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11.2.16
Seehofers Erben
Heimatkunde - heute: Salzhemmendorf / JWD.
Ich denk' mal, da reicht 'ne kurze dpa-Meldung über den dortigen militärischen Arm der AfD:
„Im Prozess um den Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft im niedersächsischen Salzhemmendorf haben die drei Angeklagten die Tat gestanden. Die zwei Männer gestanden in den Erklärun­gen, die ihre Verteidiger verlasen, einen Molotowcocktail gebaut und in die Wohnung einer Mutter aus Simbabwe geworfen zu haben. Nur durch Glück wurde niemand verletzt.
Die beiden 25 und 31 Jahre alten Männer und eine 24-jährige Frau müssen sich wegen gemeinschaftlich versuchten Mordes vor dem Landgericht Hannover verantworten.
Alle drei erklärten zum Prozessauftakt, sie bereuten den Anschlag zutiefst. Vor der Tat hätten sie Musik rechtsradikaler Bands gehört. Sie seien aber nicht grundsätzlich fremdenfeindlich. Hauptauslöser sei Alkohol gewesen.“
Ja, nee, is klar.

*** Breaking news *** Breaking news *** Breaking news ***
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Der 'Focus' berichtet von 'nem CSU-Fritzen, der einen CSU-Fritzen kennt, der wiederum einen kennt, der einen kennt, der einen kennt, der zwar wie die andern CSU-Fritzen auch seinen Namen nicht im Focus sehen will, aber eine wichtige Geschichte in der Tasche hat, also m. a. W. über eine offizielle Botschaft vom bayerischen Stell­vertreter Gottes verfügt, die er i.A. loswerden soll und da lautet:
„Aus heutiger Sicht sei es nicht denkbar, dass CDU und CSU noch­mals mit einem gemeinsamen Programm in die nächste Bundes­tagswahl gingen. Auch müsse die CSU die Koalitionsaussage offen lassen. Eine selbstverständliche Neuauflage der Fraktionsgemein­schaft im Bundestag könne es aus heutiger Sicht nicht geben. Und kommt es so, wäre das definitiv ein historischer Schnitt.“
Das Ende von Bündnis CDU/CSU ist nah!! Is' ja einfach wunderbar!! Dann sind wa die endlich los!
Oh, nein! Pest, Pocken & Milzbrand! Dann flüchten ja Massen von Bayern zu uns über die offene Weißwurst­grenze! Ja, Kruzitürken! Wie zum Teufel sollen die denn hier integriert werden? Wer will die denn?!
Ach, so viele werden das wohl nicht werden ... Aber auf jeden Fall eine echte Jahrhundertaufgabe.
12.2.16
„Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?!“
„Niemand!“
„Wenn er aber kommt?“
„Dann laufen wir ...“
… mit voller Hose an die Urne und wählen Frauke Petry zum neuen Reichsführer. Heil Petry!
Okay, lassen wir mal das besorgte Pöbelpack von AfD & Pegida und deren einfühlsame Symphatisanten mit ihren grunzdoofen Vakuum­birnen für 'nen Moment außen vor und schauen auf den demokrati­schen Rest, der ja auch recht überschaubar geworden ist.
Meine Damen und Herren! Was Flucht, Asyl und Migration betrifft, ist das doch im Prinzip alles ganz einfach. Wir müssen uns nur kurz auf zweieinhalb essentials einigen, die da wären::

„Ich habe viele Väter.
Ich habe viele Mütter,
und ich habe viele Schwestern,
und ich habe viele Brüder.
Meine Väter sind schwarz
und meine Mütter sind gelb
und meine Brüder sind rot
und meine Schwestern sind hell.

Ich bin über zehntausend Jahre alt,
und mein Name … ist Mensch!
Ich bin über zehntausend Jahre alt,
und mein Name … ist Mensch!

Und ich lebe von Licht,
und ich lebe von Luft,
und ich lebe von Liebe,
und ich lebe von Brot.
Ich habe zwei Augen
und kann alles sehn.
Ich habe zwei Ohren
und kann alles verstehen.

Ich bin über zehntausend Jahre alt,
und mein Name … ist Mensch!
Ich bin über zehntausend Jahre alt,
und mein Name ist Mensch!

Wir haben einen Feind.
Er nimmt uns den Tag,
er lebt von unserer Arbeit,
und er lebt von unserer Kraft.
Er hat zwei Augen,
und er will nicht sehen.
Und er hat zwei Ohren
und will nicht verstehen.

Er ist über zehntausend Jahre alt
und hat viele Namen.
Er ist über zehntausend Jahre alt
und hat viele Namen.

