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19.7.23
Barbarei im Mädchenzimmer
‚Kölner Stadtanzeiger 1. Seite:
„Barbie-Film
Ein pinker Alptraum?
Seit Barbie im Jahre 1959 auf den Markt kam, scheiden sich an ihr die Geister. Nun kommt der lang erwartete Spielfilm mit Margot Robbie und Ryan Gösling in die Kinos. Aber passt diese Puppe noch in unsere Zeit?“
Was für eine Frage? Und was für Geister sollen das bitt'schön sein? Ihr seid doch auch nicht mehr ganz bei Trost.
20.7.23
Unsere historische Rätselspaßecke
heute:
Was war und in welchem Jahr denn noch mal an diesem 20. Juli?
Die ‚Wikipedia-Liste der Gedenk- und Aktionstage‘ erzählt uns folgenden Schwank:
„Gedenktag zum Attentat vom 20. Juli 1944 / Staatliche Gedenk­feiern der BRD ab 1952 in Berlin mit Grundsteinlegung für ein Mahnmal“
Und mit dem ersten Satz „Das Attentat vom 20. Juli 1944 war der bedeutendste Umsturz­ver­such des militärischen Widerstandes in der Zeit des Nationalsozialismus“ beginnt das bis heute gültige, staats­raisonable, wunderbar armselige Märchen vom bedeutendsten Um­sturzver­such des militärischen Widerstandes in der Zeit des Natio­nal­sozia­lismus.
Die Realität jedoch war eine andere. Bis 1952 waren die beteiligten Männer für die feine bundesrepublikanische Gesellschaft wie für Hitler nur kriminelle Vaterlandsverräter, die zu Recht erschossen wurden. Die Amateurtruppe um den Grafen Stauffenberg war eine bunte Mischung aus reaktionären, monarchistischen, von ihrem geliebten Führer schwer enttäuschten Nazi- und Kommissköppen, mehrheitlich einfach nur kriegsstrategisch etwas anderer Meinung, Antidemokraten durch&durch, "Wir wollen unsern Kaiser Wilhelm wieder haben"-Hofsängerknaben und eingeborene Judenhasser vom Scheitel bis zur Sohle. Selbst der eine einsame Sozialdemokrat war nur ein Papp­kamerad.
Hier von Umsturzversuch zu fabulieren verbot sich also schon von daher. Die blinde Aktion im Führerhauptquartier aber als die „be­deutendste des militärischen Widerstandes“ zu bezeichnen kommt der historischen Wahrheit insofern recht nah, als es einen militäri­schen Wider­stand einzig & allein nur im Ausland gab.
Und weil selbst heute noch diese unappetitliche Räuberpistole an jedem 20. Juli mit Pauken und Trompeten im Bendlerblock und seit 2008 auch auf den Reichstagswiesen durchgezogen wird, sollte man sich entweder das aktuelle Kriegsgeschrei der Neoimperialisten in Ost & West etwas genauer be­trachten oder jetzt schon mal über die Asylbedingungen anderer Länder informieren. Auf jeden Fall aber einen unauffälligen Um­zugskoffer bereithalten.
21.7.23
Da kommt aber Freude auf!
„Die Union wird künftig zeigen, dass sie eine 'Alternative für Deutschland mit Substanz' ist.“
Hätte diesen Spruch irgendein vorwitziger Knallfrosch der Berliner Ham­pel­mannregierung von sich gegeben, um dem Merz eine reinzu­würgen, hätte die CDU bundesweit einen Beleidigungsklagen­tsunami losgetreten, von dem sich der regierende Heimatverein nie mehr erholt hätte. Doch so war es nicht. (Hätte, hätte - hätte, hätte, Fahrrad­kette.) Sondern so:
Der ungeheure Vorteil von Friedrich, dem größten Sch...Merz aller Zeiten, ist eben ohne Zweifel seine bravouröse Fähigkeit, sich sel­ber irre­parabel ins Knie zu schießen. Als er am letzten Mitt­woch auf der Klausurtagung der CSU im Kloster Andechs sich selbst also als „Arschloch für Deutschland mit Substanz“ bezeichnete, entrüstete sich keiner der versammelten CSU-Figuren. Entweder ging es ihnen simpel am bräsigen Hinterteil vorbei, da sie, wenn sie als Horde auftreten, ja noch schwerer von Kapee sind als der Herr Merz. Oder weil sie sowieso mit ihm auf der gleichen geistreichen Wellenlänge liegen. Wer will‘s wissen.
Dank Twitter (Ja, der Scheissladen hat auch seine positiven Seiten!) aber donnert nun ein Hohn-Getwitter über Merz zusammen, das ihn aber­mals wohl wieder ein paar Schritte flotter ins verdiente Sauer­ländi­sche Aus zurückschicken wird. Und von der CDU hörte man bis dato dazu – alle andern sprechen von unvorstellbarer Entgleisung - keinen Mucks. Wir wünschen gute Reise.
(Das Dumme ist nur – und so sieht‘s aus: ohne Merz wird uns die CDU mit Sicherheit den nächsten Kanzler bescheren.)
22.7.23
In nicht nur eigener Sache
Liebe Leute,
in letzter Zeit musste ich die Texte hier wg Unverständlichkeit und groben Unfugs doch mehrmals überarbeiten. Wenn euch also ab und zu was Spanisch vorkam, wär‘s ganz sinnvoll, dass ihr auch noch mal drübergehen tätet. Bitteschön. Dankeschön.
23.7.23
„Deutsch auf fröhliche Art“ *)
So, dann wollnwamal.
Was hat er denn nu gesagt, der Merz? Wortwörtlich hat er gesagt, der Merz:
„… und damit auch deutlich machen, dass wir wirklich eine Alter­native zu Deutschland mit Substanz sind.“
So. Da er aber praktisch jedes Wort besonders betont hat, weiß man am Ende dann überhaupt nicht, was er denn wirklich sagen wollte: „wir“ und nicht die andern? „wirklich“, also die wahren und damit die einzi­gen? „eine“ Alternative, wieviele gibt‘s denn? Und dann noch mit „Substanz“, mit was? Ich dachte, danach sucht ihr grad! Ja, wat denn nu?
Is aber auch völlig wurscht, denn der wirkliche Hammer ist, dass Merz nicht "für" sondern Alternative "zu" Deutschland gesagt hat. Das heißt: Wenn die Merz-Version Schule macht, und es künftig nicht mehr „Deutschland“ oder was auch immer heißt sondern nur noch „CDU“, dann hat die CDU die AfD heute schon meilenweit rechts überholt.
Aber das kann er doch, unser Friedrich der Große, nicht (wirklich) gemeint haben … Oder doch?

