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20.2.22
betr.: lupenreiner Westen
Nur so ‘n Gedanke
Es ist schon bemerkenswert, wie locker diese Herrschaften von einem 3. Weltkrieg sprechen ...
21.2.22
Schlechte Nachrichten
von Lucinda Williams
Schlechte Nachrichten im Fernsehn
Schlechte in mei'm Magazin
Schlechte in den Zeitungen
Selbst im Aufzug und im Geh'n

Schlechte Nachricht anner Hacke
Auf den Straßen Hundekacke
Schlechte auch in meinem Wagen
Schlechte selbst in der "Baracke"

Überall in den Klamotten
Unter meinem Hut, pardon
Überall im Radio
Und in jedem Waschsalon

Sie hängen in der Luft
Sie liegen auf dem Boden
Sie klettern mit die Treppen rauf
Massenhaft in Hülle, Fülle und zuhauf

Egal, wohin ich gehe
Ich werde sie nicht los. Wohin?
Weißt du‘s denn nicht,
Ich stecke da so knietief drin

Wer sollte ihnen noch vertrauen
Den Lügnern und den Irren
Den Dieben und Verrückten
Den Heuchlern und dem Clown

Habsucht, Völlerei und Hochverrat
Und das ist nicht einmal das Schlimmste
All das, was du lesen wirst,
Liegt schon heute druckreif für dich hier parat

Schlechte Nachricht, dass es kracht
Zu meiner Linken wie auch meiner Rechten
Schlechte Nachrichten am Morgen
Und schlechte Nachricht in der Nacht

Schlechte Nachricht aus dem Kühlschrank
Schlechte aus der Jauchegrube
Schlechte in der Schreibmaschine
Schlechte auch für meinem Tank

Schlechte Nachrichten an Wänden
Schlechte Nachrichten am Boden
In allen Hütten und Palästen
hämmern sie an Tür und Tor

Schlechte Nachrichten in meinen Mails
Folgen mir bis dahin, wo ich wohn
Schlechte Nachrichten auf allen Wegen
Schlechte auch am Telephon

Egal, wohin ich geh
Ich werde sie nicht los. Wohin?
Weißt du's denn nicht,
Ich stecke da so knietief drin

Wer wollte ihnen noch vertrauen
Den Lügnern und den Irren
Den Dieben und Verrückten
Den Heuchlern und dem Clown

Habsucht, Völlerei und Hochverrat
Und das ist nicht einmal das Schlimmste
All das, was du lesen wirst,
Liegt schon heute druckreif für dich hier parat

(Lucinda Williams)

(Mir passte der Song von ihrer letzten Platte gut hier in den Kram, und weil ich annehme, dass sich die geneigte Leserschaft nicht unbedingt durch so nen ellenlangen Englisch-Text quälen will, hab ich den auf die Schnelle, aus Jux und Dollerei und selbstverständ­lich ohne dem Original auch nur in etwa gerecht werden zu wollen, „ins Deutsche übersetzt“ kann man schlecht sagen, aber ich lass es mal so stehen. Es kommt ja sowieso eher aufs Hören an.)
22.2.22
Woelki, der böse Bube
War eigentlich in Köln jemals ein Würdenträger so verhasst wie die­ser Woelki? Nicht mal Adolf hat einen solchen Tiefpunkt ge­schafft. Weder vorher noch nachher. Woelki, unser Bruder im Nebel! Kölner Weltrekord. Immerhin. Is halt Lappenclowntown; aber letzt­lich eh auch völlig wummpe.
Ich persönlich „trage“- wie die Kids heute so reden - jedenfalls „nicht so einen Hass in mir“ gegen Herrn Woelki. Ich bin übrigens auch nicht für seine Absetzung. Denn dann hätten wa hier in äh Lappenclowntown Kölle überhaupt nix mehr zu laaaaaaaaache. Tusch, Rakete, Abmarsch.
24.2.22
Zwo drei viertelvorvier
‚Kölner Stadtanzeiger, 1. Seite, ganz oben:
„Die schönsten Sessions-Hits zum Mitsingen
Elf jecke Songs, die Ihnen garantiert Laune auf den Karneval machen“
Jo, und zwar schlechte. Sehr schlechte.
Bzw. falls es anders gemeint war:
Mit Sicherheit nicht!

***
ES IST KRIEG !

„Der Krieg in der Ukraine hat begonnen. In der Nacht zu Donnerstag hat das russische Militär damit begonnen, das ganze Land anzugrei­fen. In mehreren Städten waren Explosionen zu hören. Der ukraini­sche Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Kriegszustand ausgeru­fen.“ (dpa)
Dass der lupenreine Blödmann Putin nicht ganz sauber tickt, wusste man ja. Aber dass der so blöd ist, dem Westen zu beweisen, dass der mit seinen Vermutungen in diesem Fall sogar richtig lag, das hätt‘ ich ja nicht gedacht.
25.2.22
Ehrlich gesagt
Im Moment fällt mir nix ein.
Und wie lang dieser Moment dauern wird, kann ich auch nicht überblicken.