Ich weiß, wir werden kämpfen,
ich weiß, wir werden siegen,
ich weiß, wir werden leben,
und wir werden uns lieben.
Der Planet Erde
wird uns allen gehören,
und jeder wird haben, was er braucht.

Es wird keine zehntausend Jahre mehr dauern,
denn die Zeit … ist reif.
Und es wird keine zehntausend Jahre mehr dauern,
denn die Zeit … ist reif.“

Na, denn man tau! Nee, halt, stopp! Einen Moment noch! Hatt' ich früher mal gesagt, das sei „doch im Prinzip alles ganz einfach“? Komisch. Kann ich mich gar nicht dran erinnern. Na, egal. Hab da nur noch eine Frage: Was machen wa eigentlich mit diesen Leuten, die wir eben, äh, außen vor gelassen haben -(und da sind glaub'ich inzwischen sogar 'n paar dazu gekommen), Herr Che Guevara?
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Anmerk.:
Der Liedtext stammt von Rio Reiser - Ton Steine Scherben.
13.2.16
Nacht über Leipzig
Komikerin Anke Engelke erzählt als Moderatorin auf der Berlinale den folgenden Witz:
„Der George Clooney hat für 'The Monuments Men' viele Millionen investiert, um Deutschland in Nazideutschland zu verwandeln. Dabei hätte er es billiger haben können – 180 Kilometer südlich in Leipzig“, und was passiert?
In der Bussi-Bussi-Gesellschaft der Berlinale lief der Witz mangels Zuhörer oder Grips 'unter ferner liefen'. Aber was war in Leipzig los? Wie reagierte der normale Leipziger, der übrigens zum Lachen extra 1 Mal im Jahr in die Leipziger Lachmesse geht? Freute er sich über die nette Promi-Unterstützung von draußen, der Leipziger, der in ei­ner Stadt leben muss, in der seit über einem Jahr an jedem Montag, den ein böser Gott kommen lässt, tausende Alt- und Neo­Nazis und Nazis, die 's noch werden wollen, ungehindert stunden­lang in der Einkaufzone Gassi gehen? (Hey, Anke! Kurz mal stop! Leipzig? Oder meintest du eher dieses Dresden? Hammer uns da etwa um n paar Kilometerchen vertan? Na, is ja auch egal. Auf jeden Fall Ostzone.) Oder griff er gar zum Telefon und flötete der wunderbaren Anke ein Dankeschön in die Muschel?
Nee, nee! In Leibz'sch ist alles bisschen anders! Der Leibz'sch'g'r,
er freut sich nicht, er lacht und bedankt sich nicht, sondern ist beee­leidigt! Und also schickte er der Engelke einen Scheiße­sturm durch den Äther ins facebook, der sich gewaschen hatte. Und bei keinem Leibz'sch'g'r fehlte der Hinweis, Leibz'sch wäre die schönste, ein­zigste, beste, ja, größte Stadt der Welt! Denn selbst wenn der Leib­z'sch'g'r gar nichts mehr hat, m.a.W. absolut und komplett gar nix, keine Hose, kein' Humor, kein Hemd und kein Hirn, dann hat er aber immer noch seine kaputte Sprache und seinen Logaalbaddriodism's. Und deswegen heißt auch das Original auf säggssisch:
Mir Leibz'sch'r, mir sin helle,
das weeß de ganze Welt,
un wenn mir man ni helle sin,
da hammer uns verstellt.
14.2.16
Zwei Vollmeisen dem Weltgeist auf der Spur
Die Journalisten der 'Welt' wissen manchmal auch nicht mehr so genau, womit se ihre Zeitung jeden Tag noch vollmachen sollen. Heute haben se sich das hier ausgedacht – allerdings nach einer wahren Begeben­heit (So sind nun mal die Spielregeln.):
„Zum ersten Mal seit der Kirchenspaltung vor fast tausend Jahren haben sich die Oberhäupter der Katholiken und russischen Ortho­doxie getroffen: Mit einer Umarmung beendeten Papst Franziskus und Patriarch Kyrill am Freitag auf Kuba die 1054 ausgebrochene Eiszeit. Im Anschluss riefen sie zur Rückkehr der 'von Gott gewoll-­
ten Einheit' auf.“
