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19.12.21
Was is hier eigentlich los?!
Da latschen zur Zeit Zigtausende seelenruhig durch diverse leere Innen­städte und protestieren gegen die Pandemiebekämpfung der staat­lichen Anti-Corona-Politik.
Sie tackern sich 'nen selbstgemalten „Judenstern“ an ihren warmen Wintermantel und gerieren sich als Opfer einer von ihnen herbei halluzi­nierten Nazidiktatur.
Zwei, drei Schritte weiter laufen Leute mit, die sich durch ihre Fah­nen und Transparente als organisierte Hobby-Nazis und Berufsfa­schisten zu erkennen geben und die aktuelle Bundesregierung für die sog. „Weisen von Zion“ halten.
Zehn Meter hinter denen laufen Leute mit, die, wenn man sie vom Straßenrand aus etwas fragen will, einem entgegenschnauzen:
„Halt die Fresse, Lügenpresse! Lügenlaus, geh nach Haus!“
Da marschieren Leute mit, die auf ihre Plakate mit Buntstiften liebe­voll geschrieben haben: „Mehr menschliche Politik wagen!“, und dazu Hakenkreuz-Tattoos auf den Oberarmen tragen!
Bei manchen Protestschildern ist man leicht irritiert, versteht man doch die message, auch nach längerem Gegrübel, nicht so recht: Merkel in KZ-Kla­mot­ten mit der Forderung „Merkel an den Galgen!“ Oder auch Olaf Scholz in derselben Verkleidung und dem Zu­satz „Schuldig!“ Ja, wat denn nu? Was woll'n uns die Künstler usw. damit sagen?
Desweiteren laufen da Leute mit - und die werden wohl mindestens die Hälfte der Masse, die da langläuft, insgesamt ausmachen – alles Leute, die mit Politik, wie sie selber sagen, nix am Hut haben, die „nur“ Angst vor der Spritze, Angst vor der Spritzdose oder Angst vor dem Spritzendoktor haben, oder Angst vor der „Genmanipulation“, Angst vor irgendwelchen Strahlen und dem unbekannten Langzeit­schaden oder Angst vor der Einschränkung von Freiheitsrechten, die sie ansonsten noch nie in ihrem Leben genutzt, geschweigedenn davon überhaupt Kenntnis hatten, alles Leute, die sich niemals als Nazis bezeichnen würden, aber immer zu den ersten gehören, die ihr „Deutsch­land über alles!“ brüllen, alles Leute, die von Nazis absolut und überhaupt nichts halten, aber nichts dagegen haben, zusammen mit Nazis durch die Gegend zu laufen und deshalb auch Mitläufer genannt werden.
Und nicht zu vergessen die Leute, die alle die Politiker abgrundtief hassen, die/weil die/ihnen vor der Wahl Freibier versprochen hat­ten und sie es bis heute nicht bekommen haben.
Und natürlich die Leute, die Angst vor den Türken haben, vor den Polen, vor den Ungarn, vor den Juden und Angst vor all denen, deren braune Hautfarbe nicht vom Rumliegen auf Sonnenbänken herrühren.
Dann hammer da noch vereinzelt Leute laufen, die allen Ernstes z.B. davon überzeugt sind, dass Lauterbach nicht Lauterbach heißt, sondern der uneheliche Sohn ist von ... hahaha, nee, nicht von Adolf Hitler ... hahaha, der war jut … nein, von ... ja genau, von Hermann Göring.
Andere wiede­rum halten es eher für möglich, dass der berühmte Zwillingsfor­scher und SS-Hauptsturmrottenführer Josef Mengele zwar in den 60er Jahren im Toten Meer oder so ertrunken sei, aber schon kurz darauf als ein gewisser … ja, genau, als ein gewisser Dr. Karl Lauterbach, auch "Professor Pimpf" (!) genannt, auf dem 2. Bildungsweg wiedergeboren worden ist, und sich jetzt als „demo­kratischer Bundesge­sundheitsminister“ mit seinen wahnsinnigen Pimpfplänen am groß­deutschen Volk rächen will. Mit in Israel herge­stellten, genmanipu­lierenden Spritzdosen.
Als einzige, im Reichstag vertretene Partei übrigens tritt hier nur die AfD in Erscheinung.