***
Zum Hintergrund hinterm Hintergrund
Was ist das eigentlich für eine Männerfreundschaft, wo der eine vom anderen nicht weiß, dass der am nächsten Tag den Dritten Weltkrieg vom Zaune bricht?
26.2.22
Keine Zeit für Witze
Is ja nicht so, dass ich mir in solch bescheuerten Zeiten der Barba­rei das Lachen und Scherzemachen als unmoralisch verböte! Mir fällt wie gesagt zu Putin nur nix mehr ein. Und auch nicht zu diesen Klitschkos oder wie die da alle heißen. Hinzu kommt, dass, wenn lupenreine Demokraten andern lupenreinen Demokraten den Hals abschneiden wollen, sich bei mir so langsam aber sicher das Inter­esse verflüchtigt. Ihr geht mir - auf eine einfache Formel gebracht - alle nur noch auf die Eier.
Ich habe aber, wenn es erlaubt sei, eine Bitte: Weil ich mit euch nichts zu schaffen hab, „Gimme an F, gimme an U, gimme an C, gimme an K! What's that spell? What's that spell? FUCK!“ Ver...fickt euch.
Danke.
27.2.22
Der Krieg geht seinen Gang
Deutsche Witze für den Anfang:
- 5000 Helme
- 500 Stinger-Raketen vom Typ «Fliegerfaust 2» der Bundeswehr
- 1000 Ballermänner vom Typ «Panzerfaust 3» der Bundeswehr
- 400 Panzerfäuste und 9 Haubitzen aus alten DDR-Beständen
- 14 gepanzerte Fahrzeuge für Personenschutz
und
- 10 000 Tonnen Treibstoff
Und wegen mir könnt ihr den Schröder gleich mitschicken. Porto bezahlt der Empfänger.
Ach ja, und 100 Milliarden für die neue Bundeswehr
Denn wir sind wieder wer.
28.2.22
Zeitenwende
„Wir erleben grade eine Zeitenwende“
(Olaf Scholz)
Wie, Zeitenwende?
Ja, Zeitenwende!
Ab heute
Paradigmenwechsel!
Neue Erzählung!
Neues Narrativ!
Neues Denken, neue Dichtung!
Neuer Stolz und neue Wörters!
Neue Legende! Neue Wahrheit!
Neue facts und neue Faxen!
Neue Götter, neue Teufel!
Neue Mythen in Tüten!
Auf die Zukunft, prosit, auf ein Neues!

Erleichtert, erleuchtet
auferstanden wie neugeboren
nach Amnestie die Amnesie
Kein Gedächtnis, kein Gewissen, keine Schuld!
Zufrieden, voller Tatendrang
tanzten sie gestern im Reichstag ihren Erlösungstango,
ihren neoliberalen Friedensfreiheitsfreudentanz
Und verkündeten die schon lang herbeigesehnte
große, nationale Zeitenwende,
die „Drehung um die 180 Grad",
den Marsch zurück ins letzte Jahrhundert
wenn nicht Jahrtausend!
Und damit zurück zum Faustkeil.

Denn wir dürfen wieder
Dank Putin!
Wir dürfen endlich wieder
Endlich dürfen wir wieder
Verantwortung übernehmen!
Wir sind wieder wer!
Dank Putin!
Wir haben uns 75 Jahre lang zurückgehalten.
Nein, sie haben uns 75 Jahre lang zurückgehalten.
Jetzt dürfen wir wieder!
Jetzt sollen wir wieder!
Jetzt müssen wir wieder!
Denn jetzt sind wir wieder wer!
Dank Putin!

So posaunte es und raunte es
gestern zwischen den Zeilen.

Aber was heißt das denn?
Für dich, für mich,
Für alle, für uns,
Und für uns alle,
Und für jeden einzelnen von uns
persönlich und privat
Hm?

Nehmen wir mal ein Beispiel. Nehmen wir nur mal den Schröder
nach dem Motto „Mensch, werde wesentlich!" von Johann Scheffler,
deutscher Priester, Arzt und Dichter im 17. Jahrhundert.
Also:
Fangen wir mit Schröder an!
Er wird wohl seine putinischen Aufsichtsratsposten auslaufen lassen
müssen und stattdessen
unter massenhaftem Beifall der Bevölkerung gelassen
engagiert und voller Hingabe
einen ebenso gutdotierten Posten im ...
ja, und so primitiv sind die Verhältnisse nun mal,
anders kann man das gar nicht mehr ausdrücken ...
einen Posten zum Beispiel ...
jetzt nur so als Beispiel ...
zum Beispiel im, äh, zum Beispiel, ja, im
Militärindustriellen Komplex anstreben.
Ja, wegen mir auch bei Bayer oder sonstwo.
Bei Aldi, Kik, VW oder Haribo.
Stimmt. Der würde alles verkaufen. Als kleiner Flegel Tunichgut soll der ja auch schon seine Omas verkloppt und verscheuert haben. Alle beide.
Und sie nennen es
„Zeitenwende“.
1.3.22
Der Büchertipp für den März
„Kursbuch 209“
über das Thema
„Ausnahmezustand, Normalität“