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11.6.21
Man kann‘s ja eigentlich nicht mehr hören ...
Muss man allerdings auch nicht. Und um genau zu sein: Kann man auch gar nicht hören. Muss man nämlich lesen. Mein Buchtipp für diesen Monat:
„Kursbuch 206“
Thema: „Impfstoffe“
hrsg. von Armin Nassehi und Peter Felixberger
12.6.21
Texte aus einer anderen Welt
Meister Franziskus, unser hl. Schwurbel-Papa der Barmherzigkeit, hat doch tatsächlich im unüblichen Eilverfahren von zwei, drei Tagen seinem „lieben Bruder“, dem „Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa-Marx für die ganz Intelligenten eine schriftliche Antwort rübergeschwurbelt! Und weil es in der katholischen Gemeinde so usus ist bzw. abusus, in ganz bestimmten Fällen auch die intimsten Angelegenheiten an die große Glocke zu hängen, konnte man am selben Tag noch im ‚Spiegel‘ den Serrmon im originalen Wortlaut nachlesen.
Ich habe mir das päpstliche Sündenvergebungskonvolut zweimal reingezogen und konnte danach voller Überzeugung sprechen: Wir haben verstanden! Ein Freispruch 1. Klasse. Die beiden Woelki-Besucher können also wieder heimreiten. Und wenn ich Ihnen jetzt sage: Der Text ist einfach so UNGLAUBLICH, nämlich wie alles in dem Verein, dass ich hier nix extra draus zum Beweise zitieren muss, dann können se mir das auch ruhig glauben.
13.6.21
Aus der Serie
„Nix weggelassen und nix hinzugefügt“
t-online berichtet:
„Vom Wal verschluckt:
Hummertaucher spricht über bange Sekunden -
Michael Packard ist erfahrener Taucher, der am Meeresboden Hum­mer fängt. Doch jetzt wurde er selbst zur Beute. Packard war am Freitag von einem Buckelwal verschluckt worden.
‚Ich habe mich gefühlt, als hätte mich ein Truck gerammt. Alles wurde dunkel. Ich habe mich gefragt, ob ich von einem Weissen Hai gegessen wurde. Aber nein, ich spürte keine Zähne. Oh meine Gott, sagte ich. Ich bin in dem Maul von einem Wal. Und das Maul war zu. Ich dachte, so wirst du jetzt sterben, Michael.‘
Er habe etwa 30 Sekunden im Innern des Wals verbracht, berichtete er den US-Medien. Während seiner Zeit im Innern des Säugetieres habe der Fischer weiter über seine Taucherausrüstung atmen können. Sein Kollege Josiah Mayo soll gesehen haben, wie der Wal auftauchte und Packard ausspuckte.
‚Ich wurde einfach aus seinem Maul ins Wasser geworfen. Überall war Wasser. Ich lag auf der Oberfläche und habe mich treiben lassen.“
Und dann heißt der Kollege auch noch Josiah! Und nicht nur die 'Berliner Morgenpost' hat diese alte, hochinteressante Geschichte weiterverbreitet.
14.6.21
„Farbe bekennen“
Wenn die wichtigste deutsche Polit-Sendung „Farbe bekennen“ heißt, darf man sich nicht wundern, dass dort wie früher bei Rudi Carell am laufenden Band Klartext gesprochen wird, Klartext, der auch sehr weh tun kann. Diese Woche war‘s , so empfand ich es jedenfalls, der „Wumms“-Mann Olaf Scholz mit dem Satz:
„Man kann sich immer auf mich verlassen.“
15.6.21
An die sensiblen Großkritiker der "iraelischen Regierungspolitik"
Nur mal so zur Klarstellung
n-tv berichtet:
„Bereits vor der Vereidigung der neuen Regierung in Israel hat die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas eine Fortsetzung des bewaffneten Kampfes gegen den jüdischen Staat angekündigt. Hamas-Sprecher Fausi Barhum sagte: "Welche Form auch immer die israelische Regierung hat, es wird unser Verhalten gegenüber einer Besatzungsmacht nicht ändern, gegen die Widerstand geleistet werden muss." Die Palästinenser hätten dabei das Recht, alle Mittel einzusetzen, "allen voran der bewaffnete Widerstand". Auch ein ranghohes Mitglied der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad sagte, der Kampf gegen Israel werde fortgesetzt.“
Ihr seid ja immer so wunderbar ausgewogen in euren Vergleichen. Stellen wir uns mal so dumm es geht und folgendes Szenario vor: Ähnliche Truppen wie Hamas, Dschihad und Al Fatah würden auch nur für kurze Zeit die Bundesrepublik mit ähnlichen, vom Iran hergestellten Raketen traktieren ... wieviel von unsrer schönen Demokratie hierzulande wäre dann wohl noch übrig? Tippe mal, nicht viel. Dafür aber hätten wir hier nach einiger Zeit wegen der sensiblen Empathie unserer Politiker zu mittelalterlichen Volks­stämmen vielleicht ähnlich herrliche Zustände wie in äh … ach, sucht euch was hübsches aus.