Na ja, wie dem auch sei:
So vielfältig und unterschiedlich es in den Runkel­rüben all dieser Demoteilnehmer auch ausschauen mag, einig sind sich die Desola­ten, die zornigen, besorgten Bürger, aber allent­halben in der Ge­wissheit, dass sie alle­samt Opfer sind, und zwar Opfer einer ganz bestimmten, ausländischen Supermacht, eines kommunis­tischen Kapitalistensyndikats, ja, einer geheim operierenden interna­tio­nalen Finanzoligarchie, die wiederum sie, die Desolaten, die einzig wahren Ver­teidiger der Demokratie, der Volksherr­schaft,­ mit dem Stumpf und Stiel aus­zurotten gedenkt.
Tja, so sieht's anscheinend aus. Oder scheinbar oder wie auch immer.
Nun, man kann jetzt davon halten, was man will. Eine Frage bleibt damit allerdings immer noch ungeklärt:
Was is hier eigentlich los?
20.12.21
Zum "Tatort"
Mord im Kloster „Zur heiligen Haschmich“
Ziemlich weit ab vom Schuss, spielt irgendwo im Vorpiroler Jwd, hinundwieder Atmos aus dem elektronischen ‚arte‘-Archiv „Natur­geräu­sche nachts im dunklen Märchenwald“, mehrere obligatorische Hitchcock-Versuche mit der Wackelkamera aus der Serie „Achtung, jetzt wird‘s spannend“, ein bisschen Umberto Eco und ‘ne Prise gerade noch so eben erlaubte Religions- und Kapellenkritik aus Leitmayrs großem Ministrantenlexi­kon – will sagen: Zumindest bin ich nicht ein­geschlafen.
Ach ja: Und keine Münsteraner Knallchargenwitze. Danke.
21.12.21
Klaus Wagenbach gestorben
„Gewonnen kann durch Trübseligkeit nie etwas werden“

***
Der Kölner Kirchen …, pardon, der Kölner Stadtanzeiger kann‘s nicht lassen

Auf Seite 1 ganz oben:
„Vom Glauben zum Atheismus und zurück -
Die Katholikin Ada von Lünnick über Gott, Spiritualität und die Kirche am Scheideweg“
Ihr Lieben,
wäre es nicht mal langsam an der Zeit, einer anderen Reihenfolge zu frönen und die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken? Zumal – aber vielleicht habt ihr‘s ja auch noch nicht mitgekriegt - der Zug schon seit geraumer Zeit unaufhaltsam in die andere Richtung brettert ...
(Nur so als Tipp. Ihr steht ja sonst am Ende ganz alleine da.)
22.12.21
Nachrichten
aus dem Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten
2 Tage vor Weihnachten berichtet die ‚Bild‘ von einem ‚Letzten Abendmahl‘ der ganz besonderen Art in den USA:
„KANNIBALE ISST 70-JÄHRIGEN,
UM SEIN GEHIRN ZU HEILEN"
usw.
Ob der Kannibale vorher auch gebetet habe, „Komm‘, Herr Jesus, sei unser Gast. Dann siehst du, was du uns bescheret hast", war bis zum Redaktionsschluss dieser Zeitung nicht in Erfahrung zu bringen. Und ob die Mahlzeit zur Heilung des Kochs beitragen wird, wird wohl nur der Himmel wissen.
23.12.21
Und es begab sich ...
Ja, und so kann‘s kommen:
Der Nervtöter und Schwurbelsänger Xavier Naidoo hatte 2017 gegen eine Referentin der Amadeu Antonio Stiftung geklagt, die ihn in einem wissen­schaftlichen Vortrag über "Reichsbürger" als Antisemit bezeichnet hatte. Das Nürnberger (!) Landgericht verbot daraufhin der Ange­klagten im Namen des Volkes, den extrem populären Anti­semiten Xavier Naidoo weiterhin als Antisemiten zu bezeichnen.
Nun hat das Bundesverfassungsgericht aber anders entschieden und das Nürnberger Urteil in die dafür vorgesehene Sondermülltonne gekloppt. Demnach darf er jetzt zumindest in einem wissenschaftli­chen Vortrag als Antisemit bezeichnet werden.
