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9.4.21
Shakuntala Banerjee-TV
Was Fernsehen betrifft, muss ich sagen: Meistens zapp ich da weg. Zwei, drei Minuten, und weg bin ich. Nur bei ‘n Nachrichten nich. Vor allem bei der ‚ZDF-heute‘-Sendung nicht, wenn Petra Gerster oder Barbara Hahlweg moderieren (Christian Sievers, der 3. im Bunde vom Apothekenrundschau-TV, dieser uner­träglich eitle Hühnergockel im Redaktions-Korb, fällt da eher raus – bei dem bin ich vorher schon weg). Egal.
Seit einiger Zeit dürfen die beiden ‚heute‘-Moderator...innen, oh pardon, sind ja tatsächlich nur Frauen, also, dürfen die beiden Moderatorinnen eine neue, extra-hübsche Hauptstadtkorresponden­tin ankündigen, eine mit dem extra-hübschen Namen Shakuntala Banerjee. Und ich freu mich immer schon darauf, wenn die Petra wieder sagen muss:
„Aus Berlin nun direkt zu uns geschaltet: Shakuntala Banerjee!“
Die ersten Sätze von Shakuntala Banerjee krieg ich dann gar nicht richtig mit. Weil ich die ganze Zeit überlege, wie lange die Petra wohl dafür gebraucht haben mag, Shakuntala Banerjee auswendig und unfallfrei auszusprechen. Shakuntala Banerjee. Shakuntala Ba­nerjee. Is ja auch ein schön-schwieriger Name. Shakuntala Baner­jee. Die reinste Poesie. Banerjee Shakuntala. Wie das klingt! Da is Musik drin. Und wie die reden kann! Die Shakuntala Banerjee. Und sooo flüssig. Und so flott. Shakuntala Banerjee. Ich hab jeden­falls lang dafür gebraucht. Shakuntala, Sha­kuntala Banerjee. Nun ja, die Petra is ja auch eine ausgebildete Nachrichtensprecherin. Shakuntala Banerjee. Sehr schön.
Ach, übrigens: die Shakuntala Banerjee stammt aus … ja, da simma aber jetzt gespannt, was? … nein, nich aus Bombay, au' nich aus ... nein, nein, stammt aus Rheydt bei Mönchengladbach! Und da kann sich jetzt ganz Rheydt mal anständig & ordentlich voller Stolz aufe Schultern kloppen. Denn bis dato hatte Rheydt nur einen berühmten Bürger zum Vorzeigen: den dämlichen Schreihals und Propaganda-Blöd­mann Joseph Goebbels.
So gesehen auch mal ne gute Entwicklung.
10.4.21
Der Büchertipp des Monats
Im Prinzip leichte Kost, aber nicht grade ein Muntermacher in üblen Zeiten - und doch unter Umständen quasi eine erste Hilfe bei der „fast unlösbaren Aufgabe, sich weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht dumm machen zu lassen.“ (Adorno)
„Die Verlockung des Autoritären
Warum antidemokratische Herrschaft so populär geworden ist“
von Anne Applebaum
11.4.21
Im Hotel Zur langen Dämmerung
Wer wird‘s wohl werden?
Der Johannes-Rau-Klon Großer Häuptling Sowirddatnix oder
unser lupenreiner Kotzbrocken aus Charakterlosigkeitstan?
Ich benutze heute mal ausnahmsweise das Wörtchen ‚wir‘:
Wir werden uns noch alle schmerzlich - mein Gott, wie tief kann man eigentlich sinken? - nach der sog. Merkel-Zeit zurücksehnen ...
12.4.21
„Sofagate“
Die neueste Nummer vom regierenden Hochkultur-Propheten der Türkei läuft unter der Bezeichnung „Sofagate“.
Beim EU-Türkei-Treffen in Erdogans privatem Protzbordell bekam EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen nur einen Sofa-Platz am Katzentisch - anders als Ratspräsident Charles Michel, der, dem Sul­tan gleich, neben diesem in einem opulenten Sultan-Sessel Platz nehmen durfte. Im Palast knallten später dann vor Schadenfreude ob der gelungenen Armseligkeit die Kor­ken, während man sich in Brüssel die Köpfe heiß diskutierte, wie auf diese „neuerliche Un­verschämtheit“ denn zu re­agieren sei.
Von „Selber schuld“ und „War wohl nur 'n Missverständnis“ über „Einfach gar nicht igno­rieren“ bis zur öffentlichen Titulierung des Obermuftis als „Dikta­tor“ war praktisch alles dabei. Viele, viele Worte, doch letztend­lich für nichts und wieder nichts. Kein alle befriedigendes noch überzeugen­des Ergebnis am Ende. Natürlich, selbstverständ­lich, eine mutige Formulierung, zumal interpreta­tionsfähig, doch diplomatisch undenkbar, wie „Diktator“, das war nicht mehrheitsfähig. Wie auch immer.