*) So hieß in den 70ern mal ein relativ humorvolles Deutsch-Lernbuch für angehende Klugscheißer.
24.7.23
Vorwärts in die Vergangenheit
Wir sind alleine
Und wir sind zwei
Wir haben alles, was wir brauchen, dabei
Und das ist gut, denn die Zeiten werden wilder

Wir halten durch
Wir halten aus
Wir gehen heut abend nicht mehr raus
Wir haben keine Ahnung
Wir haben Bilder

Und auf meinem bist du aber unscharf
Und du hältst eine Axt in den Händen
Und auf deinem bin ich mit einer Kerze
Und ich sag, "Leute, wo soll das enden?" *)
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„Guten Abend, meine Damen und Herren! Ich begrüße Sie zur Tagesschau
Nach den ersten Hochrechnungen der heutigen Bundestagswahl ergibt sich folgendes vorläufiges Gesamtbild: CDU/CSU 31,6%, AfD 28,7 %, SPD 6 %, Grüne 4,9%, FDP 5,1% und die „ehemalige Linke“ kommt auf 3%. Die „Partei der Religiösen“ kommt ebenfalls auf 3 % und jeweils 2 % entfallen auf die „Partei der Areligiösen“, der „Heimatlosen“, „Hammelhorden“, „Würmerzüchter“, Anonymen Alkoholiker und „Freunde der Transsibierischen Eisenbahn“. Den Rest will wohl die Partei der „Sonstigen“ übernehmen. Habense gesagt.
Der Wahlsieger und Oppositionsführer Kanzlerkandidat Friedrich Merz sagte im ersten Gespräch mit der „Tagesschau“:
„Zunächst einmal möchte ich mich bei allen Helfern und Helfer­innen ...“
Blablabla. Und dann hat er noch gesagt:
„Die Koalition mit der AfD steht doch schon längst. Moment mal, Frau äh Daubner, ich habe schon im Wahlkampf immer behauptet: Selbstverständlich bin ich offen für alle, auch für die „Arschlöcher für Deutschland“ oder wie die jetzt heißen. Die sind zweitstärkste Kraft, Frau äh Daubner. So geht das nun mal inner Demokratie hin und her. Auf Wiedersehen. Versteh'nse?“
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In unsren Augen ist immer Sand
Und unterm Pflaster liegt der Strand
Und die Welt um uns herum
Geht auf und nieder

