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21.4.21
Sternstunden bajuwarischer Lebensart
Und es begab sich um die Mittagszeit des gestrigen Tages, dass der amtierende Ministerpräsident des bayerischen Freistaats, Markus Söder, in München, der Hauptstadt der Bewegung, vor die versam­melten Mikrophone trat & dem Rest der Welt zur Kenntnis brachte, dass der amtierende Ministerpräsident des bayerischen Freistaats, Markus Söder, auch künftig der amtierende Ministerpräsident des bayerischen Freistaats, Markus Söder, sein und bleiben werde.
Nach dem amtierenden Ministerpräsidenten des bayerischen Frei­staats, Markus Söder, hatte dann das Wort seine wohl hochgeborene Pestilenz, der CSU-Generalsekretär Markus Blume, und erklärte in einer äußerst berührenden, herzerweichenden Rede:
„Markus Söder war für alle erkennbar der Kanzlerkandidat der Herzen.“
Der Kanzlerkandidat der Herzen. So, so, der Kanzlerkandidat der Herzen. Markus Söder! Der Kanzlerkandidat der Herzen. Sehr schön. Eine vollkommen charakterlose Nulpe, ein durch und durch abge­schmackter Intrigant, ein ausgewachsener Furunkel am Gesäß der Demokratie, der oberste Lappenclown der CSU, eine Volkskanaille, oder eben:
„Der Kanzlerkandidat der Herzen.“
Wie Generalsekret Herr Markus Blume beliebte zu scherzen.
Nur war das kein Scherz. Sondern die unfassbare Realitätät.
22.4.21
Heute ist „Internationaler Earth-Tag“
Und für diesen Internationalen Erdentag hat der Joe von USA zu ei­nem virtuellen Internationalen Umweltgipfel eingeladen. Und auf dem, liebe Kinder, will die Angela, unsere Kanzlerin, eine ganz, ganz wichtige Klima-Rede halten. Hat se gesagt.
Jetzt stand aber vor 'n paar Tagen in der Zeitung, dass der WWF gesagt hat, dass die Europäische Union auf Platz 2 der Weltrangliste liegt von den weltweit erfolgreichsten Regenwaldvernichtern hinter China (24 Prozent) und vor Indien (9 Prozent) und den USA (7 Pro­zent), und innerhalb der EU würde man Deutschland ganz, ganz oben auf der Liste antreffen.
Versteht ihr das, liebe Kinder? Ist das nicht total komisch? Also, ich find das total komisch. Aber ich bin ja noch klein. Wenn ich irgend­wann mal groß bin, ja dann ...
23.4.21
Und wat hammer heute?
Also, da könnt‘ ich anbieten:
„Tag des deutschen Bieres“
und dann noch
„Internationaler Tag des Buches“
Wat woll‘n Se? Beides? Okay. Mein Tipp
„Der eingebildete Rassismus“ von Pascal Bruckner.
Und prost! Es möge nützen.

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Dann war da doch noch was


Rund 50 Schauspieler haben sich in einer konzertierten Internet­aktion mit satirischen Spots zum Thema Corona ans ganze deutsche Volk und dessen Vertreter gewandt, um … ja, um was eigentlich? Um na..., um natürlich zu scheitern.
Denn offensichtlich ging der Spaß nach hinten los. Das übliche Pack von A über Q bis XYZ, jedes Arschloch für Deutschland inkl. seiner Sympathisanten, Onkeln, Tanten und sonstigen Mutanten, besorgten Bürgern, Asis, Nazis, Alus, Esos, also fast alle standen jedenfalls in ihren schwersozialen Lall-& Krawallmedien mit nur 1 Click stramm, machten sich locker und klatschten begeistert Zugabe. Und so fragt sich nun bekümmert bis belämmert die komplette Schau­spiel­schule: Was ist denn da schon wieder schief gelaufen?
Kinners! Kurz ma' aufgemerkt!
Der erste Grundsatz aller Satire hierzulande lautet: „80 Prozent der Bevölkerung sind dafür zu doof“ oder - wie es WDR-offiziell heißt - „nicht satirefähig“ (Und das ist nur die offizielle Zahl). Erst wenn man dick & fett „Pass up, Satire!“ draufpappt, besteht die Chance, dass es vielleicht 70 Prozent wer­den. Eines Tages.
