Alle Tagebucheinträge im Archiv

1.8.21
Kein Wort zum Sport
Nicht ohne Gründe ist an diesem Ort bisher praktisch kein Wort über die Olympischen Spiele gefallen. Heute gibt‘s mal eine Ausnahme.
Tennis-Ass Alexander Zverev feiert den größten Triumph seiner bisherigen Karriere: Gold für Tennis im Männer-Einzel. Sich sein Leben lang foltern, quälen und kasteien, nur um am Ende sagen zu können, persönlich in dem Rattenrennen der „beste“ gewesen zu sein … wegen mir – soll‘n se – is ja deren Sache. Aber wie hohl muss man sein, um solche Sätze abzusondern?
„Ich kann das mit nichts vergleichen. Das ist so viel größer als alles andere im Sport. Ja, ich habe die ATP Finals gewonnen. Aber der Wert einer Goldmedaille bei Olympischen Spielen ist unglaublich. Du spielst nicht für dich selbst, du spielst für dein ganzes Land, für jeden daheim. Das ist ein unglaubliches Gefühl.
Es gibt nichts Besseres als das. Ja, ich habe die Goldmedaille um den Hals. Aber alle daheim in Deutschland, alle hier haben mich unterstützt. Die Olympischen Spiele sind das größte Sportevent der Welt. Es gibt nichts, was damit vergleichbar ist. Du spielst nicht für dich selbst, du spielst für dein ganzes Land.“
Noch mal: Wie hohl!?
2.8.21
„Deutschland sendet Kriegsschiff gen Pazifik“ (NDR)
Und ‚ntv‘ berichtet:
„Die Fregatte "Bayern" ist am Montag mit ihrer Besatzung von Wilhelmshaven aus in den Indopazifik aufgebrochen. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sagte bei der Verabschiedung, das Engagement im Indopazifik bedeute, nicht gegen etwas oder jemanden zu sein, sondern gemeinsam für etwas einzustehen. Es gehe um gemeinsames Handeln. Und darum, mögliche Konflikte friedlich und partnerschaftlich zu lösen.“
Zum Beispiel mit einer Armada aus Kriegsschiffen. Ja, sehr lustig. Muss hiermit konzedieren, dass ich den radikalösen Mutterwitz von diesem Lappenclown immer etwas durchaus unterschätzt habe.
3.8.21
Goldige Vielseitigkeit
„Julia Krajewski und ihrer Stute Mandy gelingt der Olympiasieg im Vielseitigkeitsreiten“ (Kölner Stadtanzeiger)
Vielseitigkeit - das stimmt allerdings in der Tat. Zu der Disziplin (!) der Sportlerin gehört ja zwingend noch die ausgiebige Tierquälerei. Glückwunsch!
4.8.21
Sommerlochstopfen -
heute mit Nasenpfeife Christian Sievers
Christian Sievers, der Mann mit der smarten Männermodelhüfte, dem auf den Rücken getackerten Besenstiel und den markanten Nasenlöchern, war in seinem Leben im Prinzip schon alles Mögliche, aber erst als Nachfolger von dem nicht weniger seltsamen Chefan­sager der ZDF-heute-19Uhr-Hauptausgabe Matthias Fornoff ist er bei mir auffällig geworden. Seine nerventötende und kontraproduktive Marotte, jedes zweite Wort besonders zu betonen, so dass man am Ende des Satzes absolut nicht mehr wusste bzw. überhaupt wissen konnte, wo­rum es eigentlich ging, diese Meise hat er sich in letzter Zeit – wahrscheinlich aufgrund einfach nicht enden wollenden Hin­weisen aus der Bevölkerung – ja einigermaßen abge­wöhnt.