Anstatt es mit einer simplen, eindeutigen und zugleich realen und weltweit nachvollzieh- und unwiderlegbaren Zuschreibung zu ver­suchen, und gut is, mit einem soliden Klartext eben, beispielsweise mit dem einfachen Satz:
„Er ist zwar ein Ziegenficker; aber er ist unser Ziegenficker. So, und jetzt nächstes Thema.“
Warum denn nicht mal so?
Ja, warum denn nicht mal so.
13.4.21
Wer weiß denn so was?
Oder anders formuliert:
Wer wird Millionär?
Die ‚Tagesschau‘ meldet:
„Die syrische Luftwaffe hat nach Erkenntnissen internationaler Experten vor drei Jahren in der Stadt Sarakib einen Chlorgasangriff verübt. Zu diesem Ergebnis kam ein Ermittlerteam der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) in einer Untersuchung, wie die OPCW mitteilte.“
Ihre Joker sind ja nu leider Gottes alle alle. Jetzt müssen se ... nein, halt, stop! Sie können noch anrufen. Am besten bei den Herr­schaften von der 'Tagesschau'. Die müssten das eigentlich wissen. Hier jetzt also unsere Frage - die Frage aller Fragen:
Wer hat denn da wohl die Technik produziert und das Material ge­liefert?
14.4.21
Der kleine Meinungshappen für zwischendurch
Damit die Schockstarre der bitterlich Enttäuschten hinterher nicht directement in die tiefe Depression mündet und nicht wieder über­all das Klagelied ertönt:
„Häh, der Typ ist doch die erwiesene finsterste Charakterlosigkeit überhaupt! Wie kann so was nur bejubelt und gewählt werden? Ich versteh die Welt nicht mehr!! Kann dat bloß?“ -
Hallo, Obacht! Vielleicht haben Se bei Ihrer kritischen Analyse ja was ganz Nor­males übersehen und zwar: Prinzipiell, traditionell, virtuell, visuell, habituell, hormonell, rituell, sexuell und sowieso wird auch in freier und geheimer Wahl eher jemand nicht trotz son­dern wegen seiner allerseits bekannten Eigenschaft als widerliche Drecksau gewählt.
Nicht immer. Aber immer usw.
15.4.21
„Tag der Sonne“
Was das wohl wieder sein soll?
Nun, so nennt man in Nordkorea den Nationalfeiertag.
(Und wieder was gelernt.
So isses.
Man kann alt werden wie ne Kuh,
man lernt halt immer was dazu.
Wenn morgens früh die Sonne lacht,
das hat der Kim Jong-un gemacht.)
16.4.21
Gehacktes halb und halb
t-online:
„Forscher erzeugen Mischwesen aus Mensch und Affe -
Es ist ein heftig kritisiertes Projekt: Amerikanischen Biologen ist es gelungen, menschliche Stammzellen in Embryonen von Affen zu injizieren. Auch mit Schweinen hatte es schon Experimente dieser Art gegeben. (...) Einige der Embryonen entwickelten sich für knapp 20 Tage im Labor weiter und enthielten ein Zellgemisch beider Arten.“
Das Ziel der Embryonen-Tüftler ist es, nicht mehr ewig und 3 Tage oder völlig um­sonst auf tote Organspender warten zu müssen. Aber das wird wohl nicht das Ende der Geschichte sein. Irgendwann kriegen die sicherlich auch ganze Reservearmeen von Chimären zusammen, die dann sogar vollautonom vor sich hin leben können. Und wenn die dann eines Tages auch lesen, schreiben, rechnen und CDU/CSU sagen können, soll so einer wegen mir auch Kanzlerkan­didat werden dürfen. Is mir dann auch egal.
17.4.21
Der Büchertipp für die 2. Hälfte des Monats
„Kampf oder Untergang -
Warum wir gegen die Herren der Menschheit aufstehen müssen“
Noam Chomsky im Gespräch mit Emran Feroz
90jähriger, jüdischer Wissenschaftler (Linguistik) am MIT, im Neben­beruf nicht-kaputt-zu-kriegender Linksradikaler und wichtigste Stimme der amerikanischen Opposition unterhält sich mit einem 20jährigen Aktivisten. Meine Verehrung. Hut ab.
p.s.:
Nur bei seiner Israel-Kritik ist doch immer etwas Vorsicht geboten. Da ist es hilfreich zu wissen: wenn de 6 Juden fragst, haste am Ende 7 Antworten. Mindestens.
