am Arsch vorbeidefiliert ist!
(Ich mein, ich frag ja nur.)
4.1.23
Ronaldo in Saudi-Arabien
„Es ist nicht das Ende meiner Karriere, nach Südafrika zu kommen.“
Ja, und dann sagte er noch:
„Ich bin so stolz und glücklich.“
Nun, vom Fußball hab ich so viel Ahnung wie 'ne Kuh vom Fliegen. Halte mich da aus diesem Grunde diesbezüglich auch lieber raus.
Habe aber gehört, es gönge selbst auf dem Feld nur noch ums Geld. Was in dieser radikalen Ausschließichkeit wiederum ebenso nicht so ganz stimmen kann. Denn es geht da auch um Dummheit und Stolz, die da wachsen auf einem Holz.
5.1.23
Professor Dr. Ratzefummel geht heute six feet under
Nachdem der tiefreligiös bescheidene Papa Bene XVI. zwei, drei Tage lang von seinen abergläubigen Schafen in der offenen Toten­kiste beglotzt werden konnte, so wie es bei Abgängen in solchen Vereinen seit der Steinzeit halt abusus ist, laufen heute nun die letzten Vorbereitungen zur finalen Verklappung auf Hochtouren – und auch hier unter permanenter Beobachtung und unerbittli­cher Anteilnahme durch die mehr oder weniger neugierige Weltpresse, und vorne weg natürlich wie immer mit dabei: die ebenfalls sehr christliche ‚BILDZEITUNG‘, Europas größtes Drecksblatt. Und die ‚Bildzeitung‘ („BILD sprach zuerst mit dem Toten!“) fragt in ihrer doch eher etwas scheinheiligen, fettgedruckten Doku-Art:
„Fast schon gruselig!
 Warum sieht man eigentlich den Leichnam von Benedikt XVI.?“
Tja, warum wohl? Warum?
Damit ihr nicht übermorgen um die Erde twittern könnt:
„RATZINGER MIT HAUT UND HAAREN
IN DEN HIMMEL AUFGEFAHREN!“
Nur die ‚taz‘ titelt unbeirrt:
„Ratze in Frieden“
6.1.23
Faktenchecken
in der aktuellen Sylvesterböllerverbotshysteriedebatte
Here we go:
- Fakt ist, dass bei den nächtlichen Neujahrskrawallen in der Tat mehrheitlich Migranten beteiligt waren.
- Fakt ist, dass in den „sozialen“ Medien, schon als der Morgen däm­merte, die Anzahl der Rassisten ohne „Migrationshinter­grund“ die Anzahl der Krawallmacher exponentiell überstieg.
- Fakt ist, dass für all diese Rassisten die gesetzliche Unschuldsver
mutung ein Fremdwort war.
- Fakt ist, dass für Rassisten Gewalt noch nie ein Problem war.
- Fakt ist, dass Rassismus keine Meinung ist, sich deswegen auch nicht auf Meinungsfreiheit berufen kann. (Hätte Hitler auch nicht getan.)
- Fakt ist, dass es keine Rassen gibt, dass das aber die Rassisten gar nicht stört.
- Fakt ist, dass all diesen Rassisten nur der Rassenhass ihrem Leben einen Sinn verleiht.
- Fakt ist für die unterm Strich nur: Hasste was, biste was.
- Fakt ist weiterhin, dass es für diese migrantischen Krawallmacher mindestens ... lassen se mich kurz nachrechnen: 1,2,3,4,5,6,7 ... mindestens 8 Gründe gibt, warum sie ruhig weiterhin Unruhe stiften sollten. Ja, vielleicht sollten sie sich ausnahmsweise doch noch ein Beispiel an den hiesigen Ureinwohnern nehmen und einfach mal ‘ne Stiftung gründen, eine Unruhestiftung.
Dann kann man auch besser damit rechnen.
7.1.23
Und weiter geht‘s!
Es ist noch kein einziger der 145 kurzfristig festgenommenen, po­tentiellen Knall- und Krawallbrüder aus der Sylvesternacht ange­klagt, geschweige denn von einem Gericht zu irgendeiner Strafe verböllert worden, da verlangt der innenpolitische Sprecher der CDU, Frank Balzer, nee quatsch, Frank Böllerbalzer, von der Polizei die Veröffentlichung der Vorna­men der Betroffenen, was der Polizei in diesem Staat aller­dings nicht erlaubt ist.
Man fragt sich natürlich: Was will der Mann mit all den Vornamen? Die Vornamen beweisen doch gar nichts, höchstens die Tatsache, dass alle andern auch nen Vornamen haben. Genauso könnte er von jedem der 145 ein Photo ihrer Nase verlangen. Was auch nicht groß weiterführen würde. Denkbar wären auch genaue Zahlen und alle Daten, die die jeweiligen Schädel­vermessungen ergäben - und zwar mit dem­selben Effekt. Oder schaue er auf das weite, weite Feld der humanen Gene, DNS und DNA! Mein lieber Herr Gesangsverein! Was für irre Möglichkeiten sich da bieten durch vollkommen neuartige, weltweit noch gänzlich unvorstellbare AffenZeckenFledermaus­Ba­zillenRattenVirenGonokokkenVögelSchweinepestundKatzenPockenPandemien! Oder eben - wenns schnell ge'n soll - reiche auch nur ne heftige aber nach­haltige Untersuchung der jeweili­gen Geschlechts­organe.
Die handelsübliche Befragung am nächsten Morgen durch die Ber­liner Polizei hatte übri­gens er­geben, dass unter den 145 Verdäch­tigen 45 Deutsche und 17 weite­re Nationalitäten, darunter 27 Af­ghanen und 21 Syrer waren. Und 94 der 145 waren jünger als 25 Jahre und darunter 27 Minderjährige.