Wir tauchen unter, wir tauchen auf
Aus unseren Mündern kommen Schall und Rauch
Wir haben keine Lösung
Wir haben Lieder

Und in meinem kommst du vor aber unscharf
Und du hältst eine Axt in den Händen
Und in deinem komm ich vor mit einer Kerze
Und ich sag, "Leute, wo soll das enden?"
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„Guten Abend, meine Damen und Herren! Ich begrüße Sie zu den Spätnachrichten der Tagesschau!
Zugeschaltet ist uns nun der Parteichef der Arschlöcher für Deutsch­land AfD, Herr Kotzkübel. Guten Abend, Herr Kotzkübel, wie sieht‘s aus, haben Sie schon mit Friedrich Merz ...“
„ Derrr...Mmmmmerz is doch … wasssollichdenn äh übs … der rr is ddochn Arschllll.müsssteman..äh..vieleha.. erschiessenlassssen.“
„Vielen Dank, Herr öh … für das aufschlussreiche Gespräch...“
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Wir sind die letzten, die noch stehen
Wir wollen immer wie es weitergeht sehen
Unsere Neugier auf das Ende
Kennt keine Grenze

Wir wollen vorwärts, wir wollen zurück
Wir sind betrübt, wir sind entzückt
Wir haben keine Tränen
Wir haben Tänze

Und in meinem tanz ich dich aber unscharf
Und du hältst eine Axt in den Händen
Und in deinem tanzt du mich mit einer Kerze
Und ich sag, "Leute, wo soll das enden?"