Dafür aber bekommt er anscheinend viel Zuspruch für seine neu­moderne Unsitte, „all unseren lieben Zuschauer(Schluckauf)Innen“ moderierend in penetrant-persönlicher Weise äußerst unangenehm auf die Pelle zu rücken:
„Ihnen allen einen wunderschönen guten Abend, meine sehr verehr­ten Damen und Herren, schön, dass Sie am Ende des heutigen Tages die Zeit fanden, bei uns zu sein! Schenken Sie uns 15 Minuten Ihrer Aufmerksamkeit zur Aufarbeitung all der wichtigsten Themen und Ereignisse der letzten 24 Stunden. Neues und Inter­essantes aus der Welt des Sports hat für Sie dann später noch meine gut aufge­legte Kollegin ...“ Blablabla. Und da sind schon 2 Minuten von den kost­baren 15 konsequent und für nix in den Äther verjuxt.
Weil unser selbstverliebter Nasenbär und Redaktionsgockel zu kei­ner politischen Moderation in der Lage ist und seine Interviews sich anhören, als hätt‘ er sich die hohe Kunst der investigativen Hinten­rum-Befragung bei Florian Silbereisen abgeguckt, versucht er, allein um nicht am Ende als einsames Teleprompter-Ablese-Monster in die TV-Geschichte einzugehen, sein journalistisches Handicap dadurch wettzumachen, indem er aus der Abfolge naturgemäß zusammen­hangloser Nachrichten eine in sich scheinbar logische, kohä­rente Fernsehshow zusammenbastelt. Und dafür erfindet er dann Sätze wie:
„Und nun zu einem ganz anderen Thema“ oder „Wir beginnen heute den Nachrichtenüberblick mit den ...“ oder „Und hiermit kommen wir wieder zurück nach Deutschland“ oder „Weiter mit den Kurz­nachrichten. Die hat für Sie heute ...“ oder auch „Und nun zum Sport, über den es heute ja so einiges Interessantes zu berichten gibt!“ (Was die angesprochene Sportberichterstatterin im Anschluss dann auch tatsächlich tut. Denn wozu wäre eine Sport­berichter­statterin auch ansonsten da!?)
So, und jetzt noch ein Wort über Christian Sievers seine Nachrich­tennase. (Die Angelegenheit ist zwar so unwichtig wie der ganze Rest, mir aber trotzdem ein Bedürfnis zu erzählen.)
Falls Sie immer noch kein klares Bild von diesem Zweiten Deutschen Fernseh-Gesicht haben, achten Sie beim nächsten Mal einfach mal auf des­sen eigenartige Nase. Die Nasenlöcher – furchtbar; seit die mir das erste Mal aufgefallen sind, muss ich immerzu auf diese Nasenlöcher schauen – sehen aus – und das ist wirklich völlig egal und ich meine das auch nicht beleidigend oder sonstwie herabset­zend – sehen aus wie die des Rüssels von nem süßen Schwein­chen, dem man unbedingt – ich weiß nicht, wie ich das anders ausdrücken soll - da am liebsten den Stecker von nem Stromkabel reinstecken möchte.
Und ich sage Ihnen, meine lieben, lieben Leser(hicks)Innen, wenn Sie bei nächster Gelegenheit nur kurz auf seine Chefnasenlöcher geachtet haben, ich schwöre: Ab dem Augenblick können Sie gar nicht mehr anders, als die ganze Zeit auf diese Nasenlöcher zu starren!
So, das war
„Sommerlochstopfen -
heute mit Nasenpfeife Christian Sievers“
5.8.21
Ohrwürmer gefällig?
Eine Platte, die zwar schon letztes Jahr rauskam, ich mir aber zur Zeit Tag&Nacht in die Birne baller, ist an dieser Stelle nochmals dringendst zu empfehlen:
„Jarv...is / Beyond the pale“
von Jarvis Cocker
6.8.21
In memoriam Martin Perscheid
Der gute Cartoonist Martin Perscheid ist von uns gegangen.
Doch mindestens seine Witze leben weiter. Christian Bos vom Kölner Stadtanzeiger war so freundlich, in seinem Nachruf uns einen typi­schen, ewig gültigen ‚Perscheid‘ aus dem Jahr 2017 zu präsentie­ren:
„Die zweifache Mutter Nadine hat endlich einen Kinderarzt gefunden, der sie versteht:
‚Nein, Sie müssen Ihre Kinder nicht impfen lassen. Sollte eine Epidemie ausbrechen, dann verbrennen wir einfach eine Hexe.‘“
Gute Reise.