Was heißt ‘n das? Fazit:
76 Jahre nach Auschwitz muss man sich in Deutschland immer noch bis zum Bundesverfassungsgericht durchklagen, ehe man einen er­klärten, offen­sichtlichen Antisemiten ungestraft einen Antisemiten nennen darf. In einem wissenschaftlichen Aufsatz.
Frohe Weihnachten
24.12.21
Stille Nacht, heilige Nacht?
Hätt‘ Maria abgetrieben,
wär uns viel erspart geblieben.
25.12.21
Eine deutsch-polnische Weihnachtsgeschichte
Wenn kleine Männer – oder formulieren wir etwas genauer – wenn sehr kleine Männer in hohe Positionen gelangen, kann es – das lehrt die Lebenserfahrung – unter Umständen recht unangenehm werden. Und wenn so einer dann Jaoslaw Kaczynski heißt und als polnischer Vizeregierungschef und international anerkannter Antisemit in ganz Europa sein Unwesen treibt, dann gehen hier in den Hauptquartie­ren der EU sehr schnell die Lampen an.
Die deutsche Presseagentur meldet heute kurz vor Weihnachten, Herr Jaroslaw Kaczynski hätte Deutschland vorgeworfen, die EU in ein "Viertes Deutsches Reich" umwandeln zu wollen. Es gebe Länder, die „nicht begeistert von der Aussicht sind, ein Viertes Deutsches Reich auf der Grund­lage der EU aufzubauen.“ So wortwörtlich der Herr Kaczynski in seiner Funktion als Chef der rechtsnationalisti­schen Regierungspar­tei PiS in einem Interview mit der rechtsextre­men polnischen Ta­geszeitung "GPC".
Das alles ist natürlich nicht die feine europäische Art von heute. Doch sollten wir Deutschen, wenn es sich eben machen lässt, nicht vergessen, dass unsere Vorfahren - vor gar nicht mal so langer Zeit - vor allem in Polen sämtliche Pläne des damaligen Reichskanzlers restlos umgesetzt hatten. Oder anders ausgedrückt mit den Worten des damaligen deutschen Reichsgou­verneurs und 'Königs von Polen', Hans Frank:
„Wir müssen die Juden vernichten, wo immer wir sie treffen. Und was mit den Polen, Ukrainern und was sonst noch hier herumläuft, gemacht wird, ist mir gleichgültig. Meinetwegen kann Hackfleisch aus ihnen gemacht werden.“
Und so wurd‘s dann auch praktiziert. Mit dem Ergebnis: ca. 5,5 Millionen ermordete Polen, davon 2,5 Millionen Katholiken und 3 Millionen Juden.
Und heute? Zurück zu Weihnachten mit Kaczynski:
Für uns Nachgeborene bleibt es natürlich recht schwierig, eine so finstere Figur wie diesen Kaczynski überhaupt zu verstehen. Aber umgekehrt mit Sicherheit völlig unmöglich.
Ich wollt‘ jedenfalls kein deutscher Außenminister sein.
Es heißt: Noch ist Polen nicht verloren.
26.12.21
Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte
Diesmal aus der ‚Bild‘-Zeitung, der erfolgreichsten Unterhosen-Postille Europas:
„Gott hat mir einen Engel geschickt“
Mann mit „Penis“-Nase endlich geheilt
Sie ragte ihm bis über die Lippen …
(Das Lustigste, das Größte an dem Artikel ist natürlich das BILD, das Foto von dem Mann seinen Eumel im Gesicht! Super Bild! Super 'Bild'-Zeitung!!)
Conrado Estrada (57) aus Portchester (USA) trug schon weit vor der Corona-Pandemie jeden Tag eine Maske, bevor er seine Wohnung verließ. Der Grund waren nicht Viren, sondern seine Nase, die eher einem Penis statt einem normalgeformten Riechorgan glich.
Estrada litt unter den Blicken der Menschen. Er konnte auch nicht richtig essen. „Die Nase reichte bis zu meinen Lippen und wann immer ich einen Bissen essen wollte, berührte sie den Löffel“, sagt er laut ‚New York Post‘.“
Wenn Sie es bis hierhin geschafft haben, liebe Leser, dann äh, schaffen Sie auch den Rest! Auf geht's:
„Jahrelang ging das so – bis zu dem Tag vor fünf Monaten, als der Maler und Bauarbeiter zu Malerarbeiten im Haus von Dr. Thomas Romo war, dem Direktor der plastischen Rekonstruktions-Chirurgie im Lennox Hill Hospital. Der Arzt sah den Mann, war tatsächlich etwas aufgeregt und nahm ihn beiseite.