So. Das muss für heute reichen.
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*) „Unscharf mit Katze“ von Sven Regener / Element of Crime
25.7.23
Heute trete ich was kürzer
Anfang 1933 schrieb Karl Kraus: „Zu Hitler fällt mir nichts ein.“ Okay, man sagt, man könne Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. Aber zu Friedrich Merz fällt mir jetzt auch nix mehr ein.
26.7.23
Nachtrag zur Ruhe vor dem CDU-Sturm
Nach einer 3-tägigen Schockstarre, in der seinen Parteifreunden wohl auch nix mehr zu ihm einfiel, donnerte dann doch dank Twit­ter plötzlich ein gewaltiges Hohn-und-Lästergetwitter über Merz zusammen, das heut noch nicht seinen Höhepunkt erreicht hat, eine saubere Shitstormorgie, die selbst für christliche christdemo­krati­sche Verhältnisse ungewöhnlich grausam erscheint.
Nu steht er schon wieder da, als wäre ihm Frau Merkel persönlich in einem dia­bolischen Alptraum über die angegriffene Leber gelaufen.
„Schon wieder diese Merkel! Immer diese Merkel!“ stöhnte Merz, der unheilbar traumati­sierte therapieresistente Kanzlerkandidus, daraufhin weithin sichtbar fürs ewige Leben ge­zeichnet, und be­gann bitterlich zu weinen. Ihm war, als hätt er so gar keine Freun­de mehr in diesem Leben. Außer vielleicht noch diesen linnemann, diesen Wirtschafts­experten.
Ja, fast könnte er einem leidtun.
Auf seinem Grabstein wird wohl stehen:
„Nur wegen Merkel“
27.7.23
Unnütze Gedanken
über antagonistische Paradoxien der sich selbst
erfüllenden Wunsch-und Denkzettelwirklichkeit
Etwas Unerhörtes, Einmaliges stand heute im ‚Kölner Stadtanzei­ger‘. Ein Herr Erik Flügge, seines Zeichens Geschäftsführer der Beratungsfirma ‚Squirrel & Nuts‘, Bestsellerautor und Blogger mit Zehntausenden Followern, erklärt unter der Überschrift „AfD-Panik vernebelt die Sinne“ in seinem Gastkommentar, warum die belieb­te Denkzetteltheorie die billige, gedankenleere Mogelpackung ist, die sie ist, um sich bequem aus der Verantwortung zu stehlen:
„Die AfD mobilisiert im Schwerpunkt Menschen, die ihre Einstel­lungen teilen. Es sind zum allergrößten Teil keine Protestwähler, sondern überzeugte Wähler einer teils rechtsextremen Partei.“
Von wegen Denkzettel!
„Diese Menschen gehen nicht etwa für das demokratische Spektrum verloren, sondern stehen schon seit längerem außerhalb. (...) Ja, es gibt einen gewichtigen Anteil an der deutschen Bevölkerung mit autoritärer Grundeinstellung, und lange gingen diese Leute nicht zur Wahl.“
Jetzt kamen se aber zwischenzeitlich alle aus ihren Löchern gekro­chen. Doch:
„Die AfD hat weitgehend ausmobilisiert.“
Will sagen:
Da kommt nix mehr nach. Das rechtsradikale, antisemi­tische Pack liegt seit Jahrzehnten stabil bei 20 bis 25 Prozent der Bevölkerung, wenn's heftiger stürmt, auch schon mal bei 30Prozent. Man hat fast den Eindruck, solche Art von ‚Bewusstsein‘ sei gene­tisch äh fest­gelegt äh ver­erbbar, So wie Raider jetzt Twix heißt, heißt DNS ab morgen nicht mehr „Desoxyri­bonucleinsäure“, sondern „Deutsche Nationalsozialisten“, sonst ändert sich nix! Mit andern Worten: Steckt euch eure Denk­zettel sonst wohin. Zumal in dem Milieu da sowieso keiner denken will oder kann.
Und nur von banalen Realitäten kann der Durchschnitts­journalist halt eben nicht leben.( Erik Flügge ist da scheint's ne Aus­nahme.) Statt also simpel die Zettel Zettel sein und das Pack am langen rechten Arm mit deutschen Gruß verrecken zu lassen + Ruhe is!, werden die Nazis mit dieser albernen Denk­zettel­verteilerei noch künstlich am Leben gehalten.
Aber ihr müsst ja schließlich auch was zu schreiben haben. Ihr Jour­nalisten, ihr.
28.7.23
Die 11. Plage Gottes?
‚n-tv‘ berichtet:
„Fadenwürmer aus Permafrost nach 46.000 Jahren aufgetaut - sie leben“
Was is denn getz schon wieder los? Was, bitte, is denn da passiert!? Wie kommt so was? Kann mir das mal jemand auf die Schnelle aus­einanderfilibustern?
Nun, durch eine ganz alte Überlieferung sind uns ja die 10 uralten Plagen Gottes hinreichend bekannt. Das waren u.a. die Frösche, Fliegen und Mücken, die Heuschrecken und die Schwarzen Blattern, und sie waren allesamt vom Himmel gefallen. (siehe 2. Mo 7-12) Laut Bekennerpapy­rus hatte damals der liebe Gott die Verantwor­tung dafür übernom­men.
Aber was soll das jetzt? Fantastillionen Fadenwürmer, die diesmal nicht vom Himmel auf die Erde runterregnen, sondern aus dem durch den menschen­gemachten Klimawandel aufge­weichten Perma­frostboden an die frische Luft kriechen...
Auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz, zu der auch Friedrich der Große Merz mit seinem Linnemann geladen war, gab dieser zu bedenken: „Meine lieben Freundinnen und Freunde, wir von der CDU/CSU, äh, also ich habe immer schon ...“ Und dann meldete sich noch Erzkanal Maria Woelki zu Wort und glaubte: „Ich glaube, der liebe Gott hat uns alle...“
„Nee, komm, Maria, lass den Quatsch“, hieß es dann mehrheitlich am Rande der regierungsnahen Selbsterfahrungsgruppe. „Im Übri­gen, der liebe Gott hat zur Zeit nun wahrlich andere Sorgen und kann sich nicht um jeden Scheiß kümmern“, rief da Joa­chim Frank, der politische Chefkor­res­pondent des Stadtanzeigers dazwischen. „Und was diese Faden­würmer betrifft“, so der politi­sche Chefkor­res­pon­dent weiter, „ist es wohl so, dass wir erst die weitere Entwicklung mal abwarten und dann die genauen Expertisen der inter­nationalen Fachexpertisen prüfen müssen. Solange werden wir wohl in die Röhre gucknkönnen.
Was wir heute allerdings schon einigermaßen wissen ange­sichts der menschgemachten Kriege, Seuchen und Völkermorde ...“ und dabei schaute der gute Mann bedeutungsschwanger in die runde Runde: „Der liebe Gott, meine sehr verehrten Zuschauer und hörerinnen, der liebe Gott macht keine hal­ben Sachen!
Amen.“