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20.11.15
Paris und die Folgen, Folge 1 "Der Dudenhöfer"
Der Spießbürger und vollkommen humorresistente Kabarettist Gerd Dudenhöfer hat für die nächste Woche alle seine Auf­tritte abgesagt - mit einer komischerweise lustigen Begründung:
„Aufgrund der Geschehnisse in Paris und aus Respekt vor den Toten und den Angehörigen werden die Veranstaltungen in dieser Woche nicht stattfinden. Ich glaube nicht, dass Satire im Moment was er­reicht. Zumal ich in meinem aktuellen Programm auch die Themen Terror und Islam sehr intensiv satirisch behandel. Ich fühle in Gedan­ken mit allen Betroffenen und erkläre mich solidarisch mit den Wer­ten, die unsere Gesellschaft ausmachen.“
Du, Dudenhöfer!
'n paar Fragen hab ich aber doch noch:
Ab wie vielen Toten fallen bei dir normalerweise so Veranstaltungen aus? 10, 20, 50, 100, 1000? (Entsprechende Zahl bitte ankreuzen)
Wie weit darf der Tatort vom Veranstaltungsort entfernt sein? 10, 50, 100, 1000, über 1000 Kilometer? Ist Ouagadougou schon zu weit?
Welche Todesarten stehen ganz oben an? (Nicht mehr als 3, bitte!)
„... dass Satire im Moment was erreicht.“ Was meinst du mit „was“? Und was mit „im Moment“? Was mit „erreichen“ & was mit „Satire“? Und was mit dem ganzen Satz?
Thema Terror und Islam: Hast du den Eindruck, Mohammed und seine Brüder hätten dich wegen deiner nervtötenden Knalltüten-Comedy schon im Visier?
Letzte Fragen: Wie „fühlt man in Gedanken“ und „erklärt sich soli­darisch mit Werten“? Wer ist bei deinem Bühnengekasper eigent-
lich Produzent und wer Produkt, wer das Original & wer die Kopie? Oder tanzen alle beide nach derselben A-loch-Pfeife? Dudenhöfer!
Paß mal auf!
Vielleicht hilft dir bei der Beantwortung der Fragen ja ein Blick auf den Titel der aktuellen „Charlie Hebdo“-Ausgabe:
Da sieht man einen tanzenden Mann mit 'nem Champagner-­Glas in der Hand, der ungerührt weiterfeiert, obwohl er von mehreren Ku­geln durchsiebt worden ist. Dazu der Text: „Sie haben die Waffen. Wir scheissen drauf: wir haben den Champagner!“
Du Dudenhöfer, du.
21.11.15
Meine Damen und Herren!
Sie müssen jetzt sehr, sehr stark sein ...
Die ARD hat entschieden: Eine jammernde Jesuslatsche soll dieses Jahr für Deutschland beim Eurovision Song Contest antreten. Salve! Thomas Schreiber, der ARD-Unterhaltungsfachmann, erklärte dazu, Xavier Naidoo sei ein „Ausnahmekünstler“, und meinte dann noch: „Wenn Xavier singt, geht bei mir die Sonne auf.“ Außerdem stehe der liebe Xavier „mit Toleranz allen Lebensentwürfen gegenüber, die es in der Republik gibt.“
Ach nee, is' ja 'n Ding! Ja, und was es da alles an Lebensentwürfen so gibt!! Verschwörungstheoretiker, Antisemiten und Amerikahasser, christliches Fundamentalpack und rechtsradikal gedrehte Vegetarier, homophobe Leitkultur-Nazis, jede Menge Sachsen und inkontinente, reichsdeutsche Kaiser-Wilhelm-Vögel, Parapsychos, militante Leser­brief-Narzisten, BILD und völkische Shit-Stürmer, Wunder-, Wut- und Wünschelrutenzombies: allesamt bekennende Geisterfahrer, Jünger des Erlösers Naidoo und drei Spuren neben der Kappe, also ganz normales Otto-Normal-Gesocks mit all diesen höchstinter­essanten Lebensentwürfen. Und zu Xavier seinem Lebensentwurf gehört halt das Entwerfen feinster Texte dieser Art: biddde schööön! (Ein Text,
in dem er sich Gedanken macht über … aber lesen Sie doch selbst:)

„Ich schneid euch jetzt mal die Arme und die Beine ab,
und dann ficke ich euch in den Arsch,
so wie ihr es mit den Kleinen macht.“

Moment! Ich hab doch gesagt: Sie müssen jetzt sehr stark sein ...

