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1.5.21
100 Jahre Joseph Beuys und kein Ende in Sicht -
Womit haben wir denn das nu wieder verdient?
Jetzt stehense zum xten Mal ehrfurchtheischend, wort- und witzlos Andacht simulierend mit vom tiefen Denken gefurchten Gesichtern, bar jeder Vernunft, aber als Experten im Tun-als-ob-Spiel unbesiegt und selbstentmündigt vor des Meisters Steinernden Anthroposophien und halten sich - sogar selbst 60 Jahre danach, als wär nix gewesen - noch für revolutionäre Avantgarde, für das teure Terrorbalg, jenes infant terrible, le dernier cri d'la Bourgeoisie, dabei ist ihr national­reaktio­närer Fett­ecken-Juppi schon seit ewig der berühmteste und berüchtigste deutsche Mainstream-Künschtler weltweit überhaupt. Von dem Post­kartenmaler mal abgesehen.
Was an und für sich ja bereits ein hinreichend guter Grund wäre, diesen Menschen endlich mal ganz flotti zu ver­gessen und als Kunst-Consumer besser das Weite zu suchen statt­dessen.
Nur: es wird wohl anders kommen. Beuys wird wohl mit Haut und Haar samt Butter, Hut + Filz + Fett + seiner dämlichen Anglerjacke Weltkulturerbe werden. Doch bitte - so will man für ihn wenigstens hoffen - mit dem programmatischen Zu-Satz einer ebenso genialen wie über­forderten Putz­frau:
„Ist das jetzt Kunst oder kann das weg?“
2.5.21
Immer nur Corona, Corona, Corona -
Man kann‘s ja bald nicht mehr hören!
Deshalb schlagen wir vor: Einfach anderes Thema, Leute!
Die 'Tagesschau' berichtet:
„Das Mittelmeer gilt als eine der gefährlichsten Migrationsrouten der Welt. Seit Jahresbeginn kamen nach UN-Angaben bei dem Versuch, auf diesem Wege nach Europa zu gelangen, bereits 599 Menschen ums Leben. Im gesamten Jahr 2020 waren es etwa um die 1200.“
Für all die anderen wird aber auch was getan. Für all die, die bis dahin noch nicht im Meer ertrunken sind, es aber auch nicht bis nach Europa schaffen sollen, gibt es die rührige EU-Hilfsorganisation „Frontex“. Die zuvorkommenden, freundlichen Schwermatrosen der Christlichen Seefahrt 2.0 („Dreizehn Mann und ne Buddel voll Rum“) halten Tag und Nacht Ausschau nach schiffbrüchigen, in Seenot ge­ratenen Bürgern Afrikas, die sie, wenn‘s eben geht, möglichst alle an Bord holen und dann umgehend den nordafrikanischen Demo­kratien mit einem schönen Gruß vom christlichen Abendland wieder überge­ben.
Damit nicht dennoch - trotz aller Vorsichtsmaßnahmen – so viele Bürger Afrikas gleichsam durch die Maschen flutschen, werden die hilfsbereiten Seefahrer der „Frontex“ demnächst zusätzlich von christlichen Drohnen unterstützt. Die kriegen se dann nämlich alle. Und so wollen sie auch in Zukunft nach den heiligen Grundsätzen han­deln:
„Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matth. 25, 40)
Und
„Die Hilfe, die ihr meinen geringsten Brüdern und Schwestern verweigert habt, die habt ihr mir verweigert.“ (Matthäus 25, 46)
Ich denke, so wird‘s gehen.
3.5.21
Sachen gibt‘s, die gibt‘s ...
Ende Mai wird Professor Jürgen Habermas, einer der wichtigsten lebenden Sozialphilosophen unserer Tage und nebenbei Erfinder der „Theorie des kommunikativen Handelns“, nach Abu Dhabi fliegen, zu Herrn Mohamed bin Zayed, dem Kronprinzen von Abu Dhabi und Herrscher über die Vereinigten Arabischen Emirate, um den „Sheikh Zayed Book Award“ entgegennehmen, eine der mit 225.000 Euro am höchsten dotierten Auszeichnungen für Autoren, die auf der Welt vergeben werden.
(Im Folgenden erspare ich mir und Ihnen eine nähere Beschreibung der zum Himmel schreienden Verhältnisse in dem dortigen Verei­nigten Arabischen Schweinesystem. Das nur am Rande.)