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Und wo wa grad schon beim Antisemitismus sind

Die feine „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“, finanziert durch die Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie und wissenschaftlich begleitet vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW), hat sich mit einer tollen Plakat- und Werbe-Kampagne einen klassischen deutschen Scherz erlaubt: Im Kampf gegen die Grünen kommt uns Annalena Baerbock in altertümlicher Klamotte und nach Art des Moses 2 Gesetzestafeln im Arm mit „10 neuen Verboten“: „1. Du darfst kein Verbrenner-Auto fahren! 2. Du darfst nicht flie­gen“ bis hin zum 10. „Du darfst nicht mal daran denken, dass mit 10 Verboten Schluß ist!“
Und selten kam ein Unternehmer-Witz so gut beim Volke an ... und aus den tiefsten Schlünden der Hölle hörte man alsbald unaufhör­lich das dröhnende Gelächter von dem kleinen Mann mit dem qua­dratischen Oberlippenbärtchen. Gesetzt den Fall, man hat denn auch ein Ohr dafür.
16.6.21
Ende Gelände -
Das letzte Wort hat der liebe Gott
Die folgende Darstellung des päpstlichen Visitationstheaters im Erzbistum Köln stammt nicht von mir, sondern vom Chefkorres­pondenten des Kölner Stadtanzeigers Joachim Frank, dem wahrlich unermüdlichen Aufklärer und Kämpfer für die von Woelki und an­deren Beleidigten und Erniedrigten und - in grosso modo - für eine „menschliche Kirche“, was immer das auch sein soll:
„Eine Woche lang, so die Sprecherin des Bistums Rotterdam, hätten Bischof Hans van den Hende und der schwedische Kardinal Anders Arborelius bei ihrem Köln-Besuch als päpstliche Visitatoren das Erzbistum und ‚alle Personen im Gebet getragen‘, mit denen sie über den Missbrauchsskandal und die aktuelle Lage sprachen. Die gewonnenen Erkenntnisse würden sie nun ‚Papst Franziskus zur Verfügung stellen‘.“
Frank schreibt weiter:
„Aus ihren Gebeten weiß Gott bereits, was die Visitatoren zu hören bekommen haben. Öffentlich bekannt werden soll nichts davon. Die in den einzelnen Unterredungen erstellten Protokolle bekommen nicht einmal die Gesprächspartner zu Gesicht. Im Gegenteil: Sie mussten zu Beginn einen heiligen Eid auf die Bibel schwören, keine Inhalte nach draußen dringen zu lassen. So sei das bei einer Aposto­lischen Visitation, habe man ihnen freundlich, aber bestimmt erklärt: Ohne Eid keine Anhörung.“
So weit der mit leicht sarkastischem Unterton verfasste Hinter­grund­bericht von Joachim Frank, der sich in den letzten Monaten nun wirklich alle erdenkliche Mühe gegeben hatte, wenigstens diesen Woelki auf die wohlverdiente Reise zum Teufel zu schicken. Aber so läuft das nun mal im Hause des Herrn.