„Ich bin nur traurig und nicht wütend.
Trotzdem würde ich euch töten.
Ihr tötet Kinder und Föten
und ich zerquetsch euch die Klöten.“

Da soll noch einer sagen, die Klütten könnten keine Integration!
Nur noch 6 Zeilen! Mehr geht nicht. (Dann hab ich auch genug.)

„Ihr habt einfach keine Größe
und eure kleinen Schwänze nicht im Griff.
Warum liebst du keine Möse,
weil jeder Mensch doch aus einer ist?
Wo sind unsere Helfer, unsere starken Männer,
wo sind unsere Führer, wo sind sie jetzt?“

So, und jetzt wünsch ich uns allen beim kommenden ESC einen witzigen Abend, eine geruhsame Nacht und Germany 12 points! Insgesamt. Und der ARD die Pest an den Hals.

Nachtrag:
Breaking news ***Breaking news ***Breaking news ***
Ich hatte grade Korrektur gelesen, da meldete dpa:
„Xavier Naidoo wird im kommenden Jahr doch nicht beim ESC in Stockholm für Deutschland singen. Der NDR zog seinen entspre­chenden Vorschlag zurück.“
Da schau einer an! Da haben meine Pestgebete doch irgendwie gewirkt!
(Wobei ich ehrlich sagen muss, dass ich gar nicht sagen kann,
wer mir auf dieser Welt noch schnurzegaler wär als dieser NDR.
Na, vielleicht noch der ESC.)
22.11.15
Hartmut Engler - auch so 'ne Type
Die Rubrik in BILD heißt „Mini-Klatsch“ (Gemeint ist damit aber nur ein kurzer Tratsch und kein ordentlicher Hau hinter die Löffel). Egal. Und da hieß es gestern:
„Der 'Pur'-Chef Hartmut Engler enthüllt heute in einer großen Band­Doku (20.15 Uhr, Vox), dass er sich als Teenie aus Liebeskummer umbringen wollte. 'Ich bin auf meinem Mofa absichtlich gegen eine Weinbergmauer gerast.' Engler zog sich dabei lediglich eine Schien­beinprellung zu.“
Flasche.

P.s.:
Wer in meinem Kommentar irgendwelche Argumente vermisst hat, dem empfehle ich meine wissenschaftliche Engler-Arbeit mit dem Titel „Huuhuuhuuh, Kinder sind tabuuh“ aus dem Programm „Best
of Bestsellerfressen“ hier auf der www. Dann ist die Welt vielleicht wieder in Ordnung.