18.4.21
CDU in Siebenmeilenstiefeln zum Müllhaufen der Geschichte
Lange Zeit hatte man gedacht, man müsste der CDU dabei helfen. Doch wie‘s aussieht, schafft der schwesterliche Parteifreund Söder das im Alleingang. Vielleicht sogar schon nächste Woche. Doch vor­weg noch dies hier zur Klärung der Kanzlerkandidatenkürklamotte „Söder vs. Laschet“:
Die notorische Lügerei ist bei beiden seit langem zum Lebenselixier geronnen, zur Grundierung ihrer Persönlichkeitsstruktur. Wenn die zwei morgens aus dem Bett steigen, und da haben die noch keinen Ton von sich gegeben, biegen sich bereits die Balken. Inhaltliche Differenzen zwischen denen spielen keine Rolle, weil es sie nicht gibt. Man bekämpft sich bis aufs Blut, weil man eine Familie ist. Deshalb hat „das Wort »Familienbande« einen Beigeschmack von Wahrheit“, sagte Karl Kraus. Und doch können sie unterschiedlicher nicht sein.
Allerdings ist in einem Clan nur Platz für 1 abgefeimtes Oberhaupt. Wobei in demokratisch verfassten Clans auch gerne und gerne auch mal nur zum Scheine gewählt wird. Im Laufe des Wahlprozedere, in der parteipolitischen Praxis kommen dann die familiären, die sog. menschlichen Züge zum Zuge: die hohe Kunst der Intrige, Drohung, Rufmord, Fälschung und Verrat, Hetze, Hass und Hinter­zimmerver­schwörung, fiese Machenschaften, alter­native Fakten und Betrug, Erpressung, Ehrabschneidung u.drgl.mehr - alles auf der Basis der Missachtung des 8. Gebots, der Nummer mit dem falschen Zeugnis wider den Näch­sten, vulgo: der Lüge, der platten und der plattes­ten. Aktueller Spitzenreiter, von absoluten Mehrheiten zu Recht umjubelter Großmeister in dieser Beziehung und mit einem Riesen­abstand vom Rest: unser öder, sprichwörtlich christlicher Apustel Markus Söder.
Worin aber unterscheiden sich jetzt die Söder-Lügen von den La­schet-Lügen? Warum siegt bloß der eine und nicht mal der andere? Nun, die typische Laschet-Lüge geht so:
„Wir hatten ein äußerst konstruktives Gespräch. In sehr ruhiger At­mosphäre und gegenseitigem Respekt, getragen von dem gemeinsa­men Ziel besprachen wir in aller Offenheit, voller Vertrauen auch auf die künftige Zusammenarbeit, friedlich im Sinne des äh Friedens in wahrer Verantwortung für die Zu­kunft aller Beteiligten respekt­voll und in beiderseitigem Einver­nehmen“ usw.
Wem da nicht automatisch wenigstens der Magen revoltiert, dem ist nu wirklich nicht zu helfen. Die Welt, Herr Laschet,- so leid es auch uns tut -, sie ist nicht so. Sondern so:
Der Frechdachs siegt, ein bekennender Sadomasochist eher weniger, und Jesus-Simulanten werden seit alters her gekreuzigt. Und ob der aller­dümmste Bauer irgendwann merkt, dass an seiner dicken Kar­toffel irgendwas faul ist, ist am Ende wahrscheinlich auch wurscht. Wo dem Reichs­tag ab September sowieso schon die nächste ange­kündigte Katastrophe ins Haus steht:
Der Merz sitzt dann näm­lich wieder da!
Fazit für heute:
CDU/CSU, sie sind noch nicht auf den Müll der Geschichte gelandet, aber zumindest auf längere Sicht im Arsch.
Und das ist auch gut so.
Vielen Dank.

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Pardon. Manchmal denk ich: Je länger der Text, um so ver­schwur­belter wird er. (Geht‘s Ihnen auch so?)
Und wenn nach tausenden Verwerfungen, hunderten Neuan­fängen und dutzenden Hinundher-Korrekturen sich meine Konzentrations­fähigkeit langsam leise aber sicher gegen 0 verabschiedet und ich selber durch das Buchstabengebräse nicht mehr durchblicke, dann such ich nicht lang nach der verlorenen Zeit, sondern drücke kur­zerhand auf ‚Entf‘.
Oder wie in diesem Fall eben nicht.
Pardon, falls ich Ihre Zeit vertrödelt habe. Ich sag mir immer: Kommt nie wieder vor! Is aber auch nur so‘n frommer Wunsch.