Und dass auch der Chefkorrespondent des Kölner Kirchen … ähm, pardon, des Kölner Stadtanzeigers nicht aus seiner erzkatholisch lädierten Haut kann und sich weiterhin pathologisch und mit aller Ambivalenz an einen Strohhalm klammert, d.h. an einen Papst, den man getrost auch als einen zwar heiligen, aber in Wahrheit veri­tablen ganzen Strohsack bezeichnen könnte, zeigt gegen Ende sein Satz:
„Wann und wie der Papst auf den Bericht seiner Visitatoren rea­gieren wird, ist völlig unklar.“
Denn beim Ausdruck „völlig unklar“ schwingt immer noch eine sinnlose, durch nichts zu rechtfertigende Hoffnung mit. Angebrach­ter wär m.e. die radikal ehrliche Formulierung, die der Deutsche Astrologen-Verband immer gern benützt, und so hieße der Satz dann auch richtigerweise:
„Wann und wie der Papst auf den Bericht seiner Visitatoren rea­gieren wird, steht noch völlig in den Sternen.“
Amen.
17.6.21
Die Lösung
Nach dem Aufstand des 17. Juni
Ließ der Sekretär des
Schriftstellerverbands
In der Stalinallee Flugblätter verteilen
Auf denen zu lesen war, daß das Volk
Das Vertrauen der Regierung verscherzt habe
Und es nur durch verdoppelte Arbeit
Zurückerobern könne. Wäre es da
Nicht doch einfacher, die Regierung
Löste das Volk auf und
Wählte ein anderes?

(Bert Brecht)

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„Things have changed“ (B. Dylan)

Aber wie?!
Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schreibt:
„Fast die Hälfte der Deutschen sieht die Meinungsfreiheit laut einer aktuellen Allensbach-Umfrage in Gefahr. Nur 45 Prozent der Befrag­ten haben noch das Gefühl, die politische Meinung in Deutschland könne frei geäußert werden. Das sei mit Abstand der niedrigste Wert, seit das Institut für Demoskopie Allensbach im Jahr 1953 zum ersten Mal danach gefragt habe.“
Demnach müsse man bei den Themen „Islam (59%), Vaterlandsliebe und Patriotismus (28%) und Gleichberechtigung von Frauen (19%)“ mehr als „vorsichtig sein“.
Die Zahlen sind natürlich auch mit ein wenig Vorsicht zu genießen. Weil gerade bei solchen Umfragen viele der Befragten noch viel vorsichtiger sind, als sie wirklich sind, kann man erfahrungsgemäß auf die 59, 28 und die 19 getrost noch jeweils ca. 30 Punkte oben dauf geben.
Demnach wären also nach meiner neuen Berechnung um die 50 % doch sehr traurig darüber, Frauen nicht mehr traditionell wie Karl Arsch behandeln zu dürfen. Und das ist doch für ein angeblich zivi­lisiertes Volk ne echt stolze Zahl.
Was nun die knapp 60 % mit ihrer Vaterlandsliebe und ihrem Patrio­tismus betrifft, bin ich meinerseits doch ziemlich enttäuscht und hätte von unsern aufrechten deutschen Arschlöchern 'n bißchen mehr Courage erwartet. Oder Mutzustolzehreheimatliebe, wie die sich's zusammenstammeln würden.
Vollends aber verwirrt haben mich die 59 bzw. knapp 90 % beim heißgeliebten Thema „Islam“. In diesem Land wurde seit 9/11 kein einziges Buch, dass in militantem Hass auf den Islam geschrieben wurde, KEIN Bestseller! Selbst jeder der langweiligen, unlesbaren Statistik-Schinken von Sarrazin wurde für den notorisch darbenden Buchhandel zum Segen. Monatelang keine Talkshow ohne Sarrazin, monatelang kein Buchladen ohne mehrere Haufen voll mit „Deutschland schafft sich ab“.
Was aber heißt das, wenn knapp 90 % der Deutschen gegen alle Offensichtlichkeit behaupten, dass man hierzulande mit seiner Meinung zum Islam hinterm Berg halten sollte? Daraus folgt, dass man in der Tat allmählich sehrsehr vorsichtig sein muss.
18.6.21
In mehr oder weniger eigener Sache
Seit etwas über 5 Jahren verbringe ich vom Frühling bis zum Herbst die meisten Wochenenden in holländischen Gefilden zwischen Venlo und Nijmegen. Da ich dort mein Leben nicht im selben Trott wie zu Hause verdingsbumsen will, hab ich auf die dafür nötige Infrastruk­tur (TV, PC, Laptop, Telefon, Handy ((Hab ich eh nich)), Massen von Büchern, CDs, Tageszeitungen etc) von Anfang an bis heute verzich­tet. Von daher kann man sich auch so manch einen meiner am Mon­tag-Dienstag an den Haaren herbeigezogenen Nachträge ganz gut erklä­ren. Und manchmal auch die fehlenden Tage.