„Mich stört es nicht, Menschen zu sagen, was ich denke“, sagt der Arzt. Er erkannte sofort ein Rhinophym, die Krankheit, unter der Estrada litt. „Das war übel. Es war eine schwelende Infektion und wäre immer weitergegangen.“
Doch Doktor Thomas Romo bot dem Maler Hilfe an. Für umsonst. Er operierte Conrado Estrada erfolgreich und heilte ihn endlich von seiner „Penis“-Nase. Es dauerte nur ein paar Tage und schon hatte der leidende Mann alles hinter sich. Vier Wochen ist das jetzt her, Estrada kann wieder arbeiten – und hat endlich wieder ein normales Leben.“
Moment, ist noch nicht zu Ende. Bitteschön:
„Ich glaube, Gott hat mir einen Engel geschickt, der auf mich aufpasst – und das ist Dr. Romo.“ Sagte Conrado Estrada.“
Ich lass Sie jetzt einfach mit der Geschichte mal allein. Ham se über die Feiertage was zum Nachdenken.
27.12.21
Zwei Sachen heute,
die mir, gelinde gesagt, etwas merkwürdig vorkamen,
mit denen allerdings zu rechnen war
ad1)
Wenn der ‚Spiegel‘ schon über den Sonntags-‘Tatort‘ orakelt:
„Heute ausnahmsweise ‚Traumschiff‘ im ZDF gucken“ ...
Insgesamt fünfeinhalb Minuten mögen‘s dann doch wohl gewesen sein. Möglich aber auch, dass ich in diesen fünfeinhalb Minuten ein paar mal dem Sekundenschlaf anheim gefallen und plötzlich dann von irgendeinem undefinierbaren, vielköpfigen Männergenuschel aufgeweckt worden bin, ein Genuschel, das sich anhörte, als ob 25 echte Udo-Lin­denberg-Imitatoren auf ein, zwei Eierlikörchen zum intergalaktischen Udo-Lin­denberg-Imitatoren-Festival ins Hambur­ger ‚Atlantik‘ abgezwischert wären, um … keine Ahnung. Jedenfalls war ich raus.
p.s.:
Nach dem, was andere mir später erzählten, hab ich ja auch wohl nix verpasst. Irgendwann wird man nicht umhin kommen, das Wort 'Krimi' neu zu definieren. Ihr habt se ja nich mehr alle!

Und ad2)
Ist es nicht erstaunlich und im Prinzip unvorstellbar kackfrech, wenn der Chef einer der reichsten, nichtstaatlichen Organisationen der Welt, also der reichste überhaupt, dem Rest der Menschheit Vorhaltungen bezüglich ihrer Lebensweise macht und von oben runterbrüllt:
„Hören wir auf, zu jammern und lange Gesichter zu machen, lassen wir ab von der Gier, die uns immer unbefriedigt lässt.“
Ja, das is schon so ‘ne Marke – der Papst. Unbezahlbar der Mann. Eigentlich.
28.12.21
Apropos Papst und Co!
Heute feiert die - das glauben Sie nicht! - die Röm.-kath. Kirche – Achtung! Festhalten! - feiert die Röm.-kath. Kirche den - nicht zu fassen – den:
„Tag der unschuldigen Kinder“!
Da sind Se platt, was? Aber es ist gar nicht so, wie Sie wahrschein­lich denken. Das Fest der unschuldigen Kinder wird nämlich schon seit Urzeiten begangen – spätestens seit dem Frühmittelalter. Und der Tag der unschuldigen Kinder hat auch nichts mit tatsächlich begangenen Verbrechen an Kindern zu tun. Sondern mit dem vom sog. Evangelisten Matthäus extra ERFUNDENEN „Kindermord von Bethlehem“.
Tja, „Vertan, vertan!“, sprach der Hahn. Und stieg vom Igel.
p.s.:
Da hätten Se aber auch selber drauf kommen können. Denn mit diesem Bethlehem-Massacker verhält es sich wie mit praktisch allen anderen Neuen-Testament-Storys: Wahr ist, wenn überhaupt, im Prinzip immer nur das genaue Gegenteil. Ganz einfach.