7.8.21
Wie man so sagt:
Erst hatte er kein Glück,
dann kam auch noch Pech dazu
‚ntv.de‘ hat für uns alle ne heiße, krasse info über Arminius La­laschet parat:
„Gegen das Buch "Die Aufsteigerrepublik" von Unionskanzlerkan­didat Armin Laschet gibt es laut "Spiegel" erneut Plagiatsvorwürfe. Das Magazin berichtet, neben den bereits öffentlich bekannten Textübernahmen ohne ausreichende Quellenangabe gebe es min­destens vier weitere Stellen, bei denen Laschet Fragmente von anderen Autoren übernommen habe, ohne die Herkunft dieser Passagen zu kennzeichnen.“
Moment! Nich so schnell! Wie hieß das Buch von dem Laschet noch mal?
8.8.21
Das Wort zum Sonntag ...
... spricht heute aus gegebenen Anlass Niklas Boers vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) im Fachmagazin "Nature Climate Change":
„Eine wichtige Atlantikströmung, zu der auch der Golfstrom gehört, nähert sich womöglich einer kritischen Schwelle. Die Atlantische Umwälzströmung (AMOC), die für den Austausch warmer und kalter Wassermassen in dem Ozean verantwortlich ist und so auch das Klima in Europa beeinflusst, hat möglicherweise an Stabilität ver­loren.“
Ähm, hab ich eigentlich hier schon mal angedeutet, dass und wie glücklich ich bin, ähm, wobei ein heiliger Grundsatz für alle Ver­lautbarungen an diesem Orte als unverrückbar zu gelten hat, der Grundsatz nämlich, mein Privatleben da schön rauszuhalten, ähm, wo war ich, ach ja, wissen Sie eigentlich, wie glücklich ich mich schätze, angesichts des obigen Wortes zum Sonntag bereits 65 Jahre alt zu sein?
9.8.21
Achtung!
Morgen ist „Internationaler Tag gegen den Hexenwahn“
Seien Sie beruhigt! Wenn Sie bisher nie davon gehört haben, ist das 1. kein Wunder und auch 2. kein Beweis für Ihre Bildungslücken­haftigkeit. Google schreibt:
„Der Internationale Tag gegen den Hexenwahn wurde erstmals 2020 durch ‚missio Aachen‘ initiiert zum Gedenken an die Menschen, die als vermeintliche „Hexen“ beschuldigt, verfolgt und in vielen Fällen getötet wurden.“
Und was ist jetzt ‚missio Aachen‘?
„Missio (lat. „Sendung“, „Auftrag“) ist die Kurzbezeichnung der Päpstlichen Missionswerke in Deutschland, Österreich, der Schweiz und anderen Ländern.“
Schreibt Google. Und es ward im Dome Petri ein großes Gelächter am Ende des Tages.
Man könnte auch sagen:
Täter und Richter in una persona! Das gibt es nur … das gibt es nur … das gibt es nur beim lieben Gott seine allumfassende Kirche.
10.8.21
Noch ‘ne Preisfrage
Vorweg - ich gehe jede Wette, dass Sie das nicht wissen, meine sehr verehrten Damen und/hicks/Herren (ach nee, hier braucht man ja keinen Gender-hicks). Also, jetzt mal Hand aufs Herz, Preisfrage: Wie heißt unsere aktuelle Bundesministerin für Umwelt, Natur­schutz und nukleare Sicherheit?
Ach, komm, hörnse auf! Sie wissens nich! Ich wusstes ja au nich. Die Frau weiß es doch selber nich.
Was Svenja Schulze aber sehr genau weiß, is was viel wichtigeres. Und das hat se gestern gesagt:
„Der Planet schwebt in Lebensgefahr"
Ja, so sieht‘s nämlich aus! Der Planet schwebt in Lebensgefahr. Und wenn wir Menschen nicht hübsch aufpassen, ist der Planet am Ende tot und wir gucken schön blöd aus der Wäsche. (Übrigens. Heute ist der Internationale Tag gegen den Hexenwahn!)