Wenn man in der handelsüblichen Außenpolitik nicht gerade auf Krieg hinaus will, sondern – wie es der Normalfall eben so vorgibt – mit sogenannten friedlichen Mitteln irgendwas erreichen will, muss man internatio­nal an­erkannte diplomatische Standards einhalten und in bestimm­ten Situationen bei bestimmten Gesprächen mit be­stimmten Leuten je nach Toleranzgrenze halt privat sich verschärft irgendwie die Nase zuhalten.
(Ich persönlich könnte weder das eine noch das andere. Bin aber auch gottseidank kein Außenminister. Das nur am Rande.)
Zurück zu Habermas. Habermas will mit Sicherheit keinen Krieg. Habermas muss auch nicht da unten den Außenmichel markieren. Habermas muss mit seinen 91 Jahren auch nich noch um die halbe Welt düsen. Habermas muss als alter Mann nicht noch arabisch lernen. Habermas muss niemendem mehr was beweisen. Habermas muss gar nix mehr. Habermas muss nur ab und zu Pippi, wie jeder ältere Herr. Ich auch. (Das nur ...)
Er braucht weder das Geld noch die Hochachtung von einem unver­besserlichen Schweinefürsten. Aber was will er dann da? Wenn er das Preisgeld annehmen und dann spenden würde, zum Beispiel einer Frauenorganisation, die sich für das Recht auf Führen eines PKWs einsetzt, unter Lebensgefahr. Aber davon war bisher nicht die Rede.
Ich schätze mal, er weiß es selber nicht. Als kleiner Nebeneffekt seiner Reise und der halbwegs offenen Kommunikation wird er jedoch vielleicht den einen kleinen Webfehler in seiner Theorie des kom­munikativen Handelns entdecken: Dass man sich nämlich auch gegenseitig totlabern kann und des öfteren im Leben gezwungen sieht, mal anständig, ordentlich und mit Schmackes auf die Kacke hauen zu müssen, um überhaupt I R G E N Dwas zu bewegen.
P.s.:
Schon seinem um Längen heftigeren Lehrer Adorno gab man sei­nerzeit zu bedenken, er solle sich doch zu Tode adornieren. Und dafür hätte der nicht mal in die Vereinigten Arabischen Emirate gemusst. (Das nur am Rande.)
Na, wir werden sehen.

Post p.s.:
Und dass es so schnell ging, mein lieber Habermas!
Einen Tag nach dem gestrigen ‚Spiegel‘-Artikel ist es passiert:
Habermas hat den Rückzieher vollbracht! Er sagt, mit der Annahme des Preises hätte er einen Fehler gemacht. Und so dürfen sich die Vereinigten Arabischen Emirate nun einen andern Doofen suchen, mit dem sie die Welt verarschen können.
Allertiefste Verneigung und Riesenrespekt!
Mit seinem begründeten Meinungswandel und der daraus folgenden Handlung der klassischen Verweigerung hat er – wenn man das mal so platt und popul ...är sagen darf – für die arg strapazierte Hoff­nung der Menschheit auf ein besseres Leben und für die wiederbe­lebte Erkenntnis, dass Protest & Widerstand nicht immer im Sande verlaufen müssen, mehr bewirkt als mit seinen vielen, den meisten Leuten wohl eher rätselhaften Büchern. (Das nur ...)
4.5.21
NA *** EILMELDUNG ZU CORONA *** EILMELDUNG ZU CORONA *** EI
„München.
Oktoberfest in München auch in diesem Jahr abgesagt“
Oooooohh, das tut mir aber leid!

+++

5.5.21
Kriminaltango
Die in Sachen kriminelles Verhalten notorisch immer ganz gut in­formierte ‚Welt‘ berichtet:
„Im Corona-Jahr 2020 registrierte die Polizei deutlich mehr politisch motivierte Straftaten als im Vorjahr – die Fälle politisch motivierter Gewalt stieg gar um 19 Prozent. Die Situation sei sehr besorgniser­regend. Viele Gewalttaten konnte die Polizei aber weder Linken noch Rechten zuordnen. Weil die Menschen mehr und mehr zuhause bleiben, habe auch die häusliche Gewalt in der Familie stark zuge­nommen.“ (siehe "Das Wort 'Familienbande' hat einen Beigeschmack von Wahrheit", K. Kraus)
Zudem fiel bei der gestrigen Präsentation des Kriminalitätsberichts durch den doch im Ernstfall eher rechtsextremen Innenminister Seehofer dessen ungewöhnlich hohe Bereitschaft zur Selbstkritik auf. So be­tonte er:
„Die größte Bedrohung ist heute der Rechtsextremismus."