Da treffen sich also 2, vorsichtig ausgedrückt, tendentiell dumpf-reaktionäre Showbusiness-Gimpel in göttlicher Mission, sündhaft teuren „Hallöchen“-Klamotten und geistiger Umnachtung, um das Rad der Geschichte noch mal 1000 Jahre zurückzudrehen, miss­brauchen dafür nebenbei sehr photogen die Insel Cuba -- Cuba,
die von Christen aller Art in unermüdlicher Kleinarbeit zugrunde gerichtete letzte Hoffnung der Menschheit, -- und das ganze Affen­theater mit seinen unfassbaren Hintergründen, Unter-, Vorder-, Neben-, Haupt- & Abgründen, es interessiert, bei Licht besehen, liebe 'Welt'-Journalisten, heutzutage einfach kei-nee Sau mehr.
Und ich bin mir ziemlich sicher: Den beiden machtbesessenen, heiligen Sumpfmeisen da is dat in Wirklichkeit auch alles …
scheiß-ee-gal.
15.2.16
„Du gehörst mir“
'Tatort' mit Ulrike Folkerts. Es war 20Uhr17 und 15 Sekunden, als ich's nicht mehr aushielt und dem Elend ein Ende setzte. Unterm Strich 75 Sekunden – nach Abzug von 60 Sekunden Vorspann –
sind schon 'ne Leistung. Find' ich. Für wen auch immer.
(Siehe auch:
Archiv, 22.11.'15, „Nuscheln am Ballermann“)
16.2.16
It's showtime, Tageshowtime:
„Der Papst in Mexiko“
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der Tagesschau. Heute für Sie im Studio: Hans Wurst.
"Guten Abend, meine Damen und Herren! Ich begrüße Sie zur Tagesschau!"
„Es waren viele Schritte, mit denen der Papst auf die indigene Be­völkerung zuging. Nicht nur bat er um Verzeihung. Er lobte sie auch für ihr harmonisches Leben mit der Natur.“
Wie soll'n wir das denn jetzt wieder verstehen? Satire? Zynismus? Alzheimer? Nee, Satire kann nich' sein. Sonst hätte der verantwort­liche Redakteur vielleicht leise im Hintergrund noch „Cortez the killer“ von Neil Young laufen lassen … Nein, es ist nichts von alledem. Es ist, um einfach mal bei den Fakten zu bleiben, einfach die berühmte Banalität der ARD! Und so geht's weiter:
„Es ist eine Geste der Versöhnung. Erstmals erhebt die katholische Kirche eine Maya Sprache zur Gottesdienstsprache. Damit erkennt Rom nach Jahrhunderten der Unterdrückung und Missachtung den Wert der indigenen Kultur und Sprache offiziell an. Die Messe, die Papst Franziskus in San Cristobal de las Casas gemeinsam mit vie­len Tausenden indigenen Mexikanern feiert, trägt dem Rechnung.  Lesungen und Gebete werden in verschiedenen Maya-Sprachen vorgetragen, traditionelle Tänze und Gesänge bereichern den Gottesdienst."
Wer jetzt den Übergebungsbeutel nutzen möchte oder gar austreten muss - bitte, meine Damen und Herren, tun se sich kein' Zwang an! Hier kann jeder tun und lassen, waserwill. Und wenn Ihnen irgendet­was spanisch vorkommt: Melden se sich! Übrigens: In dem nächsten Tagesschau-Text wimmelt's plötzlich nur so von Aus­rufungszeichen. Die standen nicht im Original - die sind von mir.
So! Sind alle zurück an Bord?
Dann kann's ja wieder weitergeh'n:
„Die indigenen Völker Mexikos seien systematisch und strukturell verkannt(!) und aus der Gesellschaft(!) ausgeschlossen(!) worden, sagt Papst Franziskus bei der Messe: "Einige(!) haben eure Werte, eure Kultur(!) und eure Traditionen(!) für minderwertig(!) gehalten. Andere(!) haben, gleichsam(!) trunken(!) vor Macht, Geld und den Gesetzen des Marktes(!), euch eures Bodens beraubt(!) oder ihn durch ihr Handeln verseucht(!). Wie traurig(!)! (!) Wie gut(!) täte(!)
es uns(!) allen(!), unser Gewissen(!) zu erforschen(!) und zu lernen
(!), um Verzeihung zu bitten(!)! Verzeiht uns Brüder!""
Vergiss es! Du Knilch!
Du bescheidener Schauspieler, du.