Aber zurück zu unserer Ausgangsfrage:
Wofür, wozu und zu welchem Zweck braucht denn zum Teufel eine unverhohlene Nazibirne wie der innenpolitische Sprecher der CDU überhaupt die exakten Infos über die Herkunft dieser Leute?
Ooooch upps! Ich glaub', mit der Frage hatt ich schon was verraten.
Oder nich?
8.1.23
3. und nicht letzter Teil
Und wer glaubt, dieser Frank Balzer, pardon, Frank Böller­balzer, sei mit seiner Sicht der Dinge ein abwegig durchgeknallter Einzelheinz, hat den Schuss nicht gehört oder vergessen, dass der Bursche der innenpolitische Sprecher der CDU ist. Und die Vertreter der Ampel­parteien genauso sprechen. Wie auch unsre heißgeliebte Springer-Presse.
Deshalb noch einmal nur zur Erinnerung und Unterstützung der all­gemeinen inneren Gegenmobilmachung der Hinweis eines toten Unbe­stechlichen:
„Ich fürchte mich nicht vor der Rückkehr des Faschisten in der Maske des Faschisten, sondern vor dessen Rückkehr in der Maske des Demokraten.“ (Theodor Wiesengrund Adorno)
Und sage später keiner, er sei diesmal nicht gewarnt worden.
9.1.23
Respekt!
Manchmal freut es einen aber auch, wenn Christian 'Chrissy' Lindner in den Schlagzeilen auftaucht:
„Staatsanwaltschaft prüft Aufhebung der Immunität“
Sagen se mal, was war denn da schon wieder los, Herr äh Lindner?
Ach, gar nix. Was soll denn da schon groß gewesen sein?! Gar nix!
Och, echt? Ich kann Ihnen da, wenn Sie so wollen, ein wenig auf die Sprünge helfen.
Will ich aber gar nicht!
Hm, ich aber!
Also:
2021 hat er sich von der BBBank in Berlin zu ungewöhnlich guten Konditionen ein 1,65 Millionen Euro schweres Zweifamilien­häusken finanzieren lassen. Kurze Zeit später oder vorher produzierte er auf Bitten der Bank ein dreiminütiges Videogrußwort. Anlass war das 100-jährige Bestehen des Geldhauses, und in der Botschaft hieß es in Lindners Redemanuskript: „Die BBBank ist mir von Grund auf sym­pathisch.“
Da haben sich ja welche getroffen!
Tja, so macht man das. Bzw. so macht man es nicht, wenn man sich den Staatsanwalt vom Hals halten will. Aber man macht das halt so, wenn man unbedingt am Katzentisch der Bourgeoisie wenigstens den Resteficker geben will. Und wie man sieht, ist unser süßer, um­triebiger Bundesfinanzminister selbst dafür zu dämlich.
Doch wenn dieser Typus zur selben Zeit beim liberalen Dreikönigs­treffen engagierten Jugendlichen von der Bühne des Stuttgarter Opernhauses mit der grinsenden Visage der herrschenden Klasse zuruft:
„Klebt euch ruhig fest und nehmt viel Kleber. Denn wenn ihr hier klebt, könnt ihr niemanden sonst behindern,“
dann hat er es in zwei Nebensätzen geschafft, der neudeutschen Forderung nach „Respekt vor Politik und Polizei“ massenwirksam das zuteil werden zu lassen, was sie verdient hat, nämlich drauf geschissen zu sein. Respekt!
10.1.23
Das finde ich gut!
Ich finde ja nicht alles schlecht. Der ‚Kölner Stadtanzeiger‘ schreibt zum Beispiel:
„Zeit für Abschied
Viele Künstler beenden ihre Bühnen-Karriere“
Wie z.B. Elton John, Dieter Bohlen, Jürgen Drews und Vicky Leandros. (Ich könnte noch so'n paar Kandidaten nennen.)
***
Weiter schreibt der Stadtanzeiger:
„Finanzminister wegen Hauskredit unter Druck
FDP stellt sich hinter Lindner“
Da gehört ihr auch alle hin!

***
Und was war noch?
Richtig. Wenn die grüne Wirtschaftsministerin und Stellvertretende Ministerpräsidentin von NRW, Mona Neubaur, sagt:
„Damit die Energieversorgung in diesem und im nächsten Winter gewährleistet werden kann, muß Lützerath geräumt und die Kohle darunter zur Verfügung gestellt werden,“
dann haben wir hier einen neuen Weltrekord vor uns! Goldmedaille in den Disziplinen Krötenverputzen, Barmherzigkeit und Mitmachen beim letzten großen Rattenrennen.
***
Und noch eine ‚Stadtanzeiger‘-Meldung zum Schluss:
„Claudia Effenberg will keine Genitalien essen
Die Dirndl-Designerin Claudia Effenberg (57) hat ihrer Familie vor dem Abflug ins Dschungel-Camp ein Versprechen gegeben. Auf die Frage, wie ihre Familie auf ihre Teilnahme an der RTL-Realityshow ‚Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!‘ reagiert haben, sagte die Ehefrau von ex-Fußball-Star Stefan Effenberg der ‚Bild‘: ‚Meine Tochter ist jetzt nicht vor Begeisterung in die Luft gesprungen. Mein Sohn freute sich wie ein Schnitzel, der fand das mega.‘ Er habe aber eine Bedingung gehabt: ‚Du isst keinen Schniedelwutz!‘ Das habe sie ihm versprochen.“
Als der liebe Gott damals die Welt mit seiner Krone der Schöpfung adelte, hatte er aber mit Sicherheit nicht an so was wie Claudia Effenberg gedacht.