Nuscheln am Ballermann
(Kurz nach Mitternacht)
Ich gestehe: Lange Zeit war auch mein Sonntagabend gegliedert in:
Erst „Tatort“ gucken, dann weitersehn. Is aber auch eben lange her. Die meisten registrier ich nicht mal mehr. Ich halt die einfach nicht mehr aus. Obwohl die ja alle was Besonderes haben:
Bei dem einen ist es der unerträgliche Witze-Terror, dem sie frönen, bei dem andern der unfaßbare Sozialpädagogen-Terror; dann gibt’s noch den Pilava-artigen, streberarschigen „Herr-Lehrer-ich-weiß-was“-Terror, den bestußten „Geschlecht spielt keine Rolle“- und den „Hauptsache-Dialekt“-Terror. Wen hammer noch? Den superdämli­chen NebenstoryPrivatscheiß-Terror, Motto „Du bist in letzter Zeit so komisch. Is was mit deiner Frau?“, den „Chef mit diversen zentner­schweren Psycho-Meisen“-Terror, den Terror-im-Team-Terror, den vollnullbockigen Kommissar-Stinkstiefel-Terror und den „Immer mit einem ganz aktuellen gesell­schaftlichen Problem“-Terror, außerdem den unerträglichen, äh unerträg­lich hatt ich schon, egal, supi-supi Bohème-Terror, den an den Haaren herbeigezogenen Kunst-Terror & den neuerdings grassierenden, nee wie lustigen Selbstzitierungs-Terror. Ach, und natürlich ab und an den "Surrealismus"-, den post­logischen, den „komplizierten“ heute-mal-wo-gar-nix-mehr-stimmt, Total-Banane-Terror.
(Wenn ich wen vergessen hab, war's Absicht.)
Aber gestern habe ich noch mal einen Versuch gewagt. Mit Maria Furtwängler. (… , hier erspar ich Ihnen und mir die Beschreibung
der Peinlichkeitenorgie der 1. halben Stunde) Nur so viel: Als Mutter Bambi dann noch mit dem erstbesten Verdächtigen in die Kiste stieg, hab ich den bereits ungemütlich gewordenen Fernsehraum unter noch mehr Getöse verlassen und den restlichen Anwesenden ge­sagt: „Die Furtwängler sieht mich auch nie wieder.“
Eigentlich sollte gestern ja Til Schweiger sein Tatort laufen, diese Variante, dieschonseitdererstenFolgebeimirwegen Nuschel-Terror aufem Index steht. Den nun hatte die ARD auf irgendwann verscho­ben, interessanterweise wegen Terror. Aber nicht wegen Nuschel-Terror, sondern:
„Aus Respekt vor den Opfern der grausamen Anschläge von Paris haben wir die Premiere der "Tatorte" mit Til Schweiger auf das kommende Jahr geschoben“, hatte der NDR Programmdirektor Frank Beckmann erläutert, der führende Fachmann in Sachen pc-Terror, appeasement-Terror und Nuscheln am Ballermann.
23.11.15
Ein vorläufiger kurzer Jahresrückblick
„Kommt n armer Cowboy in nen Saloon und setzt sich an'en Tresen.
Sagt der Wirt:
»Hey! Wenn de 'n Schluck aus dem Spucknapf hier trinkst, kriegste 'n Dollar von mir!«
Der arme Cowboy, arm, wie er ist, fackelt nicht lange und schlürft – gluckedigluck – den ganzen Spucknapf leer, bis auf den Grund.
»Hey! Du hätt's doch nur einen Schluck nehmen müssen«,
sagt der Wirt da.
»Ja, ja, ich weiß,« meint der Cowboy. »Aber ... aber das hat alles irgendwie so … zusammengehangen.«“
24.11.15
In eigener Sache
Werte Leser und Leserinnen!
Liebe Leute!
Vom heutigen 24. Nov. an bis zum 26. Dez. bin ich mal kurz weg.
Meine AOK hat mir ein Angebot gemacht, das ich nicht ablehnen konnte.
Deswegen wird hier ab morgen 'ne ganz fürchterliche Leere gähnen, die nun diese intime Verlautbarung geradezu erzwang. Ich werde auch kaum - wie ansonsten üblich - später irgendwelche Scherze nachtragen können. Sie müssen sich in diesen fünf Wochen also selber welche ausdenken. Und mit dem laufenden Schwachsinn alleine klarkommen.
Um die witzlose Zeit ohne schlimmste Depressionen zu überstehen, können Sie sich ja im Archiv verlustieren. Oder das „Best of Best­sellerfressen“ durch­arbeiten. Is immer wieder erstaunlich, was & wen man inzwischen wieder vollkommen vergessen hat. Und vor allem: warum. Da hören se sich dann des öfteren rufen „Ja genau! Hatt ich ja ganz ...“, genau: vergessen! Oder eben „Mann Mann Mann! Herr­lich! Was waren das noch für Zeiten!“ bzw. „Gute Güte! Gottseidank is die Scheiße vorbei!“
Natürlich steht es Ihnen frei, auch 35 Tage lang die neue Neil Young rauf und runter zu hören. Oder sämtliche Platten von Tori Amos! (Wenn Sie die denn endlich hätten.)
Oder auch mal wieder ... Sie wissen schon, was ich ...
Egal.
Ich wünsch mir in Ihrem Namen jedenfalls schon mal gute Erholung und uns allen noch einen einigermaßen glücklichen Endspurt für das Jahr 2015.
bis in Bälde
Wolfgang
25.11.15
In eigener Sache, Teil II
Wir schreiben heute den 22. 12. 2015.
Unvorhergesehenhabenkommenderweise gab's für mich in den letz­ten 4 Wochen doch die Möglichkeit, weiter Tag für Tag dem Witze zu dienen. Deshalb nun im Folgenden als Nachtrag sämtliche Ergüsse vom 25. 11. '15 an fleißig hinterhergetippt.
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Den Anfang aber macht die Rubrik
„Aus fremden Federn“