Und wie sieht's bei seinem Lieblingsthema aus, der sacrosankten heiligen Familie?
„Da gibt es deutlich insge­samt sehr klare Verrohungstendenzen in unserem Land."
Oha! Was war denn da bei ihm los im Oberstübchen? Ein multipler Anfall von Altersweisheit, Seniorenrabbatzentum und Kalkeimer­revolte oder will er noch Sozial­arbeiter werden? Oder war's ne Überdosis Eigen­urin, abgemischt mit Mescalin, Weihrauch, Wenke und Myrrhe, eine kurzfristige Bewusst­seins­erweiterung, ausgelöst durch den Missbrauch einer kompletten Hallowach-Familienpackung oder ist er bereits irreparabel megagaga, letztes Stadium Söderitis, schwerer Verlauf?
Vielleicht aber ist es ganz anders. Vielleicht ist ihm jetzt auch nach allem ein­fach alles nur noch in toto simpel­schnurzpiepenhagen und schnuppi. Unserm Vollhorst.
6.5.21
„Hallelujah!“
Die gute halbe Stunde
Hau-rein-is-Tango! *
(Mein Vorschlaghammer für ca. 35 garantiert sinnvolle Minuten)
Es muss ja nu auch nicht immer Neil Young und Bob Dylan sein.
Und für den Auftakt der neuen Rubrik hab ich mir heute mal Fol­gendes erlaubt zu servieren:
„Mr. Kraut‘s jinx“ von Amon Düül II
„Hauptsache Wind“ von Danny Dziuk
„Must I evolve“ von Jarvis Cocker
„Am I missing something“, dito
„Bombs away“ von Eels
und
„Hyperdrive“ von P.Kantner, G.Slick (Jefferson Starship) ...
........................
Gebrauchsanweisung:
Youtube oder was ihr wollt, zwei-drei clicks, Kopfhörer aufe Ohren, alle Regler stramm nach rechts und los geht‘s.
Ach, und hinterher nicht vergessen: Die Platten auch schön kaufen!
Die Leute haben sich ja nicht nur für das eine Stück den Arsch auf­gerissen.

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*
Heute ist mir mal wieder nix großartig Lachwertes eingefallen. Kein Witz in Sicht. Soll ja vorkommen bei fortgeschrittenen Parkis. Und künftig dann, so sagt man, wohl noch häufiger. Mit „Hab ich vergessen“ fängt der Tag an, mit „Muss ich googeln“ geht er lustig weiter. Doch bevor ich auf die Frage „Wie geht‘s?“ nur noch ant­worte „Na ja, das einzige, was wirklich gut läuft, ist die Nase!“, und jede notwenige Bewegung ne Extra-Einladung braucht …, ähm, was wollt' ich eigentlich sagen? Ach, ja:
Für den Fall temporären Verlustes der Pfiffigkeit, der Wortfindungs­dings und ähm Pfiffigkeit hab ich mir, pfiffig wie ich nu mal bin, vorgenom­men, dann auf Rubriken zurückzugreifen, die nicht ganz so viel Pfiffigkeit meinerseits voraussetzen. Die aktuelle Neuplat­zierung „Hallelujah“ hier im Tagebuch hat auch weniger was mit einer nicht ganz totzukrie­genden oder plötzlich sich wieder breit­machenden Pfaffen- und Missions­marotte zu tun (auch wenn am heutigen Tage der „Internationale Tag der geist­lichen Berufe“ … egal), sondern eher damit, mir und euch die Mög­lichkeit zu bieten, für ne halbe Stunde in Sphären einzutauchen, die man mit Witzen nicht so locker leicht erreichen kann. Um zum Beispiel, wenn es eng und enger wird, even­tuell die Gelegenheit beim Schopfe zu packen, mit entsprechender Musi mal an die schönen, guten, alten Zeiten ...
Na, das dicke Ende kommt ja irgendwann dann so oder so und sowieso. Und früh genug.