Also für die Zukunft: Immer schön „Satire“ vorne drauf kleistern. Denn ansonsten gilt die hl. Regel: Genauso, wie man im Fernsehen keine Guido-Knopp-Hitler-Doku senden kann, ohne auch den letzten Rest der Wehrmacht vor der Kiste hocken zu haben, und man kein deutsches Lied mehr hö­ren kann, ohne dass nich plötzlich Heino um die Ecke jodelt, so kann man denn auch nicht wie Joseph Goebbels „Lügenpresse“ blö­ken, ohne haargenau wie dieser Joseph Goebbels es auch so zu meinen.
Ach, die Zeiten sind ja so komplex und kompliziert gewor­den!
Doch am Schluss, da wartet im Gelände
dann immer noch das alt-bekannte, dicke Ende:
Doppelpunkt
„Die Jungen werfen zum Spaß mit Steinen nach Fröschen.
Die Frösche sterben im Ernst.“
(E. Fried)
24.4.21
'Donnerwetter' wird Ihnen heute präsentiert vonnnn ...
Renault
(neue Rubrik)
Renault will das Tempo seiner Neuwagen auf 180 km/h begrenzen und sie mit einer automatischen Temporegulierung ausstatten.
Quasi rasend komisch.
Honi soit qui mal y pense.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
25.4.21
Wenn heute Wahltag wär …
incl. 'das Wort zum Sonntag'
(Nur fürs Archiv)
GRÜNE 28 %
CDU/CSU 27 %
SPD 13 %
AfD 10 %
FDP 9 %
DIE LINKE 7 %
Sonstige 6 %

Und das Wort zum Sonntag - Achtung! Festhalten! - sprach diese Woche die aktuelle deutsche Lichtgestalt Nr.1 Markus Söder:
„Deshalb müssen wir den Menschen ein Angebot machen, das ein modernes Gesellschaftsbild mit kompetentem und seriösem Regie­rungshandeln verbindet - die Union muss also sexy und solide zu­gleich sein.“
Noch mal in kurz:
Modern, kompetent, seriös, sexy und solide … die CDU/CSU!
Ich kann nich mehr. Ich bin raus.
26.4.21
Kardinal Marx ans Bundesverdienstkreuz geschlagen
Am kommenden Freitag wird dem Münchner Kardinal Reinhard Marx, Käpt'n Iglu der abergläubigen Fischstäbchen Deutschlands, das Bundesverdienstkreuz verliehen. Begründung:
„Reinhard Marx hat sich als Vorsitzender der Deutschen Bischofs­konferenz in besonders profilierter Weise für Gerechtigkeit und Solidarität in der Gesellschaft eingesetzt. (...) Er hat sich für die Aufnahme von Geflüchteten eingesetzt, ist Populismus und Hetze entgegengetreten und hat zur Hilfe für Bedürftige in Deutschland und der Welt aufgerufen“, wird Herr Steinmeier sagen.
Ja, jut. Und wo ist da der Witz? werden Sie jetzt fragen.
Ja, Moment! Für‘n halbgaren, 5 1/2-Zeilen-Scherz reicht das doch. Aber Sie haben Recht. Der Text war auch noch nich ganz fertig. Weiter wird's da heißen:
„Besondere Bedeutung erhält die Verleihung des Bundesverdienst­eumel an Kardinal Marx durch seine konsequente und weitgehend erfolgreiche Aufklärungsverhinderung und Vertuschung von Fällen sexualisierter Gewalt in seinem früheren Bistum Trier.
In diesem Zusammenhang soll hiermit auch dem von ihm seinerzeit in Auftrag gegebenen Gutachten zu den besagten unrühmlichen Fällen gedacht werden, welches seit dem von ihm sicher unter Ver­schluss gehalten wird.
Im Übrigen will das Bundespräsidialamt mit der Verleihung die Über­zeugung zum Ausdruck bringen, Kardinal Reinhard Marx habe sich mit seinem intensiven Engagement als leuchtendes Vorbild für Bruder Kardinal Rainer Maria Woelki gezeigt und erwiesen.“
Herzlichen Glückwunsch! Jedem das Seine.