Ein mitgehörtes Raucherkabinengespräch während eines Studentenjobs:
„Wat hat der Paule mit Moses jemein?“
„Weeß ick nich. Schieß los!“
„Der Paule muß jetz ooch durchs Rote Meer.“
„Wieso'n dit?“
„Weil seine Alte ihre Tage hat.“
„Vasteh ick nich. Ach so! Weil seine Alte ihre Tage hat!“
„Da mussa ehmd durchs Rote Meer.“
„Na, der is jut! Hey, Charly! Charly, komma rüber! Haste schon jehört? Wat der Paule mit Jesus jemein hat?“
„Nich mit Jesus! Mit Moses!“
„Jesus, Moses, is doch gehupft wie jesprungen!“

(aus: „Künstlerroman“ von Gerhard Henschel)
26.11.15
Preisfragen der Zeit
Heute:
Was ist der Unterschied zwischen Islam und Islamismus?
Wie, Unterschied?
27.11.15
Hallo, hallo, Christian Sievers, du alter Nachrichtenversprecher, du!
Schon vor geraumer Zeit – um genau zu sein: am 17. 4. '15 – hatte ich hier an dieser Stelle tief bekümmert und höchst genervt geklagt, die ZDF-heute-Sendung sehr bald wohl nicht mehr anschauen bzw. ganz einfach nicht mehr ertragen zu können wegen deiner doch äußerst impertinenten Art, aber jetzt auch wirklich jedes 2. Wort so dermaßen penetrant zu betonen, dass man am Ende überhaupt nicht mehr weiß, worum's denn da eigentlich ging. Verstehste, Sievers?
Paß mal auf, Sievers! Ich mach dir das mal vor, wie du dich anhörst!
Selber Satz, aber deine Betonung. Here we go:
Schon vor geraumer Zeit – um genau zu sein: am 17. 4. '15 – hatte ich hier an dieser Stelle tief bekümmert und höchst genervt geklagt, die ZDF-heute-Sendung sehr bald wohl nicht mehr anschauen bzw. ganz einfach nicht mehr ertragen zu können wegen deiner doch äußerst impertinenten Art, aber jetzt auch wirklich jedes 2. Wort so dermaßen penetrant zu betonen, dass man am Ende überhaupt nicht mehr weiß, worum's denn da eigentlich ging.
Ich sag dir, Sievers: Als Hörer wirste be-kloppt davon!
Ganz abgesehen von der permanente Apokalypse-Stimmung ver­breitenden Dauererregung deiner Performance. Und kannst du nich endlich mal des Besenstil, den du dir ins Kreuz getackert hast, wie­der wegmachen lassen? Is ja furchtbar! Unsereins sitzt ja schon ge­nauso vor der Kiste! Und wo wa grad schon dabei sind …
Ach nee! Schluss für heute!
Das reicht erst mal.
Sievers, hasse gehört?
(Ach, scheiß der Hund drauf! Der Typ macht ja sowieso waterwill!
Der Sievers!)
28.11.15
Heimatkunde -
heute: Kölner Stadtanzeiger
„Den Sicherheitsbehörden obliegt es, die Spreu der seriösen Infor­mationen vom Weizen zu trennen.“
Und dem Kölner Stadtanzeiger die Flocken, wenn ihn der Hafer sticht.
29.11.15
Nah bei de Leut
Die 'Bild am Sonntag' fragt angesichts von Muttis Flüchtlingspolitik auf schwarz-rot-güldenem Hintergrund:
„Bin ich ein rechter Idiot, wenn ich mir Sorgen um Deutschland mache?“ (Große Debatte!)
Na ja, ich wär da ein wenig vorsichtig und würde nicht gleich wieder 'ne gan­ze Minderheit stigmatisier'n und für bekloppt erklär'n. Ich denke ja eher, dass jeder, der sich Sorgen um Deutschland macht – ob rechts oder links, ob rechtsliberal oder linksliberal oder nur vom Scheitel bis zur Sohle bio – ein Vollidiot ist.
Joah?
Joah!
Denn wenn ein Land auf diesem Planeten zur herrschenden Klasse gehört, dann ist es Diesland. Und wann hätte man sich um die herr­schende Klasse jemals Sorgen machen müssen?!