Das am heutigen "Internationalen Autistic Pride Day" nur mal so ne­benbei. Und wegen der Waschkörbe voll diesbe­züg­licher Anfragen, die mich jeden Tag erreichen.
Nu fragen se sich sicher: Wat macht der Mann denn dann da in Hol­land die ganze Zeit? Fragen se lieber nicht. Es reicht, wenn ich mich das die ganze Zeit frage.
W
21.6.21
Nur die Harten, eben,
kommen in den Garten Eden
Auf die finale Vertrauensfrage des Diozösanpastoralrats, des obersten, zentralen Beratungsgremiums des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Woelki, ob er jetzt ein Einsehen hätte und endlich abtreten wolle, wo doch alle Welt dafür sei und niemand mehr hinter ihm stünde, gab der Meister vom Opus Dei in der nur ihm eigenen offenherzigen Weise und zumeist für eine kleine Über­raschung gut zur Antwort, es täte ihm ja auch leid, aber er könne gar nicht abtreten, das läge nicht in seiner Macht, denn er sei ja gar nicht gewählt worden. Sondern – und das sei nun mal quasi der casus knacktus – sondern sei berufen. BE-RU-FEN! Und so könne eben nur der Papst ihn von seinem Posten ab­BERUFEN.
Da riefen alle wie aus einem Munde lautlos in sich hinein:
„Das ist doch … das ist doch … ist doch Papsterpressung!“, sprachen weiterhin kein Wort und blieben stumm.
Dabei, liebe Brüder und Schwestern, erscheint die causa ja noch ein paar Nümmerchen diffiziler, komplizierter und komplexer. Denn eigent­lich oder ge­nauer gesagt, in Wirklichkeit kann ihn laut röm.-kath. Kirchenrecht nur der liebe Gott abberufen. Wenn der aller­dings nach so langer Zeit immer noch nix hat von sich hören lassen bzw. augenscheinlich keine Zeit hat oder keinen Bock, sich mit salomoni­schen Tricksereien oder diabolischen Winkelzügen in das Primitivgeeier seines deutschen Boden­per­sonals einzuklinken, dann muss halt sein barmherziger Stellver­tre­ter die Kutsche aus dem heiligen Dreck ziehen.
So oder so.
P.s.:
Egal, und übrigens, damit hier keine falsche Hoffnung aufkommt: Erzbischof heißt nur auf französisch „archevêque“, also „Arsch weg“.
22.6.21
Gedanken zum Programm von CDU/CSU zur Bundestagswahl
und noch mal kurz zurück zum 18. Juni
Zu den allgemeinen übern Daumen ca. 82 Millionen gibt‘s natürlich neben Urlaub etc. auch diverse rein persönliche Gründe, hin und wieder zumindest temporär begrenzt dies Land zu verlassen. Keine Panik, ich werde Sie nicht mit meinen privaten Sorgen und Nöten behelligen. Doch einen triftigen Grund kann ich Ihnen ohne Weite­res – so habe ich nach längerer intensiverer Gewissenserforschung beschlossen – an dieser Stelle ruhig zumuten, und Sie müssten da­nach nicht mehr sinn- und ergebnislos grübeln, grübeln, grübeln. Die Sache ist im Prinzip auch relativ einfach:
Dadurch, dass ich im Schnitt zweieinhalb Tage in der Woche vom lückenlosen, permanenten Nachrichtenfluß aus Deutschland abge­schnitten bin und somit nicht in die Verlegenheit komme, mich dem Anblick von Figuren wie Laschet, Merz und Söder doch wieder aus­zusetzen, bin ich davor gefeit, sieben Tage ohn' Unterlaß über der Kloschüssel zu hängen und mich zu übergeben. Wenn Sie immer schon mal wissen wollten, was ein politischer Kotzkrampf ist, dann wissen se ja jetzt Be­scheid.
P.s.:
Oh, pardon! Bei der letzten Durchsicht des Textes fiel mir auf, dass doch tatsächlich eine wichtige führende Politkanaille untern Tisch gefallen ist. Was durchaus entschuldbar, weil nicht Mitglied bei CDU/CSU. Asche auf mein Haupt! Kommt nicht wieder vor, Herr Lindner!