„And I hope that you die
And your death will come soon
I'll follow your casket
On a pale afternoon
I'll watch while you're lowered
Down to your deathbed
And I'll stand over your grave
'Til I'm sure that you're dead“
------- (Masters of war) -------
17.2.16
Oettinger würde schießen
Von Günther Oettinger, der heute mit seinen 63 Jahren nunmehr also - laut A. Camus - „seit geraumer Zeit für sein Gesicht selber verantwortlich ist“ und trotzdem rumläuft wie ein Koks-abhängiger Leitzordner, ist man ja manch Charmantes, unterm Strich jedoch eher Ruppiges gewöhnt. Dementsprechend ließ er gestern diese Nummer hier vom Stapel:
„Wenn die komische Petry meine Frau wäre, würde ich mich heute Nacht noch erschießen.“
Egal, wie man jetzt zum Erschießen wildfremder Personen steht
(die eigene inbegriffen), egal wie man's auch wendet oder dreht:
Man hat's Gefühl, dass da in dem Oettinger-Satz irgendwas fehlt. Irgendetwas ... Und wahrscheinlich ist es wieder mal die Logik.
Oder auch nur eine hilfreiche Minimalspur von so was Ähnlichem
wie Logik. Umso schader, dass der Meister das nicht auch noch
auf Englisch von sich gegeben hat.
Na ja, man kann im Leben eben nicht alles haben..
18.2.16
Lange Rede, kurzer Sinn
Ab und an surf ich, wie Sie ja wissen, meine Damen und Herren,
für Sie durch Wikipedias „Liste der Gedenk- und Aktionstage“, die website des Nationalen Tag des Pipapos und Internationalen Tag des Soundsos, aber auch sämtlicher christlichen Fest- u. Feiertage beispielsweise „zu Ehren der siebensiebzig Vorhäute vom blinden Bruder Hassenichgesehn aus dem verhärmten Geschlechte derer von&zu Hinterposemuckel e.V.“. Und so. Oder eben Weihnachten, Mariae Himmelfahrt und Maria-mach-den-Mantel-auf.
Und so las ich heute Morgen, dass übermorgen alle Heiligen von „Allerheiligen“ an der Reihe sind. Obwohl „wir“ die doch letztens
noch im November ausgiebigst be­betet hatten! Da dachte ich mir
so: „Kann nich sein! Kann nich sein!“, und studierte die Stelle zum
2. Mal. Und siehe da, da stand gar nicht „Allerheiligen“, sondern „Allergien“.
So, liebe Leute, das war heute mal ein Beispiel für 'Lange Rede, kurzer Sinn'. Schönen Tag noch!
P.s.:
Und nicht vergessen: 20.2., Tag der Allergien. In Japan. (Nur in Japan.)
19.2.16
Heimatkunde -
heute: Aachen
Dpa meldet:
„Die Polizei in Aachen hat erst nach vier Stunden einen nackten Mann von einem Dach holen können. Der 42-Jährige wollte aus­schließlich mit "Messias" angesprochen werden, weil er sich für Jesus hielt, und warf mit Dachziegeln auf Autos, Passanten und Polizisten.“
Hm.
Nun kann man natürlich, liebe Brüder und Schwestern, ganz simpel einen auf supergenerös machen, gleichsam den Mahatma Ghandhi geben, und den Mann als Lehrkraft in 'ne Inklusionsschule stecken oder ihn als Spinner abtun und so lange in 'ner Klapse belämmern, bis er wie­der wie ein völlig normaler, alltäglich dahergelaufener Ka­tholik tickt.
Man könnte ihn aber auch mal für 'n paar Minuten ernst nehmen – und sich fragen, ja, was wäre denn damals wohl los gewesen, wenn Jesus statt mit guten Worten mit Ziegeln auf Kamele, Schafe, Esel und, nun ja, Polizisten geworfen hätte und die späteren Christen vor allem dann mitsamt ihrer komischen Amtskirche während der folgen­den zwanzig Jahrhunderten auch genau dabei geblieben wären, bei dieser Dachziegel-Praxis.
Ich glaub', Brüder und Schwestern, un' damit möcht' ich schließen -, es würde sich für jeden von uns lohnen allemal, zumindest einmal in sich zu gehen und über diesen Gedanken zwei- bis dreimal nachzu­dösen. Sie müssen ja nicht gleich loslaufen und …
na, Sie wissen schon selber, was zu tun ...
20.2.16
„Die neuen Deutschen“
„Die Zeit – Wochenzeitung für Politik*Wirtschaft*Wissen*Kultur“ und spätbürgerliche Witze hatte vor kurzem bei infas und dem Berliner Wissenschaftszentrum eine Studie zum aktuellen Bewusst­seinszu­stand der Deutschen in Auftrag gegeben, und seit uns vor­gestern am Donnerstag die neue „Zeit“ erschien, wissen wir, was dabei an Hochprozentigem rum- und rausgekommen ist:
„Die neuen Deutschen:
Sie brechen mit alten Werten –
Sie streben nicht nach Besitz –
Sie haben Lust auf Arbeit -
Sie lieben das Leben -“
Ja.
Selten so gelacht.

P.s.:
Und? Was hammer heute? Genau: „Tag der Allergien“!
Un' hab auch schon welche! Paar von den ganz fiesien.
(siehe auch 18.2.'16)