Als kurzer Versuch einer Erklärung für die vermaledeite Situation, liebe Leser*#/§%&?“+++Innen, vielleicht n bisschen klobig, aber ehrlich gemeint.
beste Grüsse
euer W
7.5.21
Armin & Olaf,
die doofen Zwei
Es ging ein Aaah und Oooh durch den vollbesetzten Saal der Bun­despressekonferenz, als der Arnim und der Olaf am späten Abend gemeinsam die Bühne betraten, um ihrer grünen Konkurrentin Baerbock …
Nee, Quatsch, kann ja gar nicht! Reingelegt! Habe mir den Fake grade einfach nur so aus den Fingern gesogen. Natürlich haben sich die beiden nicht gemeinsam geäußert, zu ihrem gemeinsamen, dicksten Problem, der grünen Kanzlerinkandidatur von Baerbock. Aber sie hatten beide haargenau denselben Text, von haargenau demselben Ghostwriter:
„Keine Regierungserfahrung, keine Ahnung von Politik, kein prakti­kables Programm und kein undundund“
Und? Selbst wenn es so wäre, würde ich, meiner unpolitischen Hal­tung folgend und weil der erste Punkt diesmal sogar von absolutem Vorteil sein kann, der Frau meine Stimme geben. Und weil – ganz wichtig: Ich kann und mag und will diese ungeilen, asbachuralten Sackge­sichter einfach nicht mehr sehen.
(So einfach ist das manchmal. Komisch, ne?)
8.5.21
Der Krieg is aus
Wir gehen nach haus
Rabimmel,rabammel
Rabumm
Bumm bumm
Dpa meldet:
„Habeck schließt Grün-Rot-Rot nicht aus – und fordert von Links­partei Bekenntnis zur Nato“
Mann, Mann, Mann, wie ging noch mal das Nato-Bekenntnis? Ich weiß es nicht mehr so ganz genau, aber wenn mich nicht alles täuscht, dann hörte sich das so an:
„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten
und das ewige Leben. Amen.“
Ja, so war's, glaub ich. Und? Hat sich da IRGENDWAS verändert?
.....
Na, also.
9.5.21
Stuttgart-Stammheim, 9. Mai 1976
Ulrike Marie Meinhof
10.5.21
Pegida jetzt auch offiziell rechtsextrem
Ganz Sachsen aus dem Häuschen! Ab heute ist es amtlich: Der sächsische Verfassungsschutz stuft Pegida als rechtsextremistisch ein!
Bisher hieß es immer, die Masse der durch Dresden marschierenden Montagsmaler seien nur be­sorgte Bürger und verunsi­cherte heimat­treue Urein­wohner von Sachsen mit berechtigten Sorgen, Ängsten und sonstwat, die von vereinzelten aus­länderun­freundlichen Einzel­heinzeln verführt worden wären.
Demnächst werden se dann wohl noch indigniert zur Kenntnis neh­men müssen, wenn der Verfassungsschutz aufgrund eigener inten­siver Forschungsarbeiten erklären wird, dass der Führer Adolf Hitler damals doch eventuell rechtsradikal gewesen sei und ein Antisemit dazu. Aber selbst wenn, ist das doch alles zusammen nur ein Flie­gen­schiss.* Wie Herr Gauleiter das mal sehr energisch ausge­drückt hat.
Also, man erlebt in diesem Land hier ja immer wieder die erstaun­lichsten Sachsen. Ähm.

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Als Herr Gauleiter sein geflügeltes Wort vom "Fliegenschiss" der staunenden Öffentlichkeit präsentierte, war es allerdings schon einige Male durch die Mühle der Lügenpresse gedreckselt und völlig entstellt worden. Herr Gauleiter hatte eigentlich seine übergroße Distanz zum 3. Reich dar­stellen wollen. Doch das wollte wiederum keiner hören. Der diesbe­zügliche Satz lautete nämlich in Wahrheit:
„Das 1000-jährige Reich der Germanen war doch ein Fliegenschiss im Vergleich zu den 12 Jahren unter Hitler.“
Aber was willste gegen die eiskalten Verdrehungen der Lügenpresse machen, wenn schon Juden und Neger hier und heute das Sagen haben! Die Richtig- bzw. Gegendarstellung wurde zwar gedruckt, doch in die hinterletzten Ecken verbannt. Und das Gegenteil wird nach wie vor behauptet. Lügenpresse halt.
Lügenpresse! Lügenpresse! Lügenpresse! Merkel an den Galgen!