27.4.21
Is ja n Ding!
Dpa meldet:
„Weltweite Militärausgaben trotz Coronakrise weiter gestiegen
Die höchsten Ausgaben stehen unverändert in den USA, China und Indien zu Buche, danach folgt Russland. Trotz sinkender Ausgaben kehrte Großbritannien in die Top fünf zurück und verdrängte Saudi-Arabien auf Platz sechs, dann folgt schon Deutschland vor Frank­reich, Japan und Südkorea. Weltweite Militärausgaben trotz Coronakrise weiter gestiegen.“
Vielen Dank für den Hinweis aus der Bevölkerung. Mich irritiert dabei nur eins: Was haben die Militärausgaben denn mit Corona zu tun?
Gut, wahrscheinlich dachte man zu Anfang, man könne den oder das Virus oder auch alle Viren zusammen einfach an die Wand stellen und erschießen. Oder zumindest diese eine Fledermaus da. Wer weiß?
Möglicherweise aber hängen die gestiegenen Militärausgaben auch mit einer gänzlich anderen Entwicklung zusammen. Ein Bekannter von mir erzählte neulich, dass in bestimmten Gegenden in Afrika die Schlagersänger sich unglaublich vermehrt hätten. Und anderswo die Radfahrer. ...
Is natürlich hier von der Systempresse kaum drüber berichtet wor­den. Klar, und kann man sich ja an zwei Fingern abzählen, warum …
Und dass die alle nach Deutschland kommen wollen! Andererseits Schlagersänger einfach so übern Haufen zu schießen ... nur weil se Schlagersänger sind, oder Radfahrer, also, ich weiß nicht. Sollnse doch im Mittel­meer ersaufen. Mir san jedenfalls nicht dös Sozialamt oder so.
Hey, vielleicht sollte man mal mit guten deutschen Schau­spielern da drüber ne echt geile Videoaction machen! Um die Menschheit auf­zuklären.
28.4.21
Okay, times they are a-changin‘ …
… das wissen wa ja. Aber dass sie sich sooo ändern …!
Früher, als Otto Normal hierzulande z.B. praktisch jeden Tag be­fürchtete, dass am nächsten Morgen nicht der Postbote sondern eine Horde bis an die Zähne bewaffneter Russen vor der Haustür stünde, und der Verfassungsschutz deswegen alles, was sich links von Nor­bert Blüms Arbeitnehmer­flügel verortete, unter seine von Haus aus schon mehr als zwielichtige Lupe zu nehmen hatte, konnte sich ein kritischer Geist mit zwei drei kurzen Gedankengängen noch einiger­maßen in der deutschen Wirklichkeit zurecht finden. Die Objekte der Beobach­tung passten ja zu ihrer Umgebung, waren ja in ihrer Mehrheit Vertreter einer zumin­dest relativen Rationalität, Prakti­kanten einer wie auch immer irgendwie nachvoll­ziehbaren Denk­richtung.
Heute – die Kommunisten sind passé, die Sozialisten ebenso, die ähm, Sozialdemokratie auf gutem Weg, die Anarchisten sowieso – heute sieht die Sache etwas anders aus. Heute muss der Verfas­sungsschutz – und zum ersten Mal hätte diese Bezeichnung auch einen Sinn – die sog. „Querdenker-Bewegung“ beobachten, eine Sammlung von selbst­bewußten Vollidioten, Hohl-, Hall- und Knall­köpfen, eine bunte, militante Mischung ausgesuchter Blödmänner nebst blödem Anhang, eine – wenn die sozialen Medien rufen – sofort herbeimarschieren­de, auf Krawall gebürstete Menschenherde mit nichts als dem pu­ren Nichts in ihren leeren Hirnschalen, das zu sich gekommene „identitäre“, deutsch-egomane Nazi-Pack eben, das sich seit Pegida und AfD mehr und mehr aus den Löchern traut und wachsender Beliebtheit erfreut.
Die Situation ist sogesehen neu. Die hat es meineserachtens so auch noch nicht gegeben. Ja, die Zeiten haben sich geändert. Nur glaube ich nicht - ich kann‘s mir jedenfalls nicht so recht vorstellen -, dass uns ausge­rechnet nun der Verfassungsschutz hier …
(Sorry, bin z.Z. wohl mit meinem Kirchenlatein ziemlich am Ende. Melde mich aber direkt zurück, sobald ich wieder etwas durchblicke ... Mal sehen ...)

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Hallihallo. da bin ich auch schon wieder!
Der Buchtipp für den Rest des Monats und darüber hinaus
Gerade, deshalb selber noch nicht gelesen, postum von Herrn Bittermann herausgegeben. Zwar sind die Texte schon 30 Jahre alt, aber wenn sie so erhellend sind wie alle anderen von Wolfgang Pohrt, helfen sie für den aktuell nötigen Durchblick mit Sicherheit:
„Multikulturelle Gesellschaft -
Rassismus für den gehobenen Bedarf
Zwei Vorträge (1989 und 1992)“
von Wolfgang Pohrt
und einem Vorwort von Dietmar Dath,
Edition Tiamat
29.4.21
Donnerwetter wird Ihnen heute präsentiert vonnnn ...
der NRA, der National Rifle Association of America
Wer wirklich wissen will, warum die unkaputtbare Waffenlobby NRA in den Staaten immer unangefochtene Siegerin bleiben wird, dem sei deren überaus spannendes Werbevideo wärmstens ans Herz ge­legt, von dem im folgenden ‚FAZ‘-Artikel die Rede ist:
„Eine auf Video festgehaltene Trophäenjagd des obersten US-Waf­fenlobbyisten Wayne LaPierre in Botswana hat in den Vereinigten Staaten für Entsetzen gesorgt – und für Häme. Auf dem von der Zeitschrift 'The New Yorker' und der Organisation 'The Trace' veröffentlichten Video ist zu sehen, wie der Chef der mächtigen Waffenlobby NRA erfolglos versucht, einem angeschossenen Ele­fanten den Gnadenschuss zu versetzen.
Das Video zeigt zunächst, wie LaPierre das Tier durch einen ersten Schuss verletzt. Aus kurzer Distanz schießt er dann drei weitere Male auf den Elefanten – doch die Schüsse sind alle nicht tödlich. Den tödlichen Schuss feuert schließlich einer von LaPierres Jagd-Begleitern ab.
In dem Material ist auch LaPierres Frau Susan zu sehen, die einen anderen Elefant tötet und anschließend auf Anregung eines Jagd­führers dessen Schwanzspitze abschneidet. Dabei ruft sie: „Sieg!“
Das Video war 2013 ursprünglich für eine NRA-Dokumentation gedreht worden, wurde dann aber zurückgehalten und erst jetzt bekannt.“
Und Sie können ja die Rechnung für die Reinigung Ihres Wohnzim­merteppichs an die NRA schicken, falls Sie den während des Videos vollgegöbelt haben. Wir leben schliesslich in einem freien Land.
„So viele Berichte,
so viele Fragen“
(BB)
30.4.21
Allemalwichtigmachen
Rund um den „allesdichtmachen“-Tinnef unserer 53 Hobbysatiriker und Hoch- und Tief­karäter der deutschen Schauspielkunst, wird es von Minute zu Minute immer lustiger. In der aktuellen, für Diktatu­ren so typischen, nach allen Seiten hin offenen öffentlichen Diskus­sionsorgie meldete sich dieser Tage nun auch der Essener Klinikchef Prof. Jochen Werner zu Wort und erteilte dem »Tatort«-Nerventöter Jan Josef Liefers und dessen Plan, eine Schicht auf der Intensivsta­tion zu begleiten, eine deutliche Abfuhr:
»Für uns definitiv kein Thema. Wer bis heute nicht begriffen hat, was in Krankenhäusern geleistet wird, der begreift es auch in einer Schicht nicht«, so Werner. Er halte eine Inszenierung wie »Bergdok­tor im Ruhrgebiet« für »undenkbar«.“
Da laachse dich kapott, dat